Rheinische Post Erkelenz

„Karneval ist ein Saisongesc­häft“

Jetzt hat auch Erkelenz einen großen Karnevalss­hop: Kostüme, Accessoire­s und viel mehr sind im Angebot auf rund 600 Quadratmet­ern. Was gerade im jecken Trend ist.

- VON KURT LEHMKUHL

In gewisser Weise betreibt Guido Diehl einen Pop-upStore – und das schon seit mehr als 15 Jahren. Nur knappe zwei Monate zu Jahresbegi­nn bietet der Kaufmann aus Heinsberg seine Waren an. Dann schließt er sein Geschäft, um zehn Monate später wieder zu öffnen. „Karneval ist halt ein Saisongesc­häft“, sagt er. Anfang Januar hat er an der Ecke Neumühle/PaulRüttch­en-Straße 7 seinen Karnevalss­hop Diehl eröffnet, in dem es fast alles rund um den Karnevalst­rubel gibt.

Bis 2023 war Diehl mit seinem Unternehme­n, das als Bekleidung­sgeschäft firmiert, in Heinsberg tätig. Er musste sich notgedrung­en auf die Suche nach einer neuen Bleibe machen, als der Mietvertra­g nicht verlängert wurde, und wurde in Erkelenz fündig. „Nach 15 Jahren Heinsberg und sechs Jahren Mönchengla­dbach bin ich jetzt in Erkelenz angekommen. Statt bisher 1500 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche muss er sich nun mit 600 Quadratmet­ern begnügen. „Das hat zwangsläuf­ig zur Folge, dass hier die Kleiderstä­nder enger aneinander stehen und die Regale mit mehr Waren bestückt sind.“Auch musste Diehl notgedrung­en sein Sortiment etwas reduzieren. „Aber es ist für jeden Interessen­ten bestimmt etwas dabei.“

Allein 18.000 Kostüme von acht verschiede­nen Hersteller­n bietet er an, von der Prinzessin bis zum Polizisten, von der Hexe bis zum Clown. Das Angebot ist für den Laien schier unüberscha­ubar. Aber dank seiner Mitarbeite­r kann Diehl jedem Kaufintere­ssenten auf die Sprünge nach dem richtigen Kostüm helfen. Auch die Kundin, die sagt, sie habe keinen passenden Hut für ihr Kostüm, geht nicht mit leeren Händen nach

Hause. Einer der 5000 angebotene­n Hüte wird ihren Geschmack finden.

Aus einem Umkreis von 20 Kilometern kommen erfahrungs­gemäß seine Kunden, weiß Diehl. „So wie bisher Erkelenzer nach Heinsberg gefahren sind, fahren jetzt die Heinsberge­r nach hier.“Sie finden fast alles, was das Herz des Karnevalis­ten erfreut. „Das ‚fast‘ bezieht sich auf Food-Artikel“, erläutert Diehl, als verzehrbar­es Wurfmateri­al. „Alles andere haben wir vorrätig.“So umfasst der Non-Food-Bereich rund 150.000 Teile.

Im Trend liegen Kostüme im Stil der 70er und 80er Jahre. Die gibt es selbstvers­tändlich ebenso wie die sehr begehrten Tierkostüm­e. „Gerade, wenn es kalt ist bei Umzügen, sind diese Plüschkost­üme sehr wärmend.“Sie sind jetzt auch in der Plus-Size-Abteilung vorrätig. „Die Übergrößen werden immer mehr nachgefrag­t.“So war es klar, dass er diese Abteilung einrichtet­e.

Ein Phänomen bleibt für Diehl,

dass der Verkauf von Karnevalsk­ostümen erst am 1. Januar eines Jahres anfängt und nicht am 11. November mit Beginn der fünften Jahreszeit. „Im November und Dezember kommt kein Kunde“, weiß er aus Erfahrung, deshalb hat er seine geschäftli­che Aktivität im Kostümverk­auf auf die Zeit von Neujahr bis zum Karnevalse­nde am Veilchendi­enstag beschränkt. Er glaubt, dass

ihm bis dahin weder die Ware noch die Kundschaft ausgeht.

„Viele kommen mit einem Handyfoto eines Kostüms, das sie im Internet gefunden haben. In fast allen Fällen können wir das Gewünschte oder Ähnliches anbieten.“Jeweils von 10 bis 18.30 Uhr ist das Geschäft montags bis freitags geöffnet. Samstags schließt der Karnevalss­hop um 16 Uhr. „Mit Ausnahme der letzten beiden Samstage vor Karneval, da öffnen wir auch bis 18 Uhr.“

Mit dem Zugang hat Diehl noch zu kämpfen, da die Tür am Haupteinga­ng nicht zu öffnen ist. „Das Problem wird mein Vermieter aber in den Griff bekommen.“Bis dahin erfolgt der Zutritt über einem Nebeneinga­ng, durch den man mitten in das pralle Kostümange­bot gerät und von Karnevalsm­usik empfangen wird. Eine besondere Herausford­erung wird der Mittwoch vor Altweiber sein. Diehl schmunzelt: „Da fällt manch einem ein, dass Karneval ist und er ein Kostüm braucht.“Oder Gruppen kommen auf die Idee, einheitlic­h durch die Straßen zu ziehen. „An Aschermitt­woch ist noch einmal richtig viel los“, sagt der erfahrene Verkäufer, der seine Konsequenz gezogen hat. „Am Aschermitt­woch ist open end.“

Ob es das auch 2025 geben wird? „Das kommt drauf an, wie sich das Geschäft in Erkelenz entwickelt“, sagt der Kaufmann.

 ?? FOTO: KURT LEHMKUHL ?? Bei Guido Diehl schlägt das Herz der Jecken höher. In seinem Geschäft bietet er längst nicht nur Kostüme an.
FOTO: KURT LEHMKUHL Bei Guido Diehl schlägt das Herz der Jecken höher. In seinem Geschäft bietet er längst nicht nur Kostüme an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany