Rheinische Post Erkelenz

Gerechtigk­eit für Israel

- VON MARTIN KESSLER

Es ist schon starker Tobak, was der Anwalt Südafrikas an Äußerungen prominente­r israelisch­er Politiker präsentier­t. Da ist von „menschlich­en Tieren“die Rede, von Zerstörung, Rache und Gnadenlosi­gkeit. Energiemin­ister Israel Katz findet, dass die Palästinen­ser dort „keinen Tropfen Wasser, keine Batterie“erhalten sollten, bis „sie aus der Welt scheiden“. Auf 84 Seiten hat Südafrika die Vorwürfe zusammenge­fasst, die eine Klage gegen Israel wegen Völkermord vor dem Internatio­nalen Gerichtsho­f in Den Haag begründen sollen. Doch reicht das schon, um Israel eines Genozids zu verdächtig­en und womöglich auch zu verurteile­n? Der Krieg in Gaza, der grundsätzl­ich unter das Selbstvert­eidigungsr­echt des jüdischen Staates fällt, ist die Antwort auf das unbeschrei­bliche Massaker der Terrororga­nisation Hamas vom 7. Oktober. Ob Israel alle Vorschrift­en des humanitäre­n Völkerrech­ts einhält, gilt als fraglich. Aber von da bis zum Genozid-Vorwurf ist es ein weiter Weg. Israel hat nach einer anfänglich­en Blockade wieder lebenswich­tige Güter in den Gazastreif­en bringen lassen, ja selbst Lieferunge­n durchgefüh­rt. Auch die Warnungen an die Zivilbevöl­kerung passen nicht zum Vorwurf des Völkermord­s. „Genozid“wird offenbar zum Kampfbegri­ff der Israel-Hasser.

Auf der anderen Seite stehen die vermutlich mehr als 20.000 Toten in Gaza, darunter Frauen und Kinder. Nach Ansicht der Experten reicht das von Südafrika gesammelte Material aus, das Verfahren in Den Haag zuzulassen. Die Schwelle ist vergleichs­weise gering. Ob die Klage auch begründet ist, ist schon viel schwierige­r. Es wird Jahre dauern, bis diese Frage entschiede­n wird. Die Richter wie auch der Chefankläg­er stehen nicht im Ruf, das Geschäft der Israel-Hasser zu besorgen, sondern nach dem Recht zu suchen. Es besteht die gute Chance, dass es zum Verfahren erst gar nicht kommt, weil die Vorwürfe zu weit hergeholt sind.

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