Eisige Zeiten – wo Obdachlose in Mönchengladbach Hilfe finden
Im Winter ist es besonders hart, auf der Straße zu überleben. Wohin also bei Minustemperaturen, wenn man keine Wohnung hat? Eine Aufstellung.
MÖNCHENGLADBACH Seitdem die Temperaturen in den Minusbereich gerutscht sind, beginnen die Streetworker der Diakonie in Mönchengladbach ihren täglichen Dienst früher als üblich. Schon um 6.30 Uhr suchen sie die Plätze der Obdachlosen auf, in ihren Rucksäcken Thermoskannen mit heißem Tee. Zwar gibt es in der Stadt Notschlafstellen, aber einige Obdachlose ziehen es doch vor, draußen zu schlafen.
„Das hat ganz unterschiedliche Gründe“, sagt Brigitte Bloschak, Leiterin des Fachbereichs Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie. Manche können es aus psychischen Gründen nicht, andere wegen ihres Drogenkonsums oder weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Trotzdem brauchen sie Hilfe, um durch den Winter zu kommen. Die bekommen sie auf ganz unterschiedlichen Ebenen.
Tagescafés In den beiden Café Pflaster in Mönchengladbach (Kapuzinerstraße 44) und Rheydt (Brucknerallee 37) bekommen Obdachlose ein preiswertes Frühstück und einmal in der Woche ein kostengünstiges warmes Mittagessen. Dazu können sie duschen und ihre Wäsche waschen. Jeweils montags und mittwochs öffnet die dortige Kleiderkammer, wo kostenlos lange Unterhosen, Mützen, Schals, Handschuhe und Socken ausgegeben werden.
Auch das Café Emmaus vom SKM (Waisenhausstraße 22) in Rheydt hat ein solches Angebot für Obdachlose. Das Frühstück ist kostenlos, für Mittagessen und Getränke wird ein kleiner Obolus berechnet. Wer will, kann hier duschen und Wäsche waschen.
Das Bruno-Lelieveld-Haus an der Erzbergerstraße 8 ist eine weitere Adresse für Obdachlose. Etwa 110 Frauen und Männer kommen zurzeit jeden Tag, um sich aufzuwärmen. Sie bekommen ein Frühstück, heißen Tee und Kaffee, drei Mal in der Woche gibt es ein heißes Mittagessen. Auch hier können die Gäste ihre Wäsche waschen und sich pflegen. Aus der Kleiderkammer gibt es bei Bedarf warme Kleidung.
Essensausgabe an öffentlichen Plätzen In Mönchengladbach gibt es viele Ehrenamtliche, die sich um Obdachlose und wohnungslose Menschen kümmern: die Suppentanten, „Wir für MG“und die Straßenkämpfer verteilen regelmäßig Essen und Utensilien wie Schlafsäcke, Isomatten, warme Wäsche, Mützen, Schals und Jacken. „Ich habe mich heute schon mit mehreren Geschäftsinhabern in Verbindnug
gesetzt, um 100 Schlafsäcke zu organisieren“, sagt Iris van Montfort-Eickhoff, Sprecherin der Suppentanten. Die Suppentanten stehen jeden Samstagmittag am Platz der Republik und geben heißen Eintopf aus. Dazu oft Kuchen, Obst, Joghurt und Brot. Das Angebot richtet sich nach den Spenden.
Ebenfalls samstags sind die Straßenkämpfer am Theater in Rheydt im Einsatz. Auch hier gibt es heiße Suppe, Brot und Süßigkeiten.
Der Verein „Mönchengladbacher helfen“ist zwei Mal in der Woche mit seinem Wärmetaxi in Rheydt unterwegs, um warme Mahlzeiten zu verteilen: dienstags und donnerstags ab 18 Uhr zuerst am Marktplatz Rheydt und anschließend am Tellmannplatz.
Der Verein „Wir für MG“steht mit dem Kältebus mittwochs um 16.30 Uhr an der Radstation am Platz der Republik, um warmes Essen und Getränke auszugeben. Dazu gibt es im Kältebus warme Sachen,
Schlafsäcke, Isomatten und Hygieneartikel.
Notschlafstellen Für Männer gibt es eine Notschlafstelle an der Jenaer Straße mit 30 Plätzen, die von der Diakonie betrieben wird. Im Luisental gibt es eine weitere Einrichtung der Stadt mit 69 Plätzen. Hier finden Frauen und Familien Aufnahme. Zusätzlich gibt es noch 16 Notschlafplätze für Männer.
Was jeder machen kann Besonders nach Geschäftsschluss kann man beobachten, wie Obdachlose ihr Nachtlager in den Eingängen zu den Geschäften aufschlagen. „Wenn man jemanden irgendwo in der Kälte sieht, ansprechen und fragen, ob etwas gebraucht wird“, sagt Brigitte Bloschak. Nicht immer ist es das Brötchen und der Kaffee. Wenn jemand nicht ansprechbar ist, dann rät Bloschak dazu, einen Rettungswagen oder die Polizei zu rufen.