Zweistufenplan gegen die Anfälligkeit
Borussia war im ersten Teil der laufenden Saison wieder sehr fehlerhaft und wankelmütig. Trainer Gerardo Seoane geht in Theorie und Praxis dagegen an. Worauf es bei den Spielern ankommt, damit er damit Erfolg hat.
Gerardo Seoane hat die Zeit seit dem Trainingsauftakt am 2. Januar eingeteilt in zwei Abschnitte. Die ersten zehn Tage definierte Borussias Trainer als Vorbereitung, da ging es darum, allgemeine Grundlagen zu schaffen, körperlich und fußballerisch. Es war sozusagen ein Winter-Trainingslager daheim. Die Rahmenbedingungen im BorussiaPark geben das her, mal abgesehen vom Wetter, das in südlichen Gefilden doch angenehmer ist. Der freie Tag am Donnerstag war eine Zäsur, nun wird ganz konkret hingearbeitet auf das Spiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag (17.30 Uhr).
Worauf es auch ankam in den vergangenen zwei Wochen: Weil die Borussen im ersten Saisonteil mentale Instabilität an den Tag gelegt haben. Nicht zuletzt war das beim Jahresabschluss 2023 der Fall, gegen Bremen (2:2) wurde der Sieg und dann gegen Frankfurt (1:2) in der Nachspielzeit sogar alles verspielt. Generell waren die Borussen immer wieder wankelmütig und janusköpfig im Verlauf der 16 Ligaspiele. So gilt es für Seoane, den Spielern mehr mentale Stärke zu vermitteln.
Der Trainer, der selbst in Ruedi Zahner einen Mentor hat, der ihm in den gemeinsamen Gesprächen Lösungswege aufzeigt und Energie vermittelt, geht die Therapie auf zwei Ebenen an, in Theorie und Praxis: In Gesprächen, mal in Gruppen, vor allem einzeln, und dann, als Fortführung des Besprochenen, auf dem Trainingsplatz.
Dabei sind unter anderem Extraschichten vor oder nach den offiziellen Einheiten angesagt. So lernten
Manu Koné und Rocco Reitz zuletzt in einer Sondereinheit die Ballannahme nach unsauberen Anspielen. „Es gibt, vor allem für die jungen Spieler, individuelle Einheiten, mal vor dem Training, mal danach. Es wird im Gespräch etwas aufgezeigt und dann trainiert, einzeln oder in Gruppen“, erklärt Seoane.
Es geht ihm bei seinem Zweistufenplan gegen die Anfälligkeit vor allem darum, die Spieler zu einem Moment der Erkenntnis zu bringen, der sie verstehen lässt, warum was wie falsch gelaufen und warum es auf welche Art besser gemacht werden kann – analysieren, reflektieren, antizipieren, das ist der Seoane-Weg des Lernens. Er will den Spielern nicht etwas eintrichtern, das sie dann allein reproduzieren, er will Einsicht und Entwicklung, die Borussen
Training in Spielformen zu reproduzieren, versuchen die Erkenntnisse in die Trainingsinhalte einfließen zu lassen“, sagt Seoane.
Entscheidend ist im nächsten Schritt, das in der Videoanalyse, in Gesprächen und im Training Erlernte anzuwenden auf den Ernstfall, also zu übertragen auf das Spiel und seine Anforderungen. Was das angeht, darf Seoanes Kopfarbeit mit seinen Spielern getrost noch mehr Früchte tragen als bisher. Meist waren es keine komplexen taktischen Vergehen, die Probleme erzeugten, sondern individuelle Fehler. Den Fokus hochhalten bis zum Schluss, diszipliniert sein und bleiben über 90 Minuten, das galt es, den Borussen nachhaltiger beizubringen.
„Wir müssen uns wieder gut vorbereiten auf die Spiele. Wir haben natürlich jetzt aus der Hinrunde mehr Kenntnisse“, sagte Kapitän Julian Weigl. Diese Kenntnis jetzt gewinnbringender anzuwenden, das ist die Aufgabe von Weigl und dem Rest des Teams. Seoane gibt den Profis das mentale und fußballerische Know-how. Es auf den Platz mitzunehmen und umzuwandeln in Erfolg, das liegt an den Spielern.
Sie sind zudem gefordert, mehr Willen zu haben, siegreich zu sein, nicht zufrieden zu sein mit einer Führung, sondern sie als Weg zum Erfolg begreifen und nicht als Endpunkt, gewinnen wollen statt nicht verlieren wollen – ob die Borussen im neuen Jahr da schon weitergekommen sind, wird sich ab Sonntag, 17.30 Uhr, zeigen, wenn gegen den VfB Stuttgart das neue Fußballjahr für Gladbach beginnt.