Sportchef Virkus tritt auf die Bremse
Roland Virkus war erfreut über den 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart, ordnete den Überraschungserfolg aber insgesamt nüchtern ein. Wie er das Spiel gesehen hat.
Am Ende hatte Gladbach nur 29 Prozent Ballbesitz gehabt, die Partie gegen den VfB Stuttgart aber mit 3:1 für sich entschieden. „Wir haben das Glück gehabt, das du dann mal brauchst, aber auch die Leidenschaft und einen sehr guten Plan gegen den VfB“, sagte Gladbachs Sportchef Roland Virkus. Den Gästen das Spiel zu überlassen, sei Teil des Matchplans gewesen. „Uns war klar, dass sie mehr Ballbesitz haben werden. Für uns ging es darum, die Räume eng zu halten und immer wieder im Umschalten Nadelstiche zu setzen“, sagte Virkus.
Ein Plan, der in der Anfangsphase voll aufging – nach 21 Sekunden ging Borussia durch das Tor von Robin Hack mit 1:0 in Führung, in der neunten Minute hatte Franck Honorat nach einem Konter die große Chance auf das 2:0, ehe Hack in der 19. Minute nur fünf Sekunden nach der Balleroberung Marvin Friedrichs das zweite Gladbacher Tor erzielte. „Dass er Mann des Spiels war, brauche ich nicht sagen. Robin ist immens viel gelaufen, hat viel für die Mannschaft gearbeitet“, sagte Virkus.
11,39 gelaufene Kilometer bedeuteten die viertmeisten aller Borussia-Profis. Dass Hack nun seine ersten beiden Bundesligatore im Gladbach-Trikot machte, freute Virkus. „Ich vergleiche Robin ein bisschen mit Jonas Hofmann. Er ist ein guter Fußballer, enorm fleißig, kreativ und torgefährlich“, sagte er. Hofmann hatte einst in seinen ersten zweieinhalb Gladbach-Saisons in 52 Bundesligaspielen keinen Treffer
erzielt, im vergangenen Sommer verabschiedete er sich schließlich mit zwölf Toren und zehn Vorlagen nach Leverkusen.
Auch Hack ist eher ein Spätstarter, der noch auf den großen Durchbruch in der Bundesliga wartet. „Robin war immer ein Riesentalent. In seinen Stationen hat er sein Potenzial immer angedeutet, hat es dann aber nie vollendet. In Gladbach hat er schon gezeigt, dass er eine Bereicherung für den Klub sein kann“, sagte Virkus, ehe er etwas sagte, das er auch auf die gesamte Mannschaft bezog: „Auch er muss das bestätigen. Wir müssen die Jungs nicht zu früh loben.“
Denn der Spielverlauf gegen Stuttgart erinnerte an so viele Partien der vergangenen sechs Monate, in denen sich Borussia nach einer Führung weit in die eigene Hälfte zurückzog – und den Sieg am Ende wieder aus der Hand gab. „Wir haben in der zweiten Halbzeit viel zu früh die Bälle, die wir erobert haben, wieder abgegeben. Wenn du Entlastung haben willst, brauchst du längere Ballbesitzphasen. Die hatten wir nicht, das war das Problem“, bemängelte Virkus.
Zwar sei Stuttgart nur zu „wenig klaren Torchancen“gekommen, doch Virkus hatte aufgrund des Stuttgarter Drucks (15:8 Torschüsse am Ende) „immer das Gefühl, jetzt passiert was“. Doch die Borussen brachten die Führung diesmal über die Zeit – und bauten sie dank Joker Jordan Siebatcheu in der Nachspielzeit sogar noch aus, sodass der Sieg am Ende deutlicher aussah, als die Spielanteile es hergegeben hatten.
Mit Blick auf die kommenden Aufgaben hofft Virkus auf einen Lerneffekt bei den Borussen, die aus dem Sieg „viel, viel Selbstvertrauen“ziehen können. „Wenn es ums Learning geht, müssen wir das bestätigen. Wir haben es in einem Spiel hingekriegt, eine 2:0-Führung über die Ziellinie zu kriegen. Wir sind sehr zufrieden, der VfB ist ein Brett als Gegner“, sagte Virkus.
Borussia verschafft der Sieg gegen den Tabellendritten zunächst einmal Ruhe, zudem hat sich der Abstand auf den Relegationsplatz vergrößert, der nun neun Punkte beträgt. „Die anderen Mannschaften haben zumindest nicht dreifach gepunktet. Deshalb haben wir uns ein bisschen absetzen können. Trotzdem müssen wir jedes Spiel hochkonzentriert angehen“, sagte Virkus. Am Sonntag (17.30 Uhr) bekommen es die Borussen dann zum Rückrundenstart zu Hause mit dem FC Augsburg zu tun.