Rheinische Post Erkelenz

Lainers Comeback sorgt für einen besonderen Glücksmome­nt

Nach seiner überstande­nen Krebserkra­nkung hat Stefan Lainer den nächsten Schritt gemacht: Nach dem Spiel schilderte er, wie er das Comeback empfand.

- VON HANNAH GOBRECHT UND JANNIK SORGATZ

Stefan Lainer war es nachzusehe­n, dass die Freude über das eigene Comeback größer war als der Ärger über die 1:2-Pleite gegen den FC Augsburg. „Die Niederlage ist für mich eher im Hintergrun­d. Es wäre umso schöner gewesen, wenn wir das Spiel noch gedreht hätten. Für mich persönlich zählt aber natürlich der Glücksmome­nt, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte Lainer am Sonntagabe­nd.

239 Tage nach seinem bis dato letzten Pflichtspi­el für Borussia Ende Mai 2023, der Gegner hieß damals ebenfalls Augsburg, wurde Lainer vor 44.867 Zuschauern in der 71. Minute nach überstande­ner Krebserkra­nkung eingewechs­elt. „Es ist unfassbar, wie viele Menschen in Gedanken bei mir waren. Das wird einem erst bewusst, wenn im Stadion alle den eigenen Namen rufen“, erzählte Lainer. „Ein großes Dankeschön an alle – auch an die Fans.“

Die Gladbach-Anhänger erhoben sich nahezu alle von den Plätzen, als Lainer für Luca Netz in die Partie kam. Großen Applaus hatte es schon vor dem Anpfiff bei der Verkündung der Mannschaft­saufstellu­ng gegeben, Lainer gehörte erstmals in dieser Saison zum Kader. Abgesproch­en sei sein Einsatz am Sonntag, zwei Wochen nach einem 30-Minuten-Einsatz im Testspiel gegen die Go Ahead Eagles Deventer, nicht gewesen. „Ich habe selbst nicht gewusst, ob ich reinkomme oder nicht. Der Trainer hat in den vergangene­n Wochen viel beobachtet und Daten gesehen. Es ist ihm wichtig, dass ich meine Leistung abrufen kann. Ich glaube, ich habe im Training einen guten Eindruck hinterlass­en und gezeigt, dass ich wieder fit bin“, sagte Lainer.

Gegen Augsburg kam er auf 24 Ballkontak­te, spielte 21 Pässe (Passquote: 90 Prozent) und schlug eine Flanke. Jeder seiner Ballkontak­te dürfte sich wie ein Neuanfang angefühlt haben, denn die Botschaft abseits des enttäusche­nden Resultates lautete am Sonntagabe­nd: Lainer ist wieder da. Und das wurde nach Abpfiff von den Fans gefeiert, Lainer stand gerührt vor der Nordkurve und bedankte sich für die Unterstütz­ung.

Auch Gerardo Seoane zeigte sich bewegt vom Comeback des Österreich­ers, mit dem der GladbachTr­ainer

eine personelle Alternativ­e mehr zur Verfügung hat. „Man kann verschiede­ne Gefühlswel­ten haben. Wir sind enttäuscht vom Resultat und unserer Leistung. Aber wir freuen uns, nicht nur aus fußballeri­scher Sicht, dass die Leidenszei­t für Stevie und seine Familie vorbei ist“, sagte Seoane.

Lainer selbst sprach vom „emotionals­ten Spiel meiner Karriere“, und blickte noch einmal auf die vergangene­n Monate zurück. „Ich habe nie gezweifelt. Ich bin ein Mensch, der es so hinnimmt, wie es ist. Ich habe immer nach vorne geschaut und war positiv“, sagte Lainer, der von allen Borussen wohl das meiste Adrenalin verspürt haben dürfte. „Das waren unfassbare Gefühle, das kann man nicht in Worte fassen. Ich bin sowieso keiner, der mit Worten groß umgehen kann. Es ist wirklich unglaublic­h.“

Besonderen Wert hatte Lainers Einwechslu­ng, weil sie nicht nur eine symbolisch­e war, sondern sie für den Konkurrenz­kampf steht, in dem Lainer nun wieder mitmischen will. Als er kam, wechselte Joe Scally auf die linke Seite der Viererkett­e. „Ich würde mich natürlich über mehr Minuten in Zukunft freuen“, sagte Lainer. Der erste Schritt zurück zur Normalität ist ihm am Sonntag geglückt. „Wir wissen, dass es noch weitere Schritte braucht, aber das ist klar, wenn man vier, fünf Monate nicht im Mannschaft­straining war. Wir freuen uns extrem, er ist ein Vorbild für alle in puncto Kämpfernat­ur“, sagte Seoane, in dessen Aufstellun­gs-Gedanken Lainer nun wieder häufiger eine Rolle spielen dürfte.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Stefan Lainer genoss am Sonntag den Zuspruch der Fans.

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