Backen mit Gefühl
Anti-Stress-Therapie und Balsam für die Seele: In ihrem Kochbuch versammelt die Kölnerin Theresa Knipschild unkomplizierte und alltagstaugliche Rezepte.
Wissenschaftler haben es herausgefunden: Backen hat einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die geistige Gesundheit. Eine im Journal of Positive Psychology veröffentlichte Studie hat gezeigt: Backen ist ein Akt der Achtsamkeit, bei dem alle Sinne eingebunden werden. Denn damit Kuchen oder Plätzchen gelingen, muss man sich auf die klare Abfolge der Arbeitsschritte konzentrieren, also achtsam sein. Backen als Antistresstherapie hat viel mit Ruhe zu tun – der inneren sowie mit der Geduld, die Teigruhe- und Backzeiten einen lehren.
Eine, die für ihr Leben gern backt, ist Theresa Knipschild. Gebäck und Torten sind ihre Welt – und das seit Kindergartenzeiten. Damals bekam sie zu ihrem Geburtstag stets kleine Nusstörtchen mit Schokoladenglasur, bunten Zuckerstreuseln und Weingummitierchen – handgemacht von ihrer Mutter. Als sie
Eine Studie zeigt: Backen ist ein Akt der Achtsamkeit, bei dem alle Sinne eingebunden werden
dann alt genug war, hat die gebürtige Sauerländerin Mamas Törtchen so oft, wie es ging, nachgebacken. „Schon damals fiel mir auf, dass – auch wenn ich mich genau an die Rezeptur hielt – meine Törtchen anders schmeckten“, sagt sie und ist davon überzeugt, dass man Gefühl in Kuchen schmecken kann: „Das ist die geheime Zutat, die fühlbar ist und das Ganze zu etwas Besonderem macht.“
Nach einigen Umwegen, unter anderem an die Universität, siegte die Leidenschaft für das Backhandwerk. Mittlerweile ist Knipschild Konditormeisterin, als Dozentin für das Fach Konditorei tätig und vor allem bekannt als Expertin im Fernsehen. Bei „Hier und heute“beispielsweise präsentiert die in Köln lebende 33-Jährige ihre Rezeptideen vom klassischen Käsekuchen über Fruchttorten wie der Aprikosen-Tarte-Tatin, bis hin zur Festtagstorte mit Vanillebuttercreme und Weihnachtsplätzchen. „Wichtig ist mir immer, dass die Rezepte einfach nachzubacken sind und keine aufwendigen Zutaten oder komplizierte Abläufe haben“, sagt sie.
Alltagstauglichkeit ist denn auch das Stichwort der mehr als 60 Rezepte, die Knipschild in ihrem ersten Kochbuch veröffentlicht hat. Unter dem Titel „Kuchen für immer, und immer wieder anders“macht sie selbst Backmuffeln Lust auf Aprikotieren, Stäbchenprobe und Wasserbad. Sie gibt Tipps für Apfelkuchen, saftige Brownies oder Mohnschnecken.
Außerdem gibt es ein Extra: „Grundrezepte für immer“für alle Teigarten – vom Biskuit- bis zum Quark-Öl-Teig –, Streusel, Glasuren, Toppings, Füllungen, Quarkbällchen und Co., mit veganen Varianten. Nicht alle Rezepte lassen sich durch Ersetzen der Zutaten vegan umwandeln. Falls das jedoch problemlos möglich ist, ist das im Rezept notiert und ebenso markiert. Neben dem Basiswissen für alle mit oder ohne Backerfahrung und diversen Pannenhilfen („Was tun, wenn Gebäckstücke zu trocken geworden sind? – Zerkrümeln mit Konfitüre, Sahne oder Eis im Glas servieren“) lassen sich so unterschiedlichste Lieblingskuchen backen. Auch bei den Formen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, denn die Rezepte sind einfach umzurechnen.
Obschon es eigentlich banale chemische Prozesse sind, die beim Backen
ablaufen, tut es gut, wenn das mit den eigenen Händen geschaffene Werk im Ofen langsam aufgeht, sich der Duft im Raum ausbreitet und man schließlich das Ganze genießen kann. Keine Frage, Backen hat einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden. Und natürlich verrät die Konditorin Theresa Knipschild auch das Rezept für Mamas Nuss-Geburtstagstörtchen, mit dem schließlich alles anfing.