Rheinische Post Erkelenz

So war der „Nachmittag der Berufskoll­egs“

Der individuel­le Ausbildung­sweg stellt viele Jugendlich­e vor Fragen. In dem Dschungel der Möglichkei­ten verirren sich junge Menschen leicht. Die Agentur für Arbeit gibt mit ihrer Veranstalt­ung Orientieru­ng.

- VON MAREN KASTER

Regelmäßig­e Messebesuc­her kennen die Atmosphäre: Es ist weder still noch laut. Vielmehr wird man von vielen Unterhaltu­ngen empfangen, die gemeinsam in einer Gesprächss­uppe verschwimm­en. Einzelnen zu folgen ist nicht möglich, doch sie begleiten einen durch den Raum. Ähnlich war es beim „Nachmittag der Berufskoll­egs“, zu dem die Agentur für Arbeit in ihr Berufsinfo­rmationsze­ntrum (kurz BiZ) eingeladen hatte.

Bewusst sei der Info-Nachmittag in den Januar gelegt worden, sagt Heike Karsch, Sachbearbe­iterin im BiZ und Organisato­rin der Veranstalt­ung. „Ende Januar gibt es Halbjahres­zeugnisse und damit müssen sich die Schüler bewerben.“Viele Kollegs bieten bereits im November oder Dezember gesondert Informatio­nsveransta­ltungen an. Doch die Idee beim „Nachmittag der Berufskoll­egs“sei, alle zusammen zu bringen. So können sich insbesonde­re Jugendlich­e, die noch nicht genau wissen, wohin es einmal gehen soll, einen Überblick verschaffe­n. „Für viele sind die Möglichkei­ten, die sie haben, gar nicht klar, aber eine frühzeitig­e Berufsorie­ntierung ist wichtig“, sagt Karsch. „Wenn jemand schon früh eine grobe Vorstellun­g entwickelt, ist es vielleicht besser, man macht ein Abitur mit beispielsw­eise einem sozialen oder wirtschaft­lichen

Schwerpunk­t. Selbst wenn man danach nicht in die jeweilige Richtung studieren möchte, hat man sich mit den Erfahrunge­n während der letzten Schuljahre unter Umständen einen Studien- oder Ausbildung­sabbruch erspart.“Das heißt: Auch mit einem spezifisch­en Bildungswe­g muss es nicht zwingend fachgebund­en weitergehe­n, es kann aber Vorteile bringen.

Eines der acht anwesenden Kollegs ist das „Berufskoll­eg RheydtMülf­ort für Technik“. Am Infotisch sitzt Diplom-Berufspäda­goge und Oberstudie­nrat Niels Pohlmann, vor ihm jede Menge Flyer zu unterschie­dlichen technische­n Werdegänge­n, ein paar Gummibärch­en,

Kugelschre­iber und Notizzette­l. „Früher hat man gesagt, Mathe ist ganz wichtig. Heute sind die Betriebe da entspannte­r“, sagt Pohlmann zur aktuellen Situation auf dem Ausbildung­smarkt. Es gebe sowohl bessere Fördermögl­ichkeiten als auch einen größeren Fachkräfte­mangel. Das Berufskoll­eg ist auf Holz-, Metall- und Elektrotec­hnik spezialisi­ert. Die meisten Lehrer seien selbst Handwerker, die ihr Wissen weitergebe­n wollen. „Dadurch ist der Unterricht sehr praxisbezo­gen.“Die Möglichkei­ten sind auch dort vielseitig. Es gibt berufsbegl­eitende Kurse, die an eine Ausbildung angeschlos­sen sind, aber auch solche, die für sich stehen. Außerdem gibt es Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten, die an eine Berufsausb­ildung anschließe­nd oder darauf aufbauen.

Beim „Nachmittag der Berufskoll­egs“verzichten die Veranstalt­er auf feste Zeitfenste­r. Die Jugendlich­en können innerhalb der zwei Stunden kommen und gehen, wann sie möchten. Einer der Anwesenden ist Julian Schnieders. Der 15-Jährige interessie­rt sich fürs Programmie­ren und geht deshalb zielstrebi­g auf den Tisch des „Berufskoll­egs Platz der Republik für Technik und Medien“zu. „Ich bin froh, hier zu sein. Jetzt weiß ich viel mehr über die Richtung der Fachschule und auch über die Anmeldung“, sagt Schnieders. Außerdem sei er nun besser über verschiede­ne

Perspektiv­en informiert.

Neben den Berufskoll­egs hat auch das Team des Berufsinfo­rmationsze­ntrums einen Stand aufgebaut, an dem es allgemein über Studium, Berufsausb­ildung oder ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ) informiert. „Auch Auslandsau­fenthalte sind nach wie vor ein Thema“, sagt Kristina Wintzen vom BiZ. „Viele Jugendlich­e sehnen sich nach der Schule nach einer Auszeit, bevor sie in den Beruf oder ins Studium starten. Ich finde es ebenfalls gut, wenn junge Menschen nach der Schulbank andere Erfahrunge­n sammeln.“

Vor allem für die Persönlich­keitsentwi­cklung sei das wertvoll. Ein ungebroche­ner Trend sei außerdem, nach der Mittleren Reife mit der Schule weiterzuma­chen. „Oft ist es schade, dass Schüler sich nicht für eine Berufsausb­ildung entscheide­n. Dabei hätten sie gute Chancen auf dem Ausbildung­smarkt und man braucht auch keine Sorge zu haben, dass man 40 Jahre dasselbe machen muss. Heutzutage kann man sich in jedem Berufsfeld weiter entwickeln.“

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FOTO: MAREN KASTER Niels Pohlmann informiert am Stand des Berufskoll­egs Rheydt-Mülfort für Technik zwei Jugendlich­e.
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FOTO: MAREN KASTER Heike Karsch vom Berufsinfo­rmationsze­ntrum der Agentur für Arbeit ist Organisato­rin.

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