New Yorker Sänger zünden Gospel-Feuerwerk
Reverend Gregory M. Kelly und der Best of Harlem Gospel-Chor versetzten die evangelische Hauptkirche in Schwingung. Das Publikum ließ sich gerne mitreißen.
Zwei aufeinanderfolgende Tourneestationen in Städten mit Umlauten im Namen – da konnte der New Yorker Reverend Gregory M. Kelly beim Gastspiel in der evangelischen Hauptkirche nicht anders als gutgelaunt mit der Aussprache von München und Mönchengladbach zu spielen. Mit dem von ihm gegründeten Harlem Gospel Chor servierte der Sänger ein energiegeladenes Konzert unter dem Motto „The Best of“, zu dem Besucherinnen und Besucher immer wieder mitreißend und charmant zum Mitsingen, Klatschen und lebhaften Wiegen zu wechselnden Rhythmen aufgefordert waren.
„Wir sind in diese wunderschöne Stadt mit ihren schönen Menschen gekommen“, rief der Gründer und musikalische Produzent des New Yorker Chors. Als Kind habe er sich bereits, von der Gospelmusik in der Kirche anziehen lassen, betonte der Grammy-Preisträger das Anliegen, über Gesang und Instrumentalspiel Gott zu loben. „Das ist unser Gebet“, so der Sänger. Für den Abend versprach er eine Mischung aus Hymnen, Spirituals, traditionellen und zeitgenössischen Gospelsongs. Er erinnerte auch an die Bedeutung der traurigen, sehnsuchtsvollen und mutmachenden Lieder der afrikanischen Sklaven für die Entwicklung der Gospelmusik. In der herzlichen wie temperamentvollen Zuwendung
an das Publikum setzte der Sänger bei seinen Worten auf einen sprachlichen Mix von Deutsch und Englisch – eindeutig zugunsten der amerikanischen Heimat.
Die Instrumentalisten stimmten im kleinen Medley auf den Abend ein. Die Ensemblemitglieder stellten sich als Chor sowie mit wechselnden solistischen Beiträgen vor. Zwischen kraftvollen, im temperamentvollen Ausdruck funkensprühenden Beiträgen waren immer wieder auch
stillere Lieder eingebunden. Wegen zweier Krankheitsfälle trat das eigentlich neunköpfige Ensemble mit Bandleader und Tenor Steven Mccaster in kleinerer Besetzung auf. Wandlungsfähig inszenierte Gregory M. Kelly bei einem Song mit betont tief und rau angesetzter Stimme wie auch über die Gestik eine kleine Hommage auf den legendären Jazztrompeter und Sänger Louis Armstrong.
Dorrey Lin Lyles, auch zuständig
für Inszenierung und Choreographie, entfachte in temperamentvoll überbordenden Soli ihrer Altstimme die Kraft eines Vulkans. Sie erhob für einen fröhlichen Wettstreit zwischen Sängerinnen und Sängern das Publikum zur Jury, um über das Stimmvolumen der so ernannten Kandidaten zu entscheiden. Sängerinnen und Sänger schlugen sich gleichermaßen gut, doch nach der Einstimmung sorgten vor allem die Frauen im Publikum für einen Sieg
der Geschlechtsgenossinnen.
Sopranistin Tiffany Mosley brachte mit Schuberts „Ave Maria“einen einfühlsamen und im Ton reich schwingenden Ausflug in die klassische Musik ein. Bishop Charles Lyles berührte mit eindringlichem Tenorsolo, spielte Klavier und die Orgel der Hauptkirche. Im Dialog von Orgelspiel und variantenreichem Gesang erlebten Besucherinnen und Besucher eine so ungewöhnliche wie beeindruckende Version
des Liedes „Tell it on the Mountain“.
Eine Besonderheit war ebenso die A-cappella-Einlage in vollkommenem Verzicht auf Elektronik mit raffiniert versetzten Einsätzen. Die Zuhörenden sollten nicht einfach nur lauschen, sondern sich auch körperlich anstecken lassen von der Emotionalität der Gospelmusik, hatte Kelly den Menschen zu Beginn zugerufen. Die Rheydter und auswärtigen Kirchenbesucher nahmen die Aufforderung gerne an. Sie formten mit Armen und Händen die ganze Welt, sangen die Refrains mit, stampften zu markanten Rhythmen des Drummers Segdrick Marsh. Sie wiegten sich im Rhythmus, neigten sich zu den Seiten und ließen sich einweisen in gesungene Varianten des „Halleluja“. Zum sanften Lied „KumBaYah“, das laut Kelly mit „Kommen Sie her, mein Gott“zu übersetzen sei, sangen die meisten leise mit.
Vor dem Finale legte Reverend Kelly den Besuchern ans Herz, in einer Welt mit Rassismus und Krieg zu beten. Die lauten Bitten um Zugaben nahmen er und der Harlem Gospel Chor auf in einen Song mit dem immer wiederkehrenden deutschen Wort. Zum „O happy Day“entfachten die Gäste noch einmal ein musikalisches Feuerwerk, in das das Publikum gerne einstimmte.