Sind die Erkelenzer Straßen zu laut?
Die Stadtverwaltung muss einen neuen Lärmaktionsplan aufstellen. Berechnungen zeigen: Vor allem in Gerderath und Granterath sowie an mehreren Stellen in der Innenstadt ist es zu laut.
Im Vergleich zu mancher Nachbarstadt gilt Erkelenz nicht gerade als Kommune, in der der Verkehr besonders große Probleme macht. Und doch gibt es Straßen, die vielbefahren sind und gerade in Stoßzeiten Lärm verursachen. Die Stadt Erkelenz ist verpflichtet, regelmäßig einen Lärmaktionsplan aufzustellen, mit dem Verkehrslärm und Maßnahmen zur Minderung dargestellt werden. Ein solcher aktualisierter Plan liegt nun vor, bis zum 26. Februar können Erkelenzer Bürger Stellungnahmen abgeben.
Untersucht werden Bundes- und Landstraßen oder sonstige Straßen, die jedes Jahr von mehr als drei Millionen Fahrzeugen genutzt werden. Im Erkelenzer Stadtgebiet sind davon mehrere Stellen betroffen: A 46 innerhalb des Stadtgebiets; B 57 innerhalb des Stadtgebiets; L 19 Lauerstraße von der Stadtgrenze Wassenberg bis zur L 364, Straße In Gerderhahn; L 19 von L 202 Straße Hoven bis Lindches Weg (K 9); L 19 Venloer Straße bis Roermonder Straße von B 57 bis Krefelder Straße; L 19 Krefelder Straße von Roermonder Straße bis Goswinstraße; L 19 Goswinstraße von Krefelder Straße bis Kölner Straße; L 19 Kölner Straße von Goswinstraße bis Katzemer Straße (Ortseingang Kückhoven) sowie L 354 Alfred-Wirth-Straße von Kölner Straße bis Anschlussstelle Erkelenz Ost (A 46).
Die neuen Grenzwerte des Umweltbundesamtes liegen nun bei 60 Dezibel ganztags und 50 Dezibel nachts. Nach Berechnungen und Schätzungen des Planungsbüros Richter-Richard aus Aachen sind in Erkelenz straßenverkehrsbedingt ganztags 565 Menschen von Geräuschpegeln über 65 Dezibel betroffen, 212 davon sogar von Pegeln über 70 Dezibel. Ein gerne
genutzter Vergleich für eine solche Lautstärke: 70 Dezibel entsprechen beispielsweise einem Rasenmäher oder einem laufenden Wasserhann. Weitere 910 Bürger sind demnach im „Grenzbereich“zwischen 60 und 65 Dezibel belastet, was eine Gesamtzahl von 1475 belasteten Personen ergibt.
Nachts sind 663 Personen betroffen, davon 225 mit Pegeln über 60 Dezibel und sechs mit über 65 Dezibel. Zuzüglich des „Grenzbereichs“kommt das Planungsbüro so auf 2278 Betroffene und folgert: „Damit ist die nächtliche Lärmbetroffenheit deutlich höher als ganztags.“
Messungen haben an vier Stellen im Stadtgebiet eine „sehr hohe“Belastung ergeben, also Werte, die teils über 70 Dezibel (und/oder über 60 Dezibel bei Nacht) liegen: Die Lauerstraße in Gerderath zwischen den Hausnummern 30 und 78; der Bereich der Krefelder Straße zwischen Roermonder Straße und Schulring Nord in der Innenstadt; der Bereich der Goswinstraße zwischen Aachener
Straße und Schneller; in Teilen der Bereich der B57 bei Granterath.
Vorgeschlagen werden im Entwurf auch zahlreiche Maßnahmen. So soll in Granterath darüber nachgedacht werden, das Ortsschild im südlichen Ortsteil zu verlegen und
somit die Geschwindigkeit von 70 auf 50 km/h zu reduzieren. Der Einbau von „Flüsterasphalt“wäre eine weitere Möglichkeit, die allerdings vom Landesbetrieb Straßen NRW umgesetzt werden müsste. Will heißen: Das würde viele Jahre dauern.
In Gerderath ist ein Teil des Problems, dass die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h von vielen Autofahrern nicht eingehalten wird. Das ist auch bei der Polizei bekannt, die im Bereich der Lauerstraße zuletzt mehrfach größere Kontrollaktionen durchführte. Vorgeschlagen wird darüber hinaus, die bisher punktuell und zeitabhängig geltende Tempo-30-Regelung auszubauen. Am östlichen Ortseingang könnten zudem weitere visuelle Hinweise für Fahrer sowie eine Bepflanzung der Mittelinsel durchgeführt werden.
Auch in der Innenstadt sind mehrere Maßnahmen vorgesehen. Einige davon drehen sich um die ohnehin vorgesehene Förderung des Radverkehrs, die direkte (bauliche) sowie indirekte Effekte auf die Verkehrslautstärke haben würde. Auf der Roermonder Straße (Höhe Oerather Mühle), Krefelder Straße und Goswinstraße und Kölner Straße (Höhe Unterführung sowie zwischen Tankstelle und Müller-Platz) werden Tempo 40 oder Tempo 30 ins Spiel gebracht.