„Arabisch ist sehr im Kommen“
An Hochschulen kann man nicht nur studieren, sondern nebenher auch Sprachen lernen – sogar die Gebärdensprache. Welche Kurse gefragt sind, erklärt eine Expertin.
Frau Boes, welche Sprachkurse bietet die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität?
BOES Wir haben immer etwa 130 Kurse in rund 20 Sprachen im Angebot, von A wie Arabisch bis T wie Türkisch. Darunter sind mehrfach Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch in verschiedenen Sprachlevels vertreten, für alle, die die Sprache neu beginnen oder nach der Schule weiterführen möchten. Spanisch ist wahnsinnig gefragt. Sehr gut angenommen wird auch deutsche Gebärdensprache. Koreanisch, Japanisch und Niederländisch sind eng mit Düsseldorf und unserer Universität verbunden: Niederländisch aufgrund der räumlichen Nähe zu den Niederlanden und den vielen Touristen von dort, Japanisch und Koreanisch durch die entsprechenden Com- munitys und Arbeitgeber in Düsseldorf sowie unse- ren Studiengang Modernes Japan. Wir bieten aber auch Randsprachen wie Finnisch oder Tschechisch an.
Woher kommt der Boom des Spanischen gegenüber dem Interesse an anderen Sprachen?
BOES Spanisch ist nicht nur eine schöne romanische Sprache, sie spielt inzwischen auch in der Wirtschaft eine große Rolle und wird in vielen Teilen der Welt gesprochen. Auch wer in die Tourismusbranche möchte, braucht die Sprache zwingend.
Welche Sprachen sind bei den Studierenden außerdem beliebt?
BOES Arabisch ist sehr im Kommen, und auch das bereits erwähnte Koreanisch, das laut den Studierenden vor allem bei vorhandenen Japanischkenntnissen vergleichsweise einfach zu lernen ist, haben wir in den vergangenen Jahren auf acht Kurse ausgebaut. Interessanterweise ist Englisch in den unteren Niveaus nicht mehr so gefragt.
Woran liegt das?
BOES Die Studierenden kommen bereits mit einem sehr guten Niveau aus der Schule. Auch die sozialen Medien und englischsprachige Serien tragen dazu bei, dass viele bereits ein sehr ordentliches Englisch sprechen. Deshalb gibt es bei den Englischkursen eine starke Tendenz in Richtung Fachsprache: also English for Medical Students oder English for Scientists. Da wünschen sich die Studierenden, dass sie Fachgespräche in der Fremdsprache führen können.
Gibt es diese Bestrebungen auch für andere Sprachen?
BOES Tatsächlich bieten wir ganz neu auch Arabisch und Türkisch für angehende Mediziner und Medizinerinnen an. Dabei bringen die meisten Teilnehmenden aber gar keine Vorkenntnisse mit, sondern es geht darum, ganz einfache Patientengespräche zu führen, also etwa: „Wie lange hat das Kind schon Fieber?“, oder „Wo tut es genau weh?“. Das kann etwa im Klinikalltag sehr hilfreich sein.
Warum macht es Sinn, neben dem Studium auch noch eine Sprache neu zu lernen oder zu vertiefen? BOES Eine große Motivation unserer Studierenden sind die Auslandsaufenthalte. Dafür werden vor allem Englisch- und Spanischkenntnisse verbessert, und manchmal muss der Sprachkurs sogar für das Auslandssemester nachgewiesen werden. Auch für einige Masterstudiengänge muss man Sprachkenntnisse auf einem bestimmten Niveau nachweisen. Wichtig ist aber für viele der soziale Aspekt:
Man trifft im Sprachkurs andere Studierende – auch außerhalb des eigenen Studiengangs – in netter Atmosphäre und kann seine Kompetenzen erweitern. Manche setzen auch auf den Wettbewerbsvorteil bei der Bewerbung, wenn man zusätzliche Sprachkenntnisse nachweisen kann. Und nicht zuletzt spielt auch die Liebe eine Rolle: Wessen Partnerin oder Partner beispielsweise eine russische Familie hat oder aus China stammt, der hat gleich eine ganz andere Motivation, eine neue Sprache zu lernen. Manche wollen auch einfach die Sprache ihrer Großeltern wieder erlernen.
Die Sprachkurse sind in bestimmte Levels gegliedert, also etwa A1 oder B2. Was bedeuten diese eigentlich genau?
BOES Diese Levels sind europaweit einheitlich festgelegt. Dabei steht A für die elementare Sprachverwendung, B für die selbstständige und C für die kompetente Sprachverwendung. Diese drei Stufen werden dann noch mal zweigeteilt: Die Stufe A1 bedeutet, man ist Anfänger. Bei A2 hat man grundlegende Kenntnisse, kann häufig verwendete Sätze anwenden, kann sich in einfachen Sätzen verständigen. B1 ist dann ein fortgeschrittenes Niveau, bei B2 kann ich komplexe Texte verstehen, an Fachdiskussionen teilnehmen. Wer beispielsweise Spanisch in der Mittelstufe begonnen und in der Oberstufe weitergeführt hat, wird in der Regel in B2 eingestuft. Die Stufe C1 steht für fachkundige Sprachkenntnisse und C2 ist dann im Grunde Muttersprachler-Niveau.
Wie finde ich heraus, in welche Stufe ich gehöre? Und wann kann ich mich für die Sprachkurse in Düsseldorf anmelden?
BOES Bevor man sich bei uns zu einem Kurs anmeldet, macht man einen Einstufungstest – natürlich nur dann, wenn man kein kompletter Anfänger ist. Diese Einstufungstests bieten wir dreimal pro Semester an, sodass man rechtzeitig vor der Anmeldung zu den Kursen weiß, welches Angebot das passende ist. Für das kommende Sommersemester kann man sich ab Mitte Februar anmelden. In der Regel schauen wir, dass jeder auch einen Platz bekommt. Aber auch wer die Anmeldung verpasst, kann kurzfristig noch nach freien Plätzen schauen. Jeder Kurs endet mit einer Prüfung und einem entsprechenden Leistungsnachweis.
Wer kann die Sprachkurse belegen? BOES Das können alle Studierenden unserer Bachelor- und Masterstudiengänge. Zusätzlich haben wir etwa auch eine Kooperation mit Juno, dem Junior Scientist and International Researcher Center der Universität, über das wir Kurse für die Doktorandinnen und Doktoranden anbieten. Außerdem gibt es Lunch and Learn, ein Englischkurs für Mitarbeitende in der Mittagspause.