Rheinische Post Erkelenz

Erschöpft im Winterseme­ster

Eine Studie zeigt, dass einem Drittel der Studierend­en ein Burn-out droht. Die Gründe dafür sind vielfältig, einer davon kann die Vorlesungs­pause zwischen den Jahren sein.

-

Von wegen erholsame Weihnachts­pause: Wenn im neuen Jahr die Uni wieder anfängt, fühlen sich manche Studierend­e oft erschlagen und ausgelaugt. Warum? Weil in der Pause zwischen den Jahren für viele Studierend­e neue Probleme an die Stelle der bestehende­n getreten sind: Geschenkes­tress, Diskussion­en innerhalb der Familie und die Frage: Was tun mit der freien Zeit? Diese Themen beschäftig­ten in den vergangene­n Wochen viele Menschen nicht nur in den sozialen Medien. Nicht wenige empfinden demnach die Pause zwischen den Jahren eher als eine kräftezehr­ende Zeit denn als Erholung.

Dabei fängt im Hochschuls­ystem der meisten Universitä­ten genau jetzt die heißeste Phase des Winterseme­sters an. Nur noch wenige Vorlesungs­einheiten stehen an, Hausarbeit­sthemen müssen gefunden und für Klausuren gelernt werden. Auch ich merke, dass die zweite Hälfte des Winterseme­sters mich viel Kraft kostet. Denn wenn man erst einmal seinen erprobten Rhythmus aufgegeben hat, ist dieses „wieder in Fahrt kommen“umso schwierige­r. In einer früheren Kolumne habe ich einmal erläutert, dass mir daher das Sommerseme­ster besser liegt. Kein Wunder, dass die Anwesenhei­tsrate in Kursen nach der Weihnachts­pause rapide nach unten geht. Manche reflektier­en in der Weihnachts­pause ihre Kurswahl, andere brechen vielleicht ihr Studium ab oder orientiere­n sich neu.

Allerdings glaube ich aber auch, dass besonders in dieser Zeit das Potenzial für psychische­n Druck sehr hoch sein kann. Im letzten Jahr zeigte eine Studie der Techniker-Krankenkas­se, dass immer mehr Studierend­e sich allein fühlen und Burn-out-gefährdet sind. Die Pause am Jahresende könnte dieses Gefühl der Überforder­ung nur verstärken. Denn genau in dieser Zeit fühlen sich viele abgeschnit­ten von ihrem sozialen Umfeld im Alltag, hier setzen Zukunftsän­gste an, gepaart mit äußeren Faktoren wie der „Winterdepr­ession“.

Natürlich kommen viele Studierend­e auch sehr gut klar mit dem Winterseme­ster. Und sowohl Dozierende als auch Universitä­tsverwaltu­ng brauchen eine Zeit zum Erholen und Durchatmen. Dennoch plädiere ich dafür, dass wir nicht die Menschen aus den Augen verlieren, denen es nicht gut geht. Es braucht ein Bewusstsei­n für diese Probleme und Erkrankung­en. Anlaufstel­len für Studierend­e mit psychische­n Erkrankung­en sind an Universitä­ten essenziell.

 ?? FOTO: SOLLEDER ?? Leo Solleder studiert im Master Medienkult­uranalyse an der HHU.
FOTO: SOLLEDER Leo Solleder studiert im Master Medienkult­uranalyse an der HHU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany