Pläne für ein besseres Bahnhofs-Umfeld
Der Gladbacher Hauptbahnhof hat in seiner Nachbarschaft mehrere Problemzonen, die bekannteste ist das Haus Westland. Eine Analyse der Situation liegt auf dem Tisch.
Bahnhöfe sind eigentliche Visitenkarten der Orte, in denen sie liegen. Schließlich geben sie Ankommenden einen ersten Eindruck. Doch Hauptbahnhöfe in Großstädten haben oft unschöne Eigenschaften: Ihre Umgebung ist selten schön, sehr oft von Kriminalität und Vandalismus geprägt, zudem locken sie eine Szene an, die gerne Drogen konsumiert und verkauft. Das ist auch in Gladbach so. Solche Entwicklungen umzukehren, ist nicht leicht. Vor allem dann nicht, wenn genau gegenüber des Haupteingangs eine Schrottimmobilie wie Haus Westland seit vielen Jahren trotz ambitionierter Pläne nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird.
Doch nicht nur bei Haus Westland besteht Optimierungsbedarf, das gesamte Umfeld müsste in Gladbach aufgewertet werden. Auf der Rückseite
des Hauptbahnhofs wurde immerhin der Platz der Republik neu gestaltet, mit Skaterbahn, Grünflächen und Radwegen. Beseitigt hat das die Probleme bisher noch nicht. Nun soll dort neben regelmäßigen Streifen von Ordnungskräften der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Videoüberwachung helfen. Auch auf der Vorderseite tut sich sichtbar etwas: Die NEW baut den Europaplatz für einen neuen Busbahnhof (ZOB) um. Das Vorhaben schreitet voran, 2025 soll der ZOB in Betrieb gehen.
Dennoch „besteht der Verdacht substanzieller und funktionaler Missstände im nördlichen Bahnhofsbereich“, heißt es in einem Papier, das der Bezirksvertretung (BV) Nord in der Sitzung am Mittwoch, 24. Januar vorgelegt wird. Das ist die Voraussetzung, in einem bestimmten Untersuchungsgebiet die Möglichkeiten des Baugesetzbuchs auszuschöpfen. Wie an der oberen
Hindenburgstraße und Teilen der Rheydter Innenstadt will die Stadt nun auch für die Hindenburgstraße zwischen Bismarck- und Breitenbachstraße mit Hauptbahnhof und Europaplatz in der Mitte eine entsprechende Maßnahme einleiten. Sie will sich über eine Satzung ein Vorkaufsrecht sichern. Mit diesem Instrument können auch Hauseigentümer zu Sanierungen verpflichtet werden.
Dieser Prozess bedarf zunächst einer eingehenden Analyse der Situation. Ein solcher Eingriff in private Eigentumsrechte erfordert den rechtssicheren Nachweis von Missständen in einem klar abgegrenzten Bereich. Nur wenn diese vorliegen, kann die Satzung greifen. Das ganze Verfahren dauert etwas zwei Jahre.
Was genau ist das Untersuchungsgebiet?
Es wird „Nördliches Bahnhofsumfeld“genannt und ist 5,27 Hektar groß. Im Norden wird der Bereich durch die Steinmetzstraße, im
Osten durch die Breitenbachstraße, im Süden durch einen an die Hindenburgstraße grenzenden Bereich bis zum Hauptbahnhof und im Westen durch die Bismarckstraße begrenzt.
Welche Missstände wurden festgestellt?
Das Gebiet wird in drei Bereiche gegliedert: Der östliche Teil der Hindenburgstraße zwischen Europaplatz und Breitenbachstraße ist der Analyse zufolge geprägt von hoher Fluktuation, (auch bei den Mietern in den Ladenlokalen wie Kioske etc.), Leerstände, Wohnungsprostitution, schlechte Bausubstanz und energetische Standards, fehlendes Grün sowie Lärm durch Bahn und Straße. Den nordwestlichen Teil vom Europaplatz bis zur Bismarckstraße zeichnen ebenfalls Gebäude mit schlechter Energie- und Bausubstanz aus. Die Einzelhandelsstruktur sei einfach, die Fluktuation hoch, eine Tendenz zu Leerstand erkennbar. Hier sollen Sanierungen und nachhaltige Nachverdichtung helfen. Im mittleren Bereich ist das „Haus Westland“das größte Problem. Insgesamt wird befürchtet, dass nicht nur die Missstände im Gebiet nur schwer umkehrbar sein könnten, sondern dass auch städtebauliche Veränderungen der vergangen Jahre negativ beeinflusst werden und damit ihre Wirkung verpuffen könnte.
Welche Maßnahmen sind geplant?
Von der Umgestaltung des ZOB erhofft sich die Stadt positive Effekte. Zudem sollen die Fassade und die Eingangshalle des Hauptbahnhofs denkmalgerecht saniert werden – mit Mitteln der Städtebauförderung und des Programms „Schöner ankommen in NRW“. Vor einigen Wochen hat die Stadt außerdem über ihre Tochter EWMG ein großes Gebäude unmittelbar neben dem Hauptbahnhof zurückgekauft, um sich an dieser Stelle den Gestaltungsspielraum zu sichern. Zu den Mietern dort gehört unter anderem die Bundespolizei.
Was ist mit „Haus Westland“? Das gestaltet sich kompliziert. Denn das Gebäude und das Grundstück gehören dem privaten Investor Bema. Der sollte es eigentlich abreißen und das Projekt „19 Häuser“verwirklichen. Doch das Vorhaben stagniert.
Die Stadt hat nur begrenzt Zugriffsmöglichkeit. Allerdings gibt es zwei Hebel, die im Hintergrund laufenden Gespräche mit dem Investor womöglich doch noch zu einem Ergebnis zu führen: Einen Teil des Grundstücks am Europaplatz hat die Stadt bisher noch nicht an die Bema verkauft Es ist sogar möglich, das Projekt in unterschiedliche Abschnitte zu teilen und dieses Areal selbst zu entwickeln. Der Bebauungsplan für die „19 Häuser“ist laut OB Felix Heinrichs ebenfalls noch nicht beschlossen. Ohne dieses Baurecht dürfte die Immobilie deutlich weniger wert sein. Zudem soll eine Veränderungssperre beschlossen werden und die bestehende Planung zu den „19 Häusern“sichern.