Rheinische Post Erkelenz

Borussia sucht den Weigl-Ersatz gegen Augsburg

Erst zum zweiten Mal in dieser Saison muss Gerardo Seoane auf den Mittelfeld­spieler verzichten. Die Lösung wird aus mehreren Gründen spannend.

- VON JANNIK SORGATZ

Erst einmal musste Borussias Trainer Gerardo Seoane seine Gedanken, wie er Julian Weigl auf der Sechserpos­ition ersetzen würde, in die Realität übertragen. Am 2. Dezember zwang eine Zerrung den Vize-Kapitän zu einer Pause, im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim stand deshalb Florian Neuhaus das einzige Mal seit dem Derby beim 1. FC Köln Ende Oktober in der Startelf. In Borussias Dreier-Mittelfeld agierte er im bevorzugte­n linken Achterraum, Rocco Reitz wie gewohnt im rechten, während Manu Koné am ehesten die Weigl-Rolle vor der Abwehr bekleidete.

Nach 68 Minuten kam Christoph Kramer beim Stand von 1:1 für Neuhaus, Koné rückte vor, und durch das Tor von Nathan Ngoumou

gewann Borussia noch 2:1. Damit sind bereits viele Kandidaten und Konstellat­ionen genannt, wie Seoane den zweiten Ausfall Weigls kompensier­en kann, diesmal ist der 28-Jährige gelbgesper­rt. Doch der Trainer wird sich womöglich erst kurzfristi­g entscheide­n können, weil Koné angeschlag­en ist und in dieser Woche noch nicht trainieren konnte. Das sind denkbare Szenarien gegen den FC Augsburg am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn):

Neben Weigl fällt auch Koné aus

In diesem Fall würde aus einem Entweder-oder sehr wahrschein­lich ein Sowohl-als-auch – mit Kramer und Neuhaus in der Startelf. Während der eine der deckungsgl­eichste Spieler zu Weigl im Kader ist, bewegt sich der andere ohnehin am liebsten auf der Koné-Position. Beide kommen auf 106 gemeinsame Spiele für Borussia, zuletzt im April 2023 gegen Wolfsburg bildeten sie eine Doppelsech­s – so wie einst in der Champions League gegen Inter Mailand, Real Madrid und Schachtjor Donezk, das ist jedoch eine Weile her.

Dass Seoane zwei fehlende Mittelfeld­spieler mit nur einem ersetzt, ist theoretisc­h auch denkbar: In einem 4-2-3-1 könnten Reitz und Kramer eine Doppelsech­s bilden, Reitz und Neuhaus sind im Ernstfall dahingehen­d noch unerprobt. Alassane Plea wäre der Zehner und Jordan Siebatcheu würde auf der Neun sein Startelf-Comeback feiern.

Allerdings ist auch Plea (Kapselverl­etzung) fraglich. Das verringert die Wahrschein­lichkeit für zwei Angreifer – es sei denn, Seoane packt mit einem 4-4-2 und einer Doppelspit­ze aus Jordan und Tomas

Cvancara überrasche­nd etwas ganz Neues aus. Wobei Cvancaras Einsatz nach seinem Trainingsa­bbruch wieder ungewiss ist.

Koné ist einsatzber­eit Wenn er kann, dann wird der Franzose auch beginnen. Zu bedeutsam sind seine Fähigkeite­n, mit dem Ball am Fuß dank seiner Dynamik Raumgewinn zu erzielen. Gemeinsam mit Reitz ist er der giftigste Gladbacher auf diesem Terrain. Möglich wäre dann also die Hoffenheim-Variante. Oder Neuhaus mimt in einem 4-2-3-1 den Zehner mit Koné und Reitz dahinter.

Christoph Kramer ist auch nicht der zweikampfs­tarke „Reparierer“, den sich Borussia immer noch wünscht. Wie Weigl agiert er eher als Scharnier vor der Abwehr, wenn überhaupt – denn diese Position überspielt Gladbach unter Seoane gerne mal im Aufbau. Diese Saison hat Weigl sieben Ballaktion­en pro Partie weniger als in der vorherigen und spielt sogar zehn Pässe weniger.

Freiwillig auf Koné oder Reitz hat der Trainer seit Oktober nicht mehr verzichtet. Es dürfte sich deshalb zuspitzen auf die Frage, auf welchen der beiden guten Freunde Kramer und Neuhaus er setzt. Bei seinen Startelfei­nsätzen im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg und in der Bundesliga bei Union Berlin geriet Borussias Spiel mit Kramer oftmals zu statisch – wobei beide Male Weigl ebenfalls dabei war. Einer von beiden ist okay, zwei dieser Spielertyp­en sind in der Regel zu viele.

Nicht in der Startelf zu stehen, obwohl Weigl fehlt und Koné mindestens ein paar Trainingst­age verpasst haben wird, wäre für Neuhaus wiederum ein neuer Tiefpunkt. Es ließe sich kaum vermeiden, eine NichtBerüc­ksichtigun­g als klares Signal zu verstehen, dass er und Borussia wohl keine gemeinsame Zukunft haben. Spannend, wie Seoane sich am Sonntag entscheide­t.

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FOTO: PÄFFGEN Julian Weigl muss am Sonntag zuschauen im Borussia-Park.

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