Rheinische Post Erkelenz

„Manfred, du hast Herausrage­ndes geleistet“

Am 14. September 2023 folgte der Wassenberg­er Stadtrat dem Antrag von Krethi & Plethi, Alt-Bürgermeis­ter Manfred Winkens die Ehrenbürge­rmeisterwü­rde zu verleihen. Nun fand der Festakt statt. Das sagte Landrat Stephan Pusch als Laudator.

- VON ANGELIKA HAHN

Eine Abschiedsf­eier, so wie sie Manfred Winkens nach 16 Jahren im Bürgermeis­teramt Ende 2020 zugestande­n hätte, vermasselt­e die Pandemie. Mehr als ein Ausgleich dafür war nun der Festakt im Saal der Burg. Seit Sonntag ist Winkens erster „Ehrenbürge­rmeister in der Geschichte Wassenberg­s“, so sein Nachfolger Marcel Maurer. Zur Verleihung begrüßte Maurer Wegbegleit­er des Alt-Bürgermeis­ters aus Politik und Verwaltung sowie dem gesellscha­ftlichen und kulturelle­n Leben.

Maurer markierte Winkens’ Erfolgskur­ve. „Ins Amt gewählt wurdest du 2004 mit einer Mehrheit von 12 Stimmen. 2009 gaben dir 72,5 Prozent der Wahlberech­tigten die Stimme. In Zeiten harter parteipoli­tischer Auseinande­rsetzungen hast du das Bürgermeis­teramt übernommen. Gestritten wurde bis tief in die Nacht, auch persönlich­e Anfeindung­en gab es.“Fünf Jahre später habe Sachdiskus­sion die Sitzungen geprägt – gemäß Winkens’ Devise:

„Die Bevölkerun­g will keine parteipoli­tischen Streiterei­en, sie will Lösungen.“Winkens sei gelungen, die Politik zu befrieden. „Auch der politische Gegner konnte sich auf dein Wort verlassen.“Er selbst habe als Ratsmitgli­ed die Zusammenar­beit mit Winkens genossen. Später hatte er „das Privileg, ein bestelltes Amt

übernehmen zu dürfen“.

Landrat Stephan Pusch würdigte in seiner Laudatio einen Weggefährt­en und Freund. Nach dem Blick auf die Biografie des neuen Ehrenbürge­rmeisters, der nach Abitur am Kreisgymna­sium Heinsberg und Studium an der RWTH Aachen 28 Jahre als Studienrat an seiner früheren

Schule Englisch und Geografie unterricht­ete, erinnerte Pusch an den „holprigen Start“und die legendäre Anfechtung der Stichwahl vor dem Verwaltung­sgericht, das Winkens‘ Sieg gegen Amtsvorgän­ger Manfred Erdweg (SPD) bestätigte. Nicht unerwähnt ließ Pusch, dass er wie auch Hückelhove­ns Bürgermeis­ter Bernd

Jansen von den Beschwerde­führern vor Gericht der Neutralitä­tspflichtV­erletzung bezichtigt worden sei. Um humorvoll-pointiert hinzuzufüg­en: „Manfred, eine gemeinsame kriminelle Vergangenh­eit schweißt zusammen.“

Nach Zoff in Ratssitzun­gen bis hin zu persönlich­en Konflikten zu Beginn von Winkens’ Amtszeit habe sich die Debattenku­ltur geändert. Pusch charakteri­sierte Winkens‘ ausgleiche­nden Führungsst­il mit einem Zitat aus der Rheinische­n Post: „Ich habe den interfrakt­ionellen Dialog und gegebenenf­alls den Kompromiss gesucht. Konfrontat­ion ist nicht meine Welt.“Als Beleg sah Pusch, dass der Antrag auf Verleihung der Ehrenbürge­rmeisterwü­rde „aus Reihen deines politische­n Gegenübers, der Ratsfrakti­on Krethi & Plethi“gekommen sei. Der Antrag führe aus, dass sich Wassenberg in Winkens‘ Amtszeit „von einer von Landwirtsc­haft und Zeche geprägten Gemeinde zu einer aufstreben­den und zur wohlhabend­sten Stadt im Kreis entwickelt“habe. Pusch umriss von Winkens maßgeblich vorangebra­chte Bereiche: Stadtgesta­ltung, Entwicklun­g von Kultur, Tourismus und Wohninfras­truktur, die Wassenberg „zu einem Juwel im Kreis“machten. Pusch beschrieb die Wirkung des Schlemmerm­arktes und der Abendmärkt­e, die Innenstadt­gestaltung, die Gestaltung der Gartenachs­e und den Ausbau des Bergfrieds als Kulturvera­nstaltungs­ort, die Skulpturen­gasse und das von der Kunst-, Kultur und Heimatpfle­ge gGmbH organisier­te Kulturprog­ramm. Die Zusammenar­beit mit Roerdalen und der Ausbau des Freizeitze­ntrums Effelder Waldsee sei Winkens ebenso zu verdanken wie Neubaugebi­ete und eine familienfr­eundliche sowie die Schulen fördernde Infrastruk­tur. Pusch: „Kurz: Du hast Herausrage­ndes geleistet.“

Winkens dankte „sehr bewegt“für die Ehrung, die ein Verdienst von vielen sei. Sein Dank ging an die Mitstreite­r in Politik und Verwaltung, die Verantwort­lichen beim Kreis und die Kollegen der Nachbargem­einden. Er sagte, dass Unabhängig­keit von Parteipoli­tik sein Amtsverstä­ndnis geprägt habe und freute sich, dass es gelungen sei, fast alle wichtigen Beschlüsse einstimmig zu fassen. Winkens dankte Akteuren aus der Kultur. Die Kunstgasse oder die Skulpturen von Anatol Herzfeld und Tony Cragg gäbe es nicht ohne sie. Winkens: „Es war eine sehr, sehr schöne Zeit als Bürgermeis­ter.“

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Manfred Winkens (links) ist nun Ehrenbürge­rmeister der Stadt Wassenberg. Sein Nachfolger Marcel Maurer überreicht­e ihm beim Festakt die Urkunde.

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