„Fühl das Pferd“
In Klinkum verfolgt Michaela Zeise mit einem „Herzensprojekt“einen neuen Ansatz, Pferd und Reiter zusammen zu bringen. Was hinter ihrem neuartigen Unterrichtsangebot für mehr Kraft und mehr Flexibilität steckt.
KLINKUM Sie nennt es ihr „Herzensprojekt“. Michaela Zeise hat sich zum Jahresanfang mit „Fühl das Pferd“selbstständig gemacht und möchte sich mit ihrem neuartigen Unterrichtsangebot von anderen Reitlehrern deutlich abheben. Ihre Anstellung als Assistentin des Vorstandsvorsitzenden bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank hat sie aufgegeben, um mit Mitte 50 nochmal etwas ganz Neues zu wagen: Reitsport so auszuüben, dass Pferde und Reiter dabei Spaß haben – genau das möchte die ausgebildete Wirtschaftsingenieurin sowie Ingenieurin für Bekleidungstechnik, die ihr Studium in Mönchengladbach an der Hochschule Niederrhein absolvierte, ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln.
Michaela Zeise bietet ihr Konzept „Training für Pferd und Reiter nach klassischen Grundsätzen“überwiegend mobil an. Sie ist im gesamten Kreis Heinsberg sowie im Raum Mönchengladbach und Viersen unterwegs. Und auch ein Training auf ihrem knapp zwei Hektar großen Areal in Klinkum ist möglich. „Aber für das Pferd ist es angenehmer, in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Da ist es locker und stressfrei“, weiß die Pferdeexpertin, die schon im zarten Alter von gerade mal drei Jahren hoch zu Ross fotografiert wurde. Beim Blick in die alten Fotoalben wird schnell deutlich, dass Michaela Zeises große Leidenschaft schon immer Pferde waren. Unbeschwerte Reiturlaube auf dem Ponyhof, Trainingsstunden in der Reitschule. Mit 20 Jahren dann der Traum vom eigenen Pferd, der endlich wahr wurde.
„Es war ein 5-Gang-Islandhengst. Mit seiner Ausbildung habe ich in die Welt der Gangpferde reingeschnuppert“, erinnert sie sich. Und weiter. Später in Ägypten verliebte sie sich auch in Vollblutaraber und kaufte sich Nazar: „Mit meinem Nazar war ich hauptsächlich im Gelände und auf Distanzritten unterwegs.“Damals kam bei ihr der Gedanke auf, „dass ich zur Gesunderhaltung meines Pferdes ein Gegengewicht zum Geradeaus finden muss, und so bin ich bei der klassischen Reitkunst gelandet“.
Zeise bietet neben dem klassischen Reitunterricht sowie Longieren
Gymnastik-Stunden der ganz besonderen Art an, die sie mit Yoga-Übungen für den Menschen vergleicht. Dabei werde besonders der Rücken des Tieres gestärkt, um das Gewicht des Reiters optimal tragen zu können. Muskelpartien würden gedehnt und gekräftigt. „Die Kommunikation soll immer sanft und ohne Druck sein, damit das Reiten Pferd und Reiter Spaß macht“, formuliert die 54-Jährige das oberste Ziel ihrer Arbeit. „Denn Druck erzeugt immer Gegendruck.“Dieses Konzept wendet sie auch bei ihrem eigenen Pferd Garfio an. Mit zwei Artgenossen, die Bekannten gehören, ist der aus Spanien stammende Hengst auf dem weitläufigen Gelände anzutreffen. Und er genießt Vollpension: Schon morgens gegen acht Uhr wird er zum ersten Mal gefüttert. Michaela Zeise achtet auf viele kleine Mahlzeiten am Tag, um dem geliebten Vierbeiner eine optimale Rundum-Versorgung mit Heu anzubieten. „Gerade jetzt bei der Kälte verbrauchen die Pferde mehr Energie“, weiß sie. Aus diesem Grund hält sie vier tägliche Mahlzeiten für gut.
Für das kommende Frühjahr plant sie einen Tag der offenen Tür, um sich und ihr Trainingsangebot interessierten Pferdesportlern vorzustellen. „Fühl das Pferd“hat sie ihr noch junges mobiles Trainingsangebot genannt, das sie fast ausnahmslos für alle Pferde empfiehlt. Alte Pferde, die nicht mehr geritten werden könnten, würden häufig einfach „weggestellt“. Michaela Zeise: „Dabei kann man mit ihnen auch noch sehr viele Übungen machen, wenn man sie an der Hand führt, um sie gesund und geschmeidig zu halten.“Sie sagt: „Das Pferd erlaubt es uns, es zu reiten. Mit diesem Vertrauensvorschuss sollten wir behutsam und liebevoll umgehen.“Beim Training sei vor allem Geduld angezeigt. Große Erfolge stellen sich nicht sofort ein. Hau-Ruck-Methoden lehnt Zeise strikt ab. „Ein Mensch kann auch nicht sofort Spagat.“Mehr Kraft sowie mehr Flexibilität sind der Effekt, wenn die Klinkumerin regelmäßig beim Coaching für Pferd und Reiter in Aktion tritt. Viel Lob und Verständnis gehören dabei zu ihrer Strategie.