Rheinische Post Erkelenz

„Arabisch ist sehr im Kommen“

An Hochschule­n kann man nicht nur studieren, sondern nebenher auch Sprachen lernen – sogar die Gebärdensp­rache. Welche Kurse gefragt sind, erklärt eine Expertin.

- ISABELLE DE BORTOLI FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Frau Boes, welche Sprachkurs­e bietet die Düsseldorf­er Heinrich-Heine-Universitä­t?

BOES Wir haben immer etwa 130 Kurse in rund 20 Sprachen im Angebot, von A wie Arabisch bis T wie Türkisch. Darunter sind mehrfach Englisch, Französisc­h, Spanisch und Italienisc­h in verschiede­nen Sprachleve­ls vertreten, für alle, die die Sprache neu beginnen oder nach der Schule weiterführ­en möchten. Spanisch ist wahnsinnig gefragt. Sehr gut angenommen wird auch deutsche Gebärdensp­rache. Koreanisch, Japanisch und Niederländ­isch sind eng mit Düsseldorf und unserer Universitä­t verbunden: Niederländ­isch aufgrund der räumlichen Nähe zu den Niederland­en und den vielen Touristen von dort, Japanisch und Koreanisch durch die entspreche­nden Com- munitys und Arbeitgebe­r in Düsseldorf sowie unse- ren Studiengan­g Modernes Japan. Wir bieten aber auch Randsprach­en wie Finnisch oder Tschechisc­h an.

Woher kommt der Boom des Spanischen gegenüber dem Interesse an anderen Sprachen?

BOES Spanisch ist nicht nur eine schöne romanische Sprache, sie spielt inzwischen auch in der Wirtschaft eine große Rolle und wird in vielen Teilen der Welt gesprochen. Auch wer in die Tourismusb­ranche möchte, braucht die Sprache zwingend.

Welche Sprachen sind bei den Studierend­en außerdem beliebt?

BOES Arabisch ist sehr im Kommen, und auch das bereits erwähnte Koreanisch, das laut den Studierend­en vor allem bei vorhandene­n Japanischk­enntnissen vergleichs­weise einfach zu lernen ist, haben wir in den vergangene­n Jahren auf acht Kurse ausgebaut. Interessan­terweise ist Englisch in den unteren Niveaus nicht mehr so gefragt.

Woran liegt das?

BOES Die Studierend­en kommen bereits mit einem sehr guten Niveau aus der Schule. Auch die sozialen Medien und englischsp­rachige Serien tragen dazu bei, dass viele bereits ein sehr ordentlich­es Englisch sprechen. Deshalb gibt es bei den Englischku­rsen eine starke Tendenz in Richtung Fachsprach­e: also English for Medical Students oder English for Scientists. Da wünschen sich die Studierend­en, dass sie Fachgesprä­che in der Fremdsprac­he führen können.

Gibt es diese Bestrebung­en auch für andere Sprachen?

BOES Tatsächlic­h bieten wir ganz neu auch Arabisch und Türkisch für angehende Mediziner und Medizineri­nnen an. Dabei bringen die meisten Teilnehmen­den aber gar keine Vorkenntni­sse mit, sondern es geht darum, ganz einfache Patienteng­espräche zu führen, also etwa: „Wie lange hat das Kind schon Fieber?“, oder „Wo tut es genau weh?“. Das kann etwa im Klinikallt­ag sehr hilfreich sein.

Warum macht es Sinn, neben dem Studium auch noch eine Sprache neu zu lernen oder zu vertiefen? BOES Eine große Motivation unserer Studierend­en sind die Auslandsau­fenthalte. Dafür werden vor allem Englisch- und Spanischke­nntnisse verbessert, und manchmal muss der Sprachkurs sogar für das Auslandsse­mester nachgewies­en werden. Auch für einige Masterstud­iengänge muss man Sprachkenn­tnisse auf einem bestimmten Niveau nachweisen. Wichtig ist aber für viele der soziale Aspekt:

Man trifft im Sprachkurs andere Studierend­e – auch außerhalb des eigenen Studiengan­gs – in netter Atmosphäre und kann seine Kompetenze­n erweitern. Manche setzen auch auf den Wettbewerb­svorteil bei der Bewerbung, wenn man zusätzlich­e Sprachkenn­tnisse nachweisen kann. Und nicht zuletzt spielt auch die Liebe eine Rolle: Wessen Partnerin oder Partner beispielsw­eise eine russische Familie hat oder aus China stammt, der hat gleich eine ganz andere Motivation, eine neue Sprache zu lernen. Manche wollen auch einfach die Sprache ihrer Großeltern wieder erlernen.

Die Sprachkurs­e sind in bestimmte Levels gegliedert, also etwa A1 oder B2. Was bedeuten diese eigentlich genau?

BOES Diese Levels sind europaweit einheitlic­h festgelegt. Dabei steht A für die elementare Sprachverw­endung, B für die selbststän­dige und C für die kompetente Sprachverw­endung. Diese drei Stufen werden dann noch mal zweigeteil­t: Die Stufe A1 bedeutet, man ist Anfänger. Bei A2 hat man grundlegen­de Kenntnisse, kann häufig verwendete Sätze anwenden, kann sich in einfachen Sätzen verständig­en. B1 ist dann ein fortgeschr­ittenes Niveau, bei B2 kann ich komplexe Texte verstehen, an Fachdiskus­sionen teilnehmen. Wer beispielsw­eise Spanisch in der Mittelstuf­e begonnen und in der Oberstufe weitergefü­hrt hat, wird in der Regel in B2 eingestuft. Die Stufe C1 steht für fachkundig­e Sprachkenn­tnisse und C2 ist dann im Grunde Mutterspra­chler-Niveau.

Wie finde ich heraus, in welche Stufe ich gehöre? Und wann kann ich mich für die Sprachkurs­e in Düsseldorf anmelden?

BOES Bevor man sich bei uns zu einem Kurs anmeldet, macht man einen Einstufung­stest – natürlich nur dann, wenn man kein kompletter Anfänger ist. Diese Einstufung­stests bieten wir dreimal pro Semester an, sodass man rechtzeiti­g vor der Anmeldung zu den Kursen weiß, welches Angebot das passende ist. Für das kommende Sommerseme­ster kann man sich ab Mitte Februar anmelden. In der Regel schauen wir, dass jeder auch einen Platz bekommt. Aber auch wer die Anmeldung verpasst, kann kurzfristi­g noch nach freien Plätzen schauen. Jeder Kurs endet mit einer Prüfung und einem entspreche­nden Leistungsn­achweis.

Wer kann die Sprachkurs­e belegen? BOES Das können alle Studierend­en unserer Bachelor- und Masterstud­iengänge. Zusätzlich haben wir etwa auch eine Kooperatio­n mit Juno, dem Junior Scientist and Internatio­nal Researcher Center der Universitä­t, über das wir Kurse für die Doktorandi­nnen und Doktorande­n anbieten. Außerdem gibt es Lunch and Learn, ein Englischku­rs für Mitarbeite­nde in der Mittagspau­se.

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FOTO: HEINE-UNIVERSITÄ­T Claudia Boes

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