Mit Applaus zum Comedy-Champion
Beim Wettbewerb „Böse Zungen“treten immer zwei aufstrebende Künstler im direkten Duell gegeneinander an. Das Publikum entscheidet. Wer in der ersten Vorrunde als Sieger hervorging, und womit die Comedians zu punkten versuchten.
MÖNCHENGLADBACH Fabian Lampert hat den ersten Schritt gemacht auf seinem Weg zum möglichen Comedy-Champion 2024 in Mönchengladbach. In der ersten Vorrunde des Comedy-Wettbewerbs „Böse Zungen“setzte er sich im BIS-Zentrum gegen drei Mitbewerber durch. Viel Applaus erhielten aber alle vier Kandidaten, die von Comedian Djavid als Moderator und Coach mit wortreichem und schlagfertigem Witz den vielen Besuchern vorgestellt wurden.
Djavid, der sich selbst als Mitarbeiter einer Behörde bezeichnet, hat sich mit TV-Auftritten in der Comedy-Szene einen Namen gemacht und lässt in seinen Moderationen und Gesprächen immer wieder seine eigene, dramatische Lebensgeschichte einfließen, die ihn von der Flucht der Familie aus Afghanistan bis nach Deutschland brachte: „San Francisco oder Sankt Augustin, das war die Frage – meine Eltern haben sich damals richtig entschieden.“
Viel Stand-up-Comedy wurde geboten, nicht nur von Djavid, sondern auch von den Kandidaten, die jeweils bereits Erfahrungen auf Kleinkunstbühnen
oder bei Comedy-Shows und Wettbewerben verfügten. Fabian Lampert, Hamza Raya, Laura Brümmer und David Grashoff betraten also nur insofern Neuland, als dass es diesen Böse-Zungen-Wettbewerb zum ersten Mal in Mönchengladbach gab. In der ersten Vorrunde spielten sie alle mit dem Zuhörern und nutzten jede Gelegenheit, sie in ihre Programme einzubinden – oder sogar als Glücksfee, um die beiden Duelle auszulosen. „‚Böse Zungen’ glaubt an die Kraft ehrlicher und authentischer Stand-up-Comedy und bietet daher eine Plattform, auf der diese Kunstform gefördert wird“, verkündete Mitbegründer und Förderer Djavid. Jeweils zwei Comedians traten gegeneinander an und ließen den Beifall über ihre Darbietung entscheiden. Die Sieger der beiden Paarungen konkurrierten noch einmal – und wieder heimste Fabian Lampert den meisten Applaus ein.
Der 26-Jährige, der aus Ingolstadt nach Köln gezogen ist, hat sich vom Supermarkt-Mitarbeiter zum Standup-Comedian „hochgearbeitet“und gewann das Publikum mit seinen humoristischen Erzählungen aus seiner Zeit als Mitarbeiter eines Discounters. „Als ich als 18-jähriger Praktikant im Anzug zum Dienst kam, hat der Filialleiter geglaubt, ich sei der Geschäftsführer des Konzerns. Danach war nur noch Schlabberlook und miefiges T-Shirt angesagt“, berichtete Lampert und verriet seine prägendste Erfahrung, die zum roten Faden seiner zwei Auftritte wurde: Eine Kundin gab einen Kaffee-Automaten
zurück, weil er kein „lät mätschi“ausspuckte. Der Begriff „Latte macchiato“war ihr unbekannt.
Über familiäre Begebenheiten ließ sich sein Konkurrent, der Wuppertaler David Grashoff, im Finale aus. Als 50-Jähriger erzählte er von früheren, schöneren Zeiten: „Mein abgelaufenes Kondom ist jetzt 18 Jahre alt und sitzt als Sohn daddelnd auf dem Sofa.“Vor die Wahl gestellt, Tochter oder Zwergkaninchen, hätte er sich im Nachhinein lieber für das Tier entschieden, meinte er, der als Autor und Poetry-Slammer bekannt ist.
Der Schweizer Hamza Raya mit libanesisch-syrischen Wurzeln und einer spanisch-griechischen Freundin spielte mit Vorurteilen und deckte so manchen Irrtum auf. „Wenn es arabisch klingt, meint jeder,
es sei aggressiv, auch wenn von der schönsten Blume der Welt die Rede ist, und wenn meine Freundin spanisch mit mir schimpft, hört sich das an wie das Säuseln des Winds.“Als Comedian mache man nur Witze über das, was man liebt. Man sei Rassist, wenn man rassistisch sein will und krampfhaft nach Falschem sucht. „Aber es ist schöner, das Gute zu suchen und zu sehen“, so Raya, der mehr Satiriker ist.
Vergeblich versuchte Laura Brümmer, gegen das Männertrio zu punkten. Im ersten Duell mit Lampert unterlag sie, obwohl sie vielen Frauen im Publikum aus dem Herzen sprach. Wenn die Kölnerin, die als Musicaldarstellerin tätig war, an ihre Disco-Besuche in der TeenieZeit erinnerte, stieß sie bei vielen Zuhörerinnen auf Verständnis und Kopfnicken – zum Beispiel, wenn es darum ging, Geldscheine beim Tanzen sicher im BH aufzubewahren, anstatt in einer lästigen Tasche.
Die Show fand ein gutes Ende. Zufrieden waren alle: Gastgeber Djavid, die vier Wettbewerber und das viel Beifall zollende Publikum.