Weg frei für Windpark im Birgeler Wald
Vor dem Oberverwaltungsgericht Münster kam es zu einem Vergleich. Damit ist die Ablehnung des Kreises Heinsberg zum Bau aus dem Jahr 2021 hinfällig. Naturschützer bleiben bei ihrer Kritik.
Nun ist es also amtlich: Die Genehmigung für den Windpark im Birgeler Wald im Kreis Heinsberg ist bestandskräftig, wie es im Behördenjargon heißt. „Der nordrhein-westfälische Landesverband des Naturschutzbundes Nabu, der Kreis Heinsberg und die BMR Windenergie Wassenberg GmbH & Co. KG haben im Verfahren um die Genehmigung von vier Windenergieanlagen in Wassenberg am 22. Dezember in der Verhandlung vor dem siebten Senat des Oberverwaltungsgerichts Münster einen gerichtlichen Vergleich geschlossen“, teilt der Kreis Heinsberg nun offiziell mit.
Genauer gesagt geht es um die Konzentrationsfläche im Birgeler Wald. In der Vergangenheit hat es zu diesem Thema zahlreiche und lebhafte Diskussionen gegeben, die nicht nur aus Wassenberg, sondern auch aus der Nachbarstadt Wegberg kamen.
Zur jüngeren Entwicklung der Geschichte: Der Kreis Heinsberg hatte vier gut 240 Meter hohe Windenergieanlagen im Jahr 2021 zunächst abgelehnt. Dies sorgte bei Anwohnerinnen und Anwohnern sowie auch bei Naturschützerinnen und Naturschützern für große Erleichterung. Denn: Sie sahen den Wald massiv gefährdet, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt Wassenberg die Prädikatisierung zum Luftkurort anstrebt. Dies passe nicht zusammen, betonten die Gegner immer wieder.
Der Kreis Heinsberg sagt weiter: „Seit dem ,Osterpaket’ der Bundesregierung im Jahr 2022 kommt der Windkraft ein ,überragendes öffentliches Interesse’ zu, wodurch der Kreis Heinsberg Anfang 2023 eine Genehmigung erteilen musste. Gegen die Genehmigung vom 25. Januar 2023 hatte der Nabu NRW am 4. Juni 2023 aufgrund des aus seiner Sicht nicht ausreichenden Schutz der Belange von Natur und Landschaft Klage eingereicht.“Dies führte letztlich dazu, dass die BMR Windenergie Wassenberg GmbH & Co. KG und die Kooperationspartnerin, die NEW Re, in Abstimmung mit dem Nabu NRW weitere Naturschutzmaßnahmen vereinbart hat. Dies bedeutete im Klartext, dass „im Rahmen dieser
Maßnahmen die forstwirtschaftliche Nutzung von zunächst rund 33 Hektar Waldflächen eingestellt – Prozessschutzmaßnahme – wird“, so der Kreis Heinsberg weiter. Weitere Waldgebiete seien auch schon in Abstimmung. Schon im Vorfeld hatten die Unternehmen laut Kreis Heinsberg erklärt, zusätzlich zu den schon vom Kreis festgelegten Ausgleichsmaßnahmen, auf rund 8,7 Hektar Kalamitätsflächen eine Aufforstung mit standortgerechten Baumarten zur besseren Biotopvernetzung umzusetzen. Unter Waldkalamität ist in der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft Massenerkrankungen von Waldbeständen zu verstehen.
Das Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster ist mit dem Vergleich nun beendet, womit eine Rechtssicherheit für das Bauvorhaben besteht. In diesem Zusammenhang nennt der Kreis Heinsberg sogleich auch einen konkreten Zeitplan. Mit einer Inbetriebnahme der vier Windräder werde Ende 2025 gerechnet, heißt es. Die Planungen von BMR und NEW Re hatten bereits im Jahr 2015 begonnen.
Der Nabu Nordrhein-Westfalen sieht den Standort im Birgeler Wald jedoch weiter und erwartungsgemäß als sehr kritisch an, mit dem Einstieg in den großflächigen Prozessschutz werden aber umfangreiche Lebensraumverbesserungen in die Wege geleitet, unterstreicht der Kreis Heinsberg weiter.
Im Verlauf der Streitigkeiten hat sich in den vergangenen Jahren viel bewegt. Eines von vielen Beispielen: Landrat Stephan Pusch und Wassenbergs Bürgermeister Marcel Maurer bekamen etwa im Jahr 2021 Besuch, der ins Heinsberger Kreishaus und auch in Wassenberger Rathaus kam. Vertreter der Initiative „Do it for Nature“überreichten dabei eine Petition. „Wir holzen das ab, was wir schützen wollen“, sagten die Akteure damals. In Wassenberg, so betonte es Maurer damals, habe sich mit der Entscheidung schwer getan, unterm Strich sei es aber das kleinere Übel gewesen, denn damals standen der Konzentrationsfläche im Birgeler Wald 15 Einzelflächen gegenüber. In diesem Zusammenhang war häufig von Verspargelung der Landschaft die Rede.