Irische Akrobatik in Perfektion
Die National Dance Company of Ireland zeigte in der Redbox eine eindrucksvolle Jubiläumsshow. „Rhythm of The Dance“begeisterte das Gladbacher Publikum mit rasantem Stepptanz, treibender Musik und viel irischer Lebensfreude.
MÖNCHENGLADBACH Die Kulisse in der Red Box konnte nicht passender sein: Mystisch und mit naturhafter Anmutung stimmte sie die Zuschauer auf eine kulturelle Reise von Mönchengladbach nach Irland ein. Im Laufe des Abends sollte sich die Ausstattung einzig über die raffinierte Lichtregie atmosphärisch verändern, während die Bühne zur Plattform für irischen Tanz und Musik von der grünen Insel wurde. Die National Dance Company of Ireland zeigte in zwei Akten eine Abfolge von Stepptänzen in Perfektion, das von mitreißenden und charakteristischen Liedern untermalt wurde.
Das Publikum ließ sich von Feuer, Leidenschaft und purer Lebenslust der Jubiläumsausgabe der vor 25 Jahren ins Leben gerufenen „Rhythm of The Dance“-Show in den Bann ziehen. Für den begeisterten Schlussapplaus gab es keine Zugabe. Doch das dürfte kaum verwundert haben. Denn die scheinbare Leichtfüßigkeit und Eleganz der Tanzakrobaten muss ein Kraftakt sein.
Der Einstieg ins Programm war behutsam: Ein Gitarrist spielte eine Melodie. Flötistin und Violinistin gesellten sich dazu. Nach und nach durchkreuzten Tänzerinnen und Tänzer in schwarzen Kostümen die scheinbar ungezwungene Aufstellung der Musiker. Die zogen sich in den Bühnenhintergrund zurück, während das Tanzensemble in Reihen angeordnet, den Blick frontal zum Publikum gerichtet, kraftvoll den Einstieg der Show gestaltete.
In Dane McKiernans Choreografie verbanden Tänzerinnen und Tänzer die alte Tradition der irischen Tänze mit der Moderne. Zu wechselnden
Rhythmen traten sie energiegeladen und ausdrucksstark auf. Grandios gerieten rasante Steigerungen zu komplexen Figuren. Die Oberkörper blieben kerzengerade, scheinbar entspannt, während über die virtuose Fuß- und Beinarbeit rasante Szenen entfaltet wurden. Die Beinarbeit insbesondere der Frauen erinnerte zuweilen an klassisches Ballett. Die pulsierenden Rhythmen wurden über das Pochen des Stepptanzes gleich mitgetragen. Zudem feuerten die Tänzer sich während des Auftritts gegenseitig und auch das Publikum durch energische Rufe immer wieder an. Ein Kreistanz ließ an frohe Feste denken.
Vor monochrom abgedunkeltem Bühnenbild wirkten die Tanzenden in sparsam gesetzter Beleuchtung wie schemenhafte Silhouetten. Eine temperamentvolle Choreografie der Herren mit Besen als Accessoires wurde zum fröhlichen Kehraus. Einige der raschen Frauentänze wirkten in ihrer Anmut beinahe schwerelos. In zahlreichen Kostümwechseln setzten insbesondere die Damen vom klassischen Schwarz mit aufwendigen Applikationen über frei schwingende Röcke im sanften Glanz bis hin zu frechen kurzen Röcken im Karomuster auf farbenfrohe Abwechslung im Rampenlicht.
Das Musikerquintett mit Geige, Flöten, Akkordeon, Gitarre und der Rahmentrommel Bodhran als eines der Symbole für den treibenden Takt servierte mitreißend den charakteristischen Klang der irischen Musik. Auch die Musiker standen niemals still, kamen und gingen, wechselten beständig ihre Position auf der Bühne, tanzten beinahe schon zu ihrem Spiel. So auch der Akkordeonspieler, der mit einer kleinen Version des Instruments frei beweglich war und das immer wieder für sich nutzte.
Von hohem Tempo war zum Beispiel das Spiel auf der Rahmentrommel zum auffordernden Blick des Musikers ins Publikum. Bei rhythmischen Rufen mit erwünschten Einsätzen von Zuschauern spielte er verschmitzt mit deren Erwartungshaltung. Zu einer der zahlreichen Choreografien schien der Trommler mit seinem Spiel die Tanzsolistin umwerben zu wollen. Ein Gesangsduo rundete den irischen Abend mit stimmungsvollen Liedern ab, wie auch mit einem melancholischen Song der irischen Auswanderer.
Zum furiosen Finale traten Musikerinnen und Musiker vor dem Abschied noch ein letztes Mal einzeln aus dem gemeinschaftlichen Spiel heraus an den Bühnenrand. Der lustvoll beschwingte Auftritt sprühte vor ansteckender Lebensfreude. Tänzerinnen und Tänzer verabschiedeten sich ebenfalls temperamentvoll in Komplettbesetzung. Das Finale machte Lust auf ein Wiedersehen mit der Tanzkompanie von der grünen Insel.