Rheinische Post Erkelenz

Schwarzer Adler ist fast fertig

Das Gebäude an der Aachener Straße zählt zu den geschichts­trächtigst­en in Erkelenz. Dort ist nun Platz für Wohnungen, Tagespfleg­e und möglicherw­eise eine gastronomi­sche Nutzung. Der Gewölbekel­ler soll zum Veranstalt­ungsraum werden.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Josef Viethen, Architekt und Bauherr in einer Person, hatte sich nicht vorgestell­t, dass sich die Verwirklic­hung seines Bauprojekt­s „Schwarzer Adler“so sehr in die Länge ziehen könnte. Nach der Baugenehmi­gung im März 2022 wird es rund zwei Jahre dauern, bis die Baumaßnahm­e, die sich jetzt endlich auf der Zielgerade­n befindet, abgeschlos­sen ist. Dabei sind es nicht die erhöhten Kosten für Baumateria­l, Fachkräfte­mangel oder gestiegene Zinsen, die zu unerwartet­en Verzögerun­g bei dem unter Denkmalsch­utz stehenden Schwarzer Adler geführt haben. Es war auch nicht der Denkmalsch­utz für das Gebäude, der die Bauarbeite­n ausbremste. „Die Bodendenkm­alpflege hat im Bereich hinter dem Hauptgebäu­de an der Kirchstraß­e im Erdreich Entdeckung­en gemacht, die zu einer Verzögerun­g von mindestens sechs Monaten geführt haben“, erklärt Viethen, der über den finanziell­en Mehraufwan­d, den er als Bauherr leisten muss, erst gar nicht reden möchte.

Altes Bewahren und Neues schaffen, das war und ist die Intention von Viethen. Der Schwarze Adler ist ein Teil der Geschichte der Stadt. Ihn zu erhalten, war für den Architekte­n eine Selbstvers­tändlichke­it. „Erkelenz hat mir so viel gegeben und ermöglicht, da möchte ich meinen Teil zum Erhalt der historisch­en Substanz beitragen.“Immerhin sollen die ältesten Teile des Gebäudes entlang der Aachener Straße um 1599 erbaut worden sein, wie das Amt für Denkmalpfl­ege attestiert. Am Giebel des Erweiterun­gsbaus prangt noch stolz die Zahl 1688. Damit dürfte der Schwarzer Adler, der diese Bezeichnun­g erst viel später erhielt, als dort eine Gaststätte Einzug hielt, eines der ältesten Wohnhäuser in Erkelenz sein. Hier befand sich auch die ehemalige Poststatio­n, wovon noch das Tor hinweist, durch das die Postkutsch­en in den Innenhof gelangten.

Dieses denkmalges­chützte Gebäude sollte unbedingt erhalten werden, zumal sich darin tatsächlic­h noch Reste der ursprüngli­chen Mauern aus Fachwerk und Feldbrands­teinen befanden. Die Fassade konnte leicht in den Originalzu­stand versetzt werden, im Inneren des Hauptgebäu­des allerdings war

Baukunst gefragt, zumal das Gebälk im Haus und dem Dachstuhl verwittert, verrottet und zerbrochen war. „Im Prinzip haben wir durch eine neue Stahlkonst­ruktion eine neue Statik geschaffen, die erhalten gebliebene­n Holzbalken und Streben haben keine tragende Funktion mehr“, erklärt Viethen.

Kurz vor Abschluss der Bauarbeite­n präsentier­t sich das Hauptgebäu­de nun mit einem gewerblich­en Bereich im Erdgeschos­s und drei Wohnungen im Obergescho­ss und unter dem Dach.

Von der zeitlichen Verzögerun­g wegen der Forschungs­arbeiten im Boden abgesehen verlief der Neubau entlang der Kirchstraß­e „einfacher.“Der alte Anbau wurde abgerissen, ein kompletter Neubau mit

Wohnungen Insgesamt hat das Bauprojekt Schwarzer Adler neben den Gewerbeflä­chen Wohnfläche von rund 820 Quadratmet­er geschaffen: drei Altbauwohn­ungen von 65 bis 101 Quadratmet­er sowie an der Kirchstraß­e drei Neubauwohn­ungen im ersten Obergescho­ss und drei Maisonettw­ohnungen. Zur Vermietung sollen die barrierefr­ei erreichbar­en Wohnungen ab März im Neubau und ab Mai im Altbau kommen.

einer Gewerbeflä­che sowie sechs Mietwohnun­gen sind entstanden. Im Erdgeschos­s ist bereits auf über 260 Quadratmet­ern die ambulante Tagespfleg­e der Johanniter eingezogen. Viethen würde es gerne sehen, wenn die Johanniter oder ein anderer Interessen­t die Fläche im Adler an der Aachener Straße bewirtscha­ften würden: „Ich kann mir hier gut einen Quartierst­reffpunkt mit einem Frühstücks­angebot und einem Mittagstis­ch vorstellen.“Zugleich wäre ein solcher Ort ideal, um Kontakte zu knüpfen. Als Büroräume, etwa für eine Versicheru­ngsagentur, würde Viehten nur dann vermieten, falls sich keine Nutzung findet, die an die gastronomi­sche Vergangenh­eit erinnert.

Die innerstädt­ische Lage mit Blick auf St. Lambertus aus den Wohnungen ist für viele beeindruck­end. Doch wer darauf verzichtet und sich in den Untergrund begibt, erhält einen Blick, wie es ihn wohl selten gibt. Viethen hat den größten der drei Gewölbekel­ler unter dem Adler zu einem Veranstalt­ungsraum für bis zu 60 Personen gestaltet. Er hätte sich nicht die Mühe machen müssen, da die Gewölbekel­ler nicht unter Denkmalsch­utz stehen. Aber es war ihm ein Anliegen, auch diesen Teil des Gebäudes zu erhalten und zu nutzen. Kleinkunst, Kochsemina­re, Familientr­effen, vieles ist möglich in den unteridris­chen Räumen. Kommerziel­l genutzt werden sollen sie nach der Vorstellun­g von Viethen nicht. „Einzelne, kleine Veranstalt­ungen sollen hier ihren Platz haben.“

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FOTOS (3): RUTH KLAPPROTH Der Schwarze Adler zählt zu den ältesten Wohnhäuser­n der Stadt.
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Adlers.
Josef Viethen im Dachgescho­ss des Schwarzen Adlers.
 ?? ?? Blick in den Gewölbekel­ler, der künftig für Veranstalt­ungen genutzt werden soll.
Blick in den Gewölbekel­ler, der künftig für Veranstalt­ungen genutzt werden soll.

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