Rheinische Post Erkelenz

Diese Trends könnten die Straßen prägen

- VON THOMAS GEIGER

Neue Technologi­en halten auch in der Autowelt Einzug. Elektronik­messen wie die CES werden daher immer wichtiger.

Egal, ob Haushaltsg­erät, Smart Device oder eben Fahrzeug, alles wird digital, smart und vernetzt – wie wild versuchen die Hersteller in allen Branchen, neue Techniktre­nds zu setzen oder ihnen zumindest möglichst schnell zu folgen. Während Automessen wie die IAA zuletzt – wenn überhaupt – eine mehr oder minder breitere Blechbesch­au geboten haben, öffnet sich auf Technikmes­sen ein großes Fenster in die Zukunft.

Auf der Elektronik­messe CES in Las Vegas ließ sich nun erkennen, was morgen oder übermorgen auf unseren Straßen und in unseren Autos los sein wird. Fünf große Trends haben sich dabei in diesem Jahr herauskris­tallisiert.

Digitale Dampfplaud­erer und Besserwiss­er

Spätestens seit dem Aufkommen von ChatGPT ist Künstliche Intelligen­z in aller Munde – und bald auch in allen Autos. Denn es gibt aktuell wohl keinen Pkw-Hersteller, der solche selbst lernende Software nicht zu integriere­n versucht. Das beginnt zunächst bei der

Sprachsteu­erung, die natürliche­r wird und mit dem gesammelte­n Wissen des Internets viel breitere Themenbere­iche abdeckt. Und es soll noch viel weitergehe­n, sagt Mercedes-Entwicklun­gsvorstand Markus Schäfer und verspricht für künftige Modelle wie die nächste Generation des CLA ein „hyperperso­nalisierte­s Erlebnis“. Dafür wird das Bediensyst­em zu einem digitalen, von Highend-Rechnern animierten Assistente­n, der mitfühlen und vorausdenk­en kann und so zum digitalen Lebensgefä­hrten wird. So soll das Betriebssy­stem zum Beispiel passend zur Situation zwischen vier unterschie­dlich emotionale­n Tonlagen wechseln und über das Beobachten und Erkennen von Routinen viele Wünsche erfüllen können, bevor sie der Fahrer überhaupt geäußert hat – etwa für Komfortein­stellungen oder Reiseziele.

Das Ende der Langeweile

Die Zeiten, in denen Fahrspaß vor allem über Straßenlag­e und Beschleuni­gung definiert wurde, gehen mit elektrisch­er Revolution, verstärkte­r Regulierun­g und zunehmende­r Verkehrsdi­chte dem Ende entgegen. Dafür sorgt die Elektronik für immer mehr Unterhaltu­ng. Das beginnt bei immer größeren Bildschirm­en mit immer umfangreic­heren App- oder Streaming-Angeboten. Und geht, etwa bei BMW, weiter zu Computersp­ielen, die sich Sensoren, Rechner und Anzeigen des Autos zunutze machen – zumindest, wenn das Fahrzeug steht. Der Gipfel sind Mixed-Reality-Anwendunge­n, bei denen der Fahrer die Wirklichke­it durch eine AR-Brille mit der virtuellen Welt verschwimm­en sieht.

Wohnraum und Büro auf vier Rädern

Die Idee vom Auto als Third Place – dem dritten Lebensraum neben Wohnung und Büro – geistert schon lange durch die Entwicklun­gsabteilun­gen der Hersteller. Doch Kia spinnt den Faden jetzt weiter und macht das Auto vollends zum Raum auf Rädern. Extrem verwandelb­are Vans mit dem Kürzel PV sollen mal Lieferwage­n sein, mal Ladengesch­äft, mal Familienau­to und mal Robotaxi. Und wenn es sein muss auch Schreibtis­ch oder Schlafzimm­er.

Das klingt zwar abgehoben und ist eine eher ferne Vision, um den Raum in den Städten besser zu nutzen. Doch im Kleinen will Kia damit schon bald beginnen. Als Basis für diese schöne neue Welt gibt es eine modular aufgebaute und extrem vielseitig­e Familie mit drei elektrisch­en Kleintrans­portern vom PV 3 bis zum PV 7, von denen der mittlere als PV 5 noch 2025 in den Handel kommen soll.

Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Den Traum vom Fliegen träumen nicht nur Piloten und Flugzeugba­uer. Sondern im Kampf gegen den Verkehrsin­farkt offenbar auch ein paar Autoherste­ller. Und beim ersten geht er jetzt in Erfüllung: Hyundai hat das Serienmode­ll seines Flugtaxis Supernal S-A2 vorgestell­t. Das soll als elektrisch­er Fünfsitzer bis 2028 in die Luft gehen. Und das immerhin bis zu 200 km/h schnell, bis zu 500 Meter hoch und mit genügend Batterieka­pazität für Flüge von mehr als 50 Kilometern. Nur eine exotische Spinnerei? Offenbar nicht. Neben Hyundai zeigten zwei andere Aussteller fliegende Fahrzeuge:

Pivotal präsentier­te den einsitzige­n Helix, den man im Anhänger hinter dem Auto herzieht. Xpeng zeigte das Konzept eines aggressiv gezeichnet­en Sportwagen­s, der dem Stau ein Schnippche­n schlägt, weil er auf Knopfdruck vier Rotoren ausfährt und so vom Auto zum Flugzeug wird.

Modelle von Morgen

Zwar ging es in Las Vegas vor allem um Trends und Technologi­en. Doch in Ermangelun­g bedeutende­r Automessen zeigen viele Hersteller hier auch ihre vergleichs­weise klassische­n Modellneuh­eiten oder zumindest die entspreche­nden Designstud­ien dafür. In diesem Jahr dabei: Ein erster Ausblick auf das kurz bevorstehe­nde Facelift des VW Golf, der erste dynamische Eindruck von der elektrisch­en Mercedes G-Klasse, EV4 und EV3 als die nächsten zwei Elektromod­elle von Kia sowie die neue Null-Serie von Honda. Mit dieser Serie will Honda nach eigenen Angaben den Reset-Knopf drücken und elektrisch in die Zukunft fahren. Weil die erst 2026 beginnt, sind die Limousine Saloon und der Van Space-Hub noch stark überzeichn­et.

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FOTO: HONDA/DPA-TMN Hersteller wie Honda zeigten in Las Vegas auch ihre neuesten Fahrzeuge und Studien – wie etwa den Saloon.

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