Tausende fliehen aus Chan Junis
Die Stadt im südlichen Gazastreifen gilt als Hamas-Hochburg. Es gibt heftige Kämpfe.
(dpa/afp) Wegen heftiger Kämpfe im Bereich der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen sind nach Augenzeugenberichten Tausende Palästinenser erneut auf der Flucht. Viele machten sich nach Angaben vom Mittwoch in Richtung der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten auf. Beim Beschuss einer Unterkunft für Geflüchtete in Chan Junia sind nach UN-Angaben neun Menschen getötet worden. „Zwei Panzergeschosse haben ein Gebäude getroffen, das 800 Menschen Schutz bietet“, teilte der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen, Thomas White, am Mittwoch im Onlinedienst X mit. Ihm zufolge wurden zudem 75 Menschen verletzt.
Evakuierungsaufrufe der israelischen Armee beträfen auch drei Krankenhäuser mit einer Kapazität von insgesamt 625 Betten, heißt es. Allein im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis hätten rund 18.000 Binnenflüchtlinge Schutz gesucht. Nach UN-Schätzungen sind 1,7 Millionen der insgesamt 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens durch den Krieg zu Binnenflüchtlingen geworden. Nach Angaben der israelischen Armee sind gegenwärtig sechs Feldkrankenhäuser im Gazastreifen im Einsatz, zusätzlich zu zwei schwimmenden Krankenhäusern auf Schiffen Italiens und Frankreichs im Mittelmeer vor der Küste Gazas.
Chan Junis gilt als eine Hochburg der islamistischen Hamas. Israel vermutet in dem Tunnelnetzwerk in der Gegend die Führung der Terrororganisation sowie israelische Geiseln. Die israelische Armee hatte die Stadt am Dienstag nach eigenen Angaben umstellt. Am Montag hatte die Armee eine Ausweitung ihrer Offensive im südlichen Gazastreifen verkündet. Im Westen von Chan Junis gab es Augenzeugen zufolge zuletzt heftige Kämpfe. Die israelische Armee teilte am Mittwoch mit, sie intensiviere ihre Einsätze gegen die Hamas in Chan Junis. „Die Truppen haben viele Terrorzellen mit Feuer von Scharfschützen, Panzern und aus der Luft getötet“, hieß es in der Mitteilung. Am Dienstag hatte die Armee in Chan Junis nach eigenen Angaben einen 1,5 Kilometer langen Tunnel mit einer Werkstatt zur Raketenherstellung gefunden.