Wie Kita-Träger Personalmangel begegnen
Um den Anspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen, müssen mehr Kita-Plätze geschaffen werden. Doch der Bau neuer Kitas reicht dafür nicht, es braucht auch Fachkräfte. Die werden händeringend gesucht.
Die Nachfrage ist höher als das Angebot. Um die Lücke zu schließen, hat die Stadt 2017 die Kita-Offensive gestartet. Seitdem werden vermehrt Kindergärten gebaut. Doch das allein reicht nicht, denn auch in der Kinderbetreuung ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren.
„Es fehlt Personal“, sagt Thomas Drossart, Vorsitzender des Trägervereins „Die Wurzelzwerge“. In sieben Kitas des Vereins werden derzeit knapp 380 Kinder betreut. 100 Mitarbeitende hat der Verein, davon sind gut 70 pädagogische Mitarbeitende. Weiteres Personal wird gesucht. Die achte Kita soll bald eröffnet werden. „Zurzeit haben wir sieben offene Stellen“, sagt Drossart.
Das Team von „Die Wurzelzwerge“setzt auf ein interdisziplinäres Team, in dem neben Erzieherinnen auch Heilpädagogen, Heilerziehungspflegende, Kinderkrankenschwestern und Kindheitspädagogen arbeiten. Die Stellenausschreibung auf der Homepage des Vereins ist entsprechend offen formuliert.
Um die Fachkräfte im Kita-Alltag zu entlasten, hat der Verein auch Quereinsteigerinnen als Gruppenhelferinnen eingestellt. „Pro Gruppe sind ein bis zwei Erzieherinnen im Einsatz“, sagt Drossat. „Die Gruppenhelferinnen unterstützen und machen Zuarbeiten.“Dazu gehört zum Beispiel der Spielaufbau für Aktivitäten. Derzeit hat Drossart zwei aus Syrien stammende Mitarbeiterinnen dabei, die im kommenden Jahr die praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zur Erzieherin beginnen werden.
Ob städtische Kitas oder welche in anderer Trägerschaft: Die Personaldecke ist dünn. Offene Stellen gebe es nicht, teilt ein Sprecher der Stadt auf
Anfrage mit. „Gleichwohl haben wir mit Krankheitsausfällen und Fluktuation umzugehen.“Um mögliche Engpässe zum Beispiel durch Erkrankung zu überbrücken, setzt die Stadt auf Flexibilität.
„In 39 unserer 41 Kitas ist eine Springerstelle für den Personalausfall vorhanden und besetzt“, teil der Stadtsprecher mit. „Krankheitsausfälle und Fluktuation betreffen auch diesen Bereich, deshalb wurde hier um zehn Stellen erweitert.“Aber schon im laufenden Jahr kann sich die Situation durch den Neubau weiterer Kitas ändern. Für 2024 rechnet die Stadt damit, dass 723 neu entstehende Stellen in den Kitas aller Träger besetzt werden müssen.
Da reichen die klassischen Maßnahmen wie Bewerbermessen und Stellenausschreibungen nicht mehr aus. „Das Peer-Recruiting, bei dem Mitarbeiter neue Mitarbeiter werben, funktioniert tatsächlich sehr gut“, sagt Sabine Pannhausen, Sprecherin der Awo. Auch die Verschlankung des Bewerbungsmanagements habe Erfolge gezeigt. „Bei uns können sich Kandidaten auch direkt bei ihrer WunschKita bewerben“, sagt Pannhausen. Zudem dürften die Einrichtungen selbst entscheiden, welches Personal eingestellt wird.
Auf der Suche nach Fachkräften setzt die gemeinnützige Mumm Familienservice zum einen auf Ausbildung eigener Kräfte. Derzeit sind in den insgesamt 22 Kitas, von denen fünf in Mönchengladbach sind, 100 Auszubildende beschäftigt. Zum anderen schaut das Unternehmen auch über die Landesgrenzen hinaus. Neuen Fachkräfte mit Bachelor in Kindheitspädagogik arbeiten in den Mumm-Kitas.
Auch Pro Multis wirbt Fachkräfte in Spanien an. Vier der 564 Mitarbeitenden in den 38 Kitas in Mönchengladbach kommen aus Spanien. Eine von ihnen ist Paula Miguel Alameda in der
Kita Himmelsschaukel. Alameda hat ihre Ausbildung an der Hochschule in Madrid gemacht.
Während in Deutschland Erzieherinnen händeringend gesucht werden, finden in Spanien nur etwa 60 Prozent der Absolventen eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt. Akquiriert wurden sie im Sommer 2022, danach folgte ein intensiver Deutschkurs sowie die Anerkennung der spanischen Abschlüsse und die Einarbeitung. Komplett gelöst ist der Personalmangel aber auch bei Pro Multis nicht. Aktuell fehlen 7,5 Fachkräfte und zwei Ergänzungskräfte für die Einrichtungen.