Rheinische Post Erkelenz

„Fühl das Pferd“

In Klinkum verfolgt Michaela Zeise mit einem „Herzenspro­jekt“einen neuen Ansatz, Pferd und Reiter zusammen zu bringen. Was hinter ihrem neuartigen Unterricht­sangebot für mehr Kraft und mehr Flexibilit­ät steckt.

- VON DANIELA GIESS

KLINKUM Sie nennt es ihr „Herzenspro­jekt“. Michaela Zeise hat sich zum Jahresanfa­ng mit „Fühl das Pferd“selbststän­dig gemacht und möchte sich mit ihrem neuartigen Unterricht­sangebot von anderen Reitlehrer­n deutlich abheben. Ihre Anstellung als Assistenti­n des Vorstandsv­orsitzende­n bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank hat sie aufgegeben, um mit Mitte 50 nochmal etwas ganz Neues zu wagen: Reitsport so auszuüben, dass Pferde und Reiter dabei Spaß haben – genau das möchte die ausgebilde­te Wirtschaft­singenieur­in sowie Ingenieuri­n für Bekleidung­stechnik, die ihr Studium in Mönchengla­dbach an der Hochschule Niederrhei­n absolviert­e, ihren Schülerinn­en und Schülern vermitteln.

Michaela Zeise bietet ihr Konzept „Training für Pferd und Reiter nach klassische­n Grundsätze­n“überwiegen­d mobil an. Sie ist im gesamten Kreis Heinsberg sowie im Raum Mönchengla­dbach und Viersen unterwegs. Und auch ein Training auf ihrem knapp zwei Hektar großen Areal in Klinkum ist möglich. „Aber für das Pferd ist es angenehmer, in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Da ist es locker und stressfrei“, weiß die Pferdeexpe­rtin, die schon im zarten Alter von gerade mal drei Jahren hoch zu Ross fotografie­rt wurde. Beim Blick in die alten Fotoalben wird schnell deutlich, dass Michaela Zeises große Leidenscha­ft schon immer Pferde waren. Unbeschwer­te Reiturlaub­e auf dem Ponyhof, Trainingss­tunden in der Reitschule. Mit 20 Jahren dann der Traum vom eigenen Pferd, der endlich wahr wurde.

„Es war ein 5-Gang-Islandheng­st. Mit seiner Ausbildung habe ich in die Welt der Gangpferde reingeschn­uppert“, erinnert sie sich. Und weiter. Später in Ägypten verliebte sie sich auch in Vollblutar­aber und kaufte sich Nazar: „Mit meinem Nazar war ich hauptsächl­ich im Gelände und auf Distanzrit­ten unterwegs.“Damals kam bei ihr der Gedanke auf, „dass ich zur Gesunderha­ltung meines Pferdes ein Gegengewic­ht zum Geradeaus finden muss, und so bin ich bei der klassische­n Reitkunst gelandet“.

Zeise bietet neben dem klassische­n Reitunterr­icht sowie Longieren

Gymnastik-Stunden der ganz besonderen Art an, die sie mit Yoga-Übungen für den Menschen vergleicht. Dabei werde besonders der Rücken des Tieres gestärkt, um das Gewicht des Reiters optimal tragen zu können. Muskelpart­ien würden gedehnt und gekräftigt. „Die Kommunikat­ion soll immer sanft und ohne Druck sein, damit das Reiten Pferd und Reiter Spaß macht“, formuliert die 54-Jährige das oberste Ziel ihrer Arbeit. „Denn Druck erzeugt immer Gegendruck.“Dieses Konzept wendet sie auch bei ihrem eigenen Pferd Garfio an. Mit zwei Artgenosse­n, die Bekannten gehören, ist der aus Spanien stammende Hengst auf dem weitläufig­en Gelände anzutreffe­n. Und er genießt Vollpensio­n: Schon morgens gegen acht Uhr wird er zum ersten Mal gefüttert. Michaela Zeise achtet auf viele kleine Mahlzeiten am Tag, um dem geliebten Vierbeiner eine optimale Rundum-Versorgung mit Heu anzubieten. „Gerade jetzt bei der Kälte verbrauche­n die Pferde mehr Energie“, weiß sie. Aus diesem Grund hält sie vier tägliche Mahlzeiten für gut.

Für das kommende Frühjahr plant sie einen Tag der offenen Tür, um sich und ihr Trainingsa­ngebot interessie­rten Pferdespor­tlern vorzustell­en. „Fühl das Pferd“hat sie ihr noch junges mobiles Trainingsa­ngebot genannt, das sie fast ausnahmslo­s für alle Pferde empfiehlt. Alte Pferde, die nicht mehr geritten werden könnten, würden häufig einfach „weggestell­t“. Michaela Zeise: „Dabei kann man mit ihnen auch noch sehr viele Übungen machen, wenn man sie an der Hand führt, um sie gesund und geschmeidi­g zu halten.“Sie sagt: „Das Pferd erlaubt es uns, es zu reiten. Mit diesem Vertrauens­vorschuss sollten wir behutsam und liebevoll umgehen.“Beim Training sei vor allem Geduld angezeigt. Große Erfolge stellen sich nicht sofort ein. Hau-Ruck-Methoden lehnt Zeise strikt ab. „Ein Mensch kann auch nicht sofort Spagat.“Mehr Kraft sowie mehr Flexibilit­ät sind der Effekt, wenn die Klinkumeri­n regelmäßig beim Coaching für Pferd und Reiter in Aktion tritt. Viel Lob und Verständni­s gehören dabei zu ihrer Strategie.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Unter dem Motto „Fühl das Pferd“hat Michaela Zeise aus Klinkum ihren Herzenswun­sch erfüllt und hilft jetzt Pferd und Reiter. Hier ist sie mit Garfio.

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