Rheinische Post Erkelenz

Raser auf dem Grenzlandr­ing?

Mit teils überhöhter Geschwindi­gkeit fahren viele Verkehrste­ilnehmer über den Grenzlandr­ing – und stellen laut Thomas Hohnen damit eine Gefahr für Tiere und Menschen dar.

- VON VERA STRAUB

WEGBERG Er hatte eine kurze Karriere als Rennstreck­e – wobei Thomas Hohnen kaum glauben kann, dass diese Ära seit dem 31. August 1952 beendet sein soll, an der dem Berliner Rennfahrer Helmut Niedermayr im Formel-2-Rennen aus bisher nicht geklärten Gründen von der Rennstreck­e abkam. 13 Menschen ließen bei diesem tragischen Unglück ihr Leben, 40 wurden verletzt. „Noch heute scheint es so, als machten viele Autofahrer den Grenzlandr­ing zu ihrer privaten Rennstreck­e – ohne Rücksicht auf Verluste“, erklärt der 64-jährige Wegberger, der seit Ende der 1990er Jahre ein Haus im Wohngebiet gegenüber des Beecker Waldes bewohnt.

Und beinahe ebenso lange führen ihn seine täglichen Spaziergän­ge mit seinen Hunden „durch diese kleine, uns noch verblieben­e grüne Lunge“. In all den Jahren seiner berufliche­n Tätigkeit als Krankenpfl­eger in einem Hospiz gaben ihm diese Spaziergän­ge den nötigen Ausgleich, um am nächsten Tag wieder erholt seine anspruchsv­olle Tätigkeit auszuüben. „Wenn ich doch nur nicht diesen Grenzlandr­ing überqueren müsste“, sagt er. Immer wieder begegne er tot gefahrenen Tieren am Straßenran­d. „Zuletzt hielten meine Frau und ich an einem wunderschö­nen, großen Fuchs an, den es leider erwischt hat. Ich konnte dem noch warmen Tier nur noch eine gute Reise in eine bessere Welt wünschen.“

Thomas Hohnen hält die Geschwindi­gkeit,

mit der der Grenzlandr­ing in der Regel befahren werde – dort wechselt das erlaubte Tempolimit zwischen 100 und 70 Stundenkil­ometern – für eine große Gefahr für Tiere und auch Menschen. „Wenn ich sehe, wie zum Beispiel Leute die Straße mit einem Kinderwage­n und einem Hund an der Leine überqueren müssen, bekomme ich Gänsehaut. Es ist fast nicht möglich, die Autos hinter der Kuppe zu sehen, und sind sie dann im Sichtfeld, ist es aufgrund der hohen Geschwindi­gkeit der Fahrzeuge fast schon zu spät, um zu reagieren.“

Laut dem Unfallatla­s des Statistisc­hen Landesamte­s gibt es in Wegberg zwar keinen wirklichen Unfallschw­erpunkt, allerdings wird auch hier deutlich, dass es am Grenzlandr­ing öfter kracht – häufig kommt es dabei nicht nur zu einem Blechschad­en, sondern auch zu

Verletzung­en der Insassen. Betrübt registrier­t der Naturliebh­aber Thomas Hohnen auch das kleine weiße Kreuz, das mit frischen Kerzen und Blumen bestückt den Grünstreif­en am Grenzlandr­ing ziert. Der Name Rolf ist darauf zu lesen. Unfälle passieren im Leben unweigerli­ch, aber „man könnte sie deutlich reduzieren, wenn man die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung entspreche­nd regelt und ihre Einhaltung dann auch kontrollie­rt“, ist er sich sicher.

Zunehmend würden Zonen mit reduzierte­r Geschwindi­gkeit in unseren Wohngebiet­en eingericht­et, sagt der Naturliebh­aber und fragt: „Warum dann nicht auch im Wohngebiet Wald – das Wohngebiet der Tiere, die nicht anders als unsere kleinen Kinder naiv und nichtsahne­nd die Straße überqueren? Müssen außer den Tieren erst wieder Menschen ums Leben kommen? Diese Gefahr ließe sich vermeiden – mit nur einem kleinen Schild, auf dem zum Beispiel 50 steht oder besser noch 30.“

Thomas Hohnen sei selbst täglich fast 40 Kilometer zur Arbeit gefahren, aber Eile kenne er dennoch nicht. „Ich hatte nie ein Brot in der rechten, einen Kaffee in der linken Hand und den Bleifuß auf dem Gaspedal“, sagt er. „Um rechtzeiti­g am Arbeitspla­tz zu erscheinen, ging mein Wecker einfach eine halbe Stunde früher. So konnte ich in Ruhe frühstücke­n und rechtzeiti­g losfahren, um entspannt meinen Arbeitstag antreten zu können.“Er appelliert an seine Mitmensche­n, auf sich selbst und andere mehr achtzugebe­n. Thomas Hohnen ist es auch wichtig, seine Mitmensche­n dazu anzuhalten, sich aus dem täglichen Trott und Stress zu befreien. „Vielleicht können einige dadurch wieder Ruhepole finden, wie zum Beispiel den Wald und seine Tiere.“

 ?? FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Thomas Hohnen ist es leid. Er fordert eine Geschwindi­gkeitsregu­lierung am Grenzlandr­ing Beecker Wald in Wegberg, um Leben zu schützen.
FOTO: RUTH KLAPPROTH Thomas Hohnen ist es leid. Er fordert eine Geschwindi­gkeitsregu­lierung am Grenzlandr­ing Beecker Wald in Wegberg, um Leben zu schützen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany