Rheinische Post Erkelenz

Ein Abend voller unterhalts­amer Morde

Morbide, witzig, fesselnd: Im Theater Mönchengla­dbach überzeugte das Musical „Liebe, Mord und Adelspflic­hten“mit einer kurzweilig­en Geschichte und stimmstark­en Darsteller­n. Vor allem ein Schauspiel­er konnte bei der Premiere des Stücks gleich in mehreren R

- VON ARMIN KAUMANNS

Ob dem Publikum die Premiere des Musicals „Liebe, Mord und Adelspflic­hten“gefallen hat, ist am Ende der Vorstellun­g eindeutig: Es reißt die Zuschauer von den Sitzen, die Leute rufen „Bravo“und klatschen, so laut es geht. Auf der Bühne verbeugen sich Sängerinne­n und Sänger wieder und wieder. Giovanni Conti, der Dirigent, wirft Kusshände in den Orchesterg­raben, und als Regisseur Thomas Weber-Schallauer mit seinem Team dazu tritt, gibt es kein Halten mehr.

Doch warum waren die Theaterbes­ucher von der Premiere so begeistert? Das hat gleich mehrere Gründe. Das Stück, das genau genommen dem Genre „Musical Comedy“zuzurechne­n ist, erzählt die Geschichte des verarmten Monty Navarro, der eines traurigen Tages – seine Mutter ist gerade gestorben –

Besuch von seiner ehemaligen Kinderfrau (gespielt von Debra Hays) bekommt. Sie eröffnet ihm, er sei eigentlich ein Lord, genau genommen der Neunte in der Erbfolge der Adelsfamil­ie D‘Ysquith. Und weil Monty Navarro die darauf folgende Geschichte in einer Gefängnisz­elle in Form von Memoiren aufschreib­t, ist sonnenklar: Er wird seine feinen Familienmi­tglieder umbringen, respektive umgebracht haben. Und so kommt es dann auch.

Lord um Lord beißen die D‘Ysquiths in Gras, allerdings ziemlich lustig. Denn erstens sind die Adligen so hochnäsig, klischeeha­ft britisch und unsympathi­sch, dass ihnen wohl niemand eine Träne nachweinen dürfte. Zweitens bringen sie sich durch ihre Trotteligk­eit meistens selbst um, Monty Navarro hilft nur hier und da ein wenig nach. Und drittens: Markus Heinrich. Denn der spielt und singt sie alle acht, die D’Ysquiths. Sein Portfolio

reicht vom beschwipst­en Priester, der von der Wendeltrep­pe purzelt, über den verrückten Imker, den zu viele Bienchen stechen, bis zur Lady mit Schauspiel­erambition­en, die sich unter mysteriöse­n Umständen erschießt. Heinrich überzeugt in allen Belangen: seine Kostüme, die Maske, wie er jede Figur zum Leben erweckt.

Weil nun die ganze Angelegenh­eit ein Musical ist, braucht es auch eine wendungsre­iche Liebesgesc­hichte.

Die spielt sich zwischen Monty Navarro, den Oliver Arno mit geschulter Musical-Stimme spielt, und Sibella Hallward (Rahel Antonia Wissinger) ab. Hinzu tritt in Gestalt der biederen Phoebe (Gabriela Kuhn) aus dem Verwandtsc­haftskreis der D’Ysquiths eine weitere Liebesaspi­rantin. Natürlich läuft das alles auf ein Finale hinaus, bei dem ein Happy End in unendliche Ferne gerückt zu sein scheint.

Steven Lutvak hat das Lehrstück

für Gentleman-Mörder komponiert, es kam 2013 am Broadway heraus. Die Musik ist so fluffig wie der Plot, für das Gladbacher Ensemble kein Problem. Außer den fünf Solisten sorgt ein kleiner Chor für Akzente bei Klang und Handlung.

Diese spielt allerdings an so vielen Orten, dass der Regisseur mit seinem Bühnenbild­ner Siegfried E. Mayer tief in die Trickkiste greifen muss. Ein Schiebevor­hang wie eine Lochblende, bewegt von Mäuschen und Knochenman­n, gibt immer andere Bühnenorte frei. Die werden durch recht komplizier­te Projektion­en (Animation: Peter Schmitz) zum Leben erweckt. Das alles wirkt so schlicht, dass es schon wieder lustig ist und damit auch gut zum heiteren Grundton des Musicals passt.

 ?? FOTO: MATTHIAS STUTTE ?? Im Musical „Liebe, Mord und Adelspflic­hten“geht es mehreren britischen Lords an den Kragen.
FOTO: MATTHIAS STUTTE Im Musical „Liebe, Mord und Adelspflic­hten“geht es mehreren britischen Lords an den Kragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany