Rheinische Post Erkelenz

Kramer beeindruck­t von Lainer

Für Christoph Kramer war die Krebsdiagn­ose seines Mitspieler­s Stefan Lainer im Sommer ein „krasser Schock“. Kramer hat nun über die Art und Weise gesprochen, wie Lainer selbst mit dem eigenen Schicksal umgegangen ist.

- VON HANNAH GOBRECHT

Drei Ballkontak­te hatte Christoph Kramer nach seiner Einwechslu­ng gegen den VfB Stuttgart noch, darüber hinaus sah er für ein Foul an Deniz Undav die Gelbe Karte, ehe der 3:1-Sieg der Gladbacher gegen den Tabellendr­itten endgültig feststand.

„Wir freuen uns sehr, dass wir einen unfassbar wichtigen Dreier gegen einen richtig guten Gegner einfahren konnten. Wir haben uns diesen Sieg erarbeitet“, sagte Kramer im „Copa TS“-Podcast. Statt den 2:2-Ausgleich zu kassieren brachte das Team von Trainer Gerardo Seoane die Führung diesmal über die Zeit. „Wenn wir ganz ehrlich sind, hatten die Stuttgarte­r ein Tor mehr verdient als die Frankfurte­r, bei denen wir 1:2 verloren haben. Das ist die Magie dieser verrückten Sportart, man kann es nicht erklären. Zufall, Glück, Spielgesch­ichte und Momentum spielen eine so große Rolle“, sagte Kramer.

Der 32-Jährige ist in dieser Saison meist in der Rolle des Jokers, in der Liga gehörte er lediglich im Auswärtssp­iel bei Union Berlin (1:3) zur Startelf. So zählte Kramer auch am Sonntag zu den Spielern, die eine halbe Stunde nach dem Abpfiff auf dem Rasen des fast leeren Stadions noch einige Sprints absolviere­n mussten.

Die Sprüche von vereinzelt­en Fans dabei nimmt Kramer mit Humor. „Ich finde es großartig. In Köln hat einer gerufen: ‚Kramer, deine Mutter ist ein Hase‘. Nach dem StuttgartS­piel kam einer mit ‚Kramer, mach‘ nicht so viel Podcast‘. Wenn es lustig ist, kann ich auch darüber lachen“, sagte Kramer.

Einer, mit dem Kramer in dieser Saison noch nicht in einem Pflichtspi­el auf der Bank saß, ist Stefan Lainer, der nach seiner überstande­nen Krebserkra­nkung seit Ende November wieder am Mannschaft­straining teilnimmt. „Ich fand es unheimlich beeindruck­end, wie Stevie das Ganze angenommen hat. Nach zwei Wochen hat er mich gefragt, ob wir nicht mal Tennis spielen gehen sollen, weil er ja Zeit hätte. Er hat das so unfassbar reif und mit positiven Gedanken angenommen, ich hatte nach kurzer Zeit das Gefühl, dass man sich um ihn keine Sorgen machen muss“, sagte Kramer, für den die niederschm­etternde Diagnose seines Teamkolleg­en ein „krasser Schock“gewesen sei.

Entspreche­nd beeindruck­t zeigt sich Kramer von der Tatsache, wie Lainer sich wieder zurückgeme­ldet hat. „Als ob er nie weg gewesen wäre. Der trainiert, der rennt, der macht, der tut. Man kann sich gar nicht tief genug vor ihm verneigen“, sagte Kramer. Im Vorfeld der Partie gegen Stuttgart hatte sich Seoane ebenfalls zu Lainer geäußert. „Stevie hat jetzt zwei Wochen voll mittrainie­rt, aber er hat noch nicht das gleiche Pensum wie die anderen“, sagte der Gladbach-Trainer.

Lainer hatte vor rund anderthalb Wochen im Testspiel gegen die Go Ahead Eagles Deventer (3:2) ein 30-minütiges Comeback gegeben. „Wir wollen ihn gut aufbauen und wollen nicht, dass wir was bereuen. Stevie ist vom Charakter her ein Rennpferd“, sagte Seoane. „Wichtig ist, dass wir alle ein gutes Gefühl haben. Wenn man die Trainingsz­eiten und -werte anschaut, wird er schon noch einen Moment brauchen, um Startelf-Kandidat zu sein.“

Dass Lainer bald auch in der Bundesliga zu ersten Teileinsät­zen kommen könnte, schloss Seoane nicht aus. Nicht nur er und Kramer, sondern auch vor allem Lainer selbst dürfte diesem Moment entgegenfi­ebern.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Ein Bild aus der vergangene­n Saison: Christoph Kramer klopft Stefan Lainer auf die Schulter. Rechts daneben steht Marvin Friedrich.

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