Der Anstieg der Mieten und die Immobilienpreise messen am besten die Attraktivität einer Stadt
Trotz Wohnungsnot, schlechter Luft oder fehlender Kitaplätze können sich Deutschlands Metropolen über mangelnde Beliebtheit nicht beklagen. Fünf der acht größten deutschen Städte sind unter den Top 15 der großen Kommunen mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs zu finden. Inzwischen lebt rund ein Drittel der Menschen in den 71 Großstädten des Landes. Fast 18 Millionen Erwerbstätige finden dort Arbeit. Die elf Metropolregionen der Bundesrepublik, also die Großstädte und ihr Umland, erwirtschaften mehr als 70 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Gerade die Dominanz der großen Städte wächst und wächst. In Deutschland gibt es den exklusiven Klub der „Big Seven“. Das sind die sieben bevölkerungsreichsten Städte des Landes: die Millionen-Metropolen Berlin (3,8 Millionen Einwohner), Hamburg (1,9 Millionen), München (1,5 Millionen), Köln (1,1 Millionen) sowie Frankfurt (770.000), Stuttgart (633.000) und Düsseldorf (629.000). Obwohl noch nicht Mitglied, klopft auch das sächsische Zentrum Leipzig (624.000) als Nummer acht kräftig an die Tür. Sie alle sind die Stars des jüngsten Städte-Rankings des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Die sieben großen deutschen Städte locken mit vielfältigen Arbeitsplätzen und einem hervorragenden sozialen und kulturellen Umfeld“, meint Vanessa Hünnemeyer, Städteexpertin und Managerin der Institutstochter IW Consult, die das Ranking erstellte.
Die „Big Seven“oder auch glorreichen Sieben, wie sie halb spöttisch und halb bewundernd genannt werden, dominieren die Hierarchie deutscher Kommunen nicht nur in den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt oder Lebensqualität. Fünf der sieben Großen, nämlich Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München, gehören auch zu den zehn dynamischsten Städten Deutschlands. Obwohl sie bereits einen hohen Standard erreicht haben. Sie locken mehr Menschen in ihre Stadtgrenzen, schaffen mehr Jobs, bilden mehr Hochqualifizierte aus und sind vor allem jünger als viele andere Kommunen.
Für die Metropolenforscherin Hünnemeyer ist vor allem ein Faktor entscheidend, der die Entwicklungskraft einer Stadt misst: der Anstieg der Mieten und Immobilienpreise. „Die messen am besten die Attraktivität einer Stadt“, ist die Expertin überzeugt. Was also bei vielen Studierenden und Arbeitsplatzsuchern von außen eher zu Unmut und Ratlosigkeit führt, ist in Wahrheit Indikator für die Dynamik einer Metropole. Und die ist ausgerechnet in den Millionenstädten Berlin, Köln und Hamburg am stärksten. Diese drei Kommunen bilden jedenfalls das Spitzentrio im Bereich Immobilienmarkt, wobei der Wohnungsneubau in allen drei Ballungsgebieten zu wünschen übrig lässt. Auch das erklärt einen Teil der horrenden Preissteigerungen dort. Denn dann trifft der Zuzug von außen auf ein starres Angebot. Aber sicher ist, dass sich darin die Beliebtheit dieser großen Städte zeigt.
Es sind übrigens nicht nur die Deutschen, die ihre Großstädte schätzen. Der überwiegende Teil des Wachstums kommt über ausländische Arbeitskräfte – auch über