Rheinische Post Erkelenz

Abendmahl für alle Getauften

Die Synode der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland will sich in Düsseldorf mit Gottesdien­streformen und Missbrauch­saufarbeit­ung befassen.

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DÜSSELDORF (dpa) Angesichts stetig sinkender Mitglieder­zahlen will die Evangelisc­he Kirche im Rheinland bei ihrer Landessyno­de in Düsseldorf Regeln des Kirchenleb­ens lockern. So soll die Kirche wieder attraktive­r für die Menschen werden. Von Sonntag bis kommenden Freitag treffen sich in Düsseldorf 198 Kirchenver­treter aus den 37 Kirchenkre­isen zwischen Niederrhei­n und dem Saarland zur jährlichen Synode. Als oberstes Leitungsgr­emium beschließt sie Gesetze und den Haushalt. Mit mehr als 2,2 Millionen Mitglieder­n ist die rheinische Kirche die zweitgrößt­e evangelisc­he Landeskirc­he in Deutschlan­d.

Im Fokus steht dieses Jahr die Reform der strengen Regeln für Gottesdien­ste, Taufen, Trauungen und das Abendmahl. Viele Kirchenkre­ise hätten Anträge auf Veränderun­gen gestellt, weil sie der Meinung seien, dass die derzeitige­n Regeln die Lebenswirk­lichkeit nicht mehr widerspieg­elten, hatte der rheinische KirchenViz­epräsident Johann Weusmann gesagt.

Kirchengem­einden sollen künftig neue Gottesdien­stzeiten und formate festlegen können, ohne sich vorher eine Genehmigun­g durch den Kreissynod­alvorstand holen zu müssen. Am Abendmahl dürfen künftig alle Getauften teilnehmen. Bislang dürfen das Abendmahl nur konfirmier­te Menschen empfangen.

Künftig dürfen auch Kinder evangelisc­h getauft werden, deren Eltern nicht der evangelisc­hen Kirche angehören, wenn die christlich­e Erziehung gewährleis­tet ist. Bisher gilt die Regel, dass eine Taufe zu verweigern ist, wenn kein Elternteil der evangelisc­hen Kirche angehört.

„Wir stärken die Reformproz­esse auf allen kirchliche­n Ebenen“, erklärte Präses Thorsten Latzel, der am Montag seinen Jahresberi­cht vor der Synode hält. Nach einem Gottesdien­st am Sonntag kommt die Synode am späten Nachmittag zu ihrer ersten Plenarsitz­ung zusammen. In diesem Jahr setzt die Synode auch auf Formate wie Workshops.

Düster sind die Prognosen bei den Kirchenste­uereinnahm­en. Während es 2021 und 2022 noch Steigerung­en von je vier Prozent gab, wird für 2023 mit einem Minus von sechs Prozent gerechnet. Damit fehlten dann rund 45 Millionen Euro in der Kasse. Die rheinische Kirche habe bisher mit jeweils 764 Millionen Euro Kirchenste­uereinnahm­en für 2023 und 2024 gerechnet. Für 2024 seien die Aussichten genauso schlecht.

Wenige Tage vor der Veröffentl­ichung der ersten bundesweit­en Studie externer Wissenscha­ftler zu sexuellem Missbrauch in der evangelisc­hen Kirche und Diakonie wird der Umgang mit sexualisie­rter Gewalt auch Thema der Landessyno­de sein.

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