Rheydt feiert Karneval – in Gladbach
Familiär, kurzweilig, witzig, dafür steht traditionell die große Sitzung der KG Schwarz-Gold Rheydt. So war es auch diesmal. Ungewöhnlich war aber der Ort.
MÖNCHENGLADBACH Am Rand der Bühne spielt das Orchester Lorenz, die übrige Fläche ist leer. Statt auf Stühlen zu sitzen, zieht der Elferrat der Karnevalsgesellschaft Schwarz-Gold Rheydt in einer Polonaise durch den großen Saal der Kaiser-Friedrich-Halle. Immer mehr bunt kostümierte Besucher schließen sich an. Dann lässt ein Teilnehmer die Schultern seines Vordermannes los, plötzlich ziehen zwei Menschenketten in unterschiedliche Richtungen. Alle haben Spaß, vergessen, dass dieser Programmpunkt gar nicht eingeplant war.
Eine Gruppe, die bei der großen Rheydter Narrensitzung auftreten sollte, hat erst nach Beginn der Veranstaltung abgesagt. „Live is life“, kommentiert Präsident Thomas Schmitz diese Neuigkeit. So ist das Leben eben, und ein echter Karnevalist kann improvisieren. Kurzerhand bittet er einige Mitglieder der KG auf die Bühne, die das Vereinslied zum Besten geben. Später folgt die Polonaise. Die Coverband „So!LaLa“konnte kurzfristig als Vertretung für andere Musiker einspringen. Es ist nicht ihr einziger Auftritt des Tages. Doch obwohl sie in Eile sind, bereiten sie dem Publikum eine „superjeile Zick“. Ein weiterer musikalischer Höhepunktz ist „Hätzblatt” aus Erkelenz zum Abschluss der Sitzung.
Zu guter Musik gehören Tanzeinlagen, zu Karnevalssitzungen sowieso. Auch in diesem Punkt braucht sich Schwarz-Gold Rheydt nicht zu verstecken. Die Kindertanzgarde wird von vier Trainerinnen betreut, die den ganz Kleinen bei der finalen Menschenpyramide unauffällig Hilfestellung geben. Die große Tanzgarde entwickelt im Team ihre eigenen Choreographien. Besonders der Showtanz begeistert die Zuschauer und lässt auch Schmitz sprachlos zurück.
Später hat er mit seiner Schwester Ruth Ahrweiler seinen großen Auftritt. Die Geschwister Schmitz sind mit ihren musikalischen Parodien immer ein Höhepunkt der Sitzungen. Dabei tanzt er so enthusiastisch in engen Glitzerkleidern, dass ihm einmal sogar die Perücke vom Kopf rutscht, was aber charmant überspielt wird. Auch das Schlumpflied in der Version von Comedian Otto Waalkes wird von den Geschwistern Schmitz aufgeführt. Und in „Barbie Girl” von Aqua schwingt der Barbie-Film mit.
Nicht nur bei Schwarz-Gold, sondern auf allen Sitzungen sind das
Prinzenpaar und sein Gefolge die Stargäste. Prinz Jost I. und Niersia Elke präsentieren sich als großzügige Gastgeber, die „der aus Rheydt vertriebenen KG gerne Asyl gewähren”. Schmitz kontert, dass es ihm hier in der „Kaiser-Stadt-Halle” gut gefällt und man in ein paar Jahren sowieso nicht mehr von MönchengladbachRheydt sprechen werde, sondern von Rheydt-Mönchengladbach. Es sind freundschaftliche Neckereien, ebenso wie das Gastgeschenk für das Prinzenpaar: schwarz-goldene Kissen, „damit die Stühle auf weiteren Veranstaltungen nicht immer zu niedrig für die Niersia sind”.
Später am Abend stellt Schmitz zufrieden fest, dass die KFH wie auch die Stadthalle eine sehr hohe Decke haben. Sonst gäbe es Probleme beim Auftritt des Tanzcorps „Colonia Rut Wiess”. Die Damen werden hoch über die Köpfe ihrer pirouettendrehenden Tanzpartner gehoben oder für Saltos in die Luft geworfen. Als die Gruppe zum Abschied einen „sonnigen Rosenmontag” wünscht, wird sie schnell von Zuschauern auf Veilchendienstag korrigiert.
Und wer sind die Zuschauer? Mitglieder anderer Gesellschaften, das ehemalige Prinzenpaar Norbert Bude und Barbara Gersmann, einige schwarz-goldenen Ehrensenatorinnen und -senatoren, einschließlich der sieben neuen. Aber auch Gäste, die nicht in Vereinen aktiv sind, wie Ilma, Gisela und ihre Begleiterinnen. Sie sind jedes Jahr dabei, „weil es immer ein so bunter und fröhlicher Abend ist“. In diesem Jahr haben sie sich durch den Disney Film „101 Dalmatiner” zu ihren Kostümen inspirieren lassen.
Laura, die selbst in dritter Generation bei Schwarz-Gold aktiv ist, hat besonders viel Unterstützung mitgebracht. Ihre Familie und Freunde haben das Motto „ein Besuch im Zoo” ausgewählt. Als Tierpfleger, Zebras und Kängurus verkleidet belegen sie gleich drei der langen Tische im Saal. Damit fallen sie auch dem ComedyDuo „Willi und Ernst” auf, die so inspiriert von einer Safari träumen und augenzwinkernd mit einer Löwin im Publikum flirten.
Obwohl es inzwischen nach Mitternacht ist, haben die beiden Spaßmacher die volle Aufmerksamkeit, werden mit Gelächter und Applaus belohnt. Im Vereinslied wird nicht übertrieben, wenn es heißt: „Wo gibt’s schönen Karneval? Hier bei SchwarzGold Rheydt”.