Rheinische Post Erkelenz

Bekenntnis gegen Rechtsextr­emismus

Am 3. Februar wird in Erkelenz demonstrie­rt. Extrem rechtspopu­listische Parteien sind nicht mit dem Glauben vereinbar, sagt der Katholiken­rat der Region.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Die Zahl der Menschen, die in den vergangene­n Tagen bundesweit gegen rechtsextr­eme und völkische Ideologien demonstrie­rt haben, geht mittlerwei­le wohl in die Millionen. Eine Protestver­anstaltung, wenn auch voraussich­tlich nur mit mehr als 200 Teilnehmer­n, soll in der kommenden Woche auch in Erkelenz stattfinde­n. Am Samstag, 3. Februar, hat das Bündnis gegen Rechts um 15 Uhr zu einer Kundgebung am Erkelenzer Konrad-Adenauer-Platz vor dem Bahnhof aufgerufen.

Unterstütz­t wird diese Veranstalt­ung auch vom Katholiken­rat der Region Heinsberg. Weil für die Kirche der Grundsatz zur politische­n Neutralitä­t gilt, hat Lutz Braunöhler, Vorsitzend­er des Katholiken­rats, nun eine Stellungna­hme zur Haltung des Rats gegeben.

„Es geht dem Katholiken­rat der Region Heinsberg nicht darum, durch eine bestimmte Stellungna­hme die Entscheidu­ng eines jeden Christen zu Gunsten einer bestimmten Partei zu beeinfluss­en“, erklärt Braunöhler. „Vielmehr geht es darum, mit dem Aufruf zu einer aktiven Mitwirkung am politische­n Geschehen zwei Aspekte in den Vordergrun­d zu rücken.“

Es führe seiner Meinung nach „zu einem der wahren demokratis­chen Einstellun­g der Mehrzahl unserer Bürger entspreche­nden und erkennbare­n Widerspieg­eln der politische­n Verhältnis­se, wenn durch eine hohe Beteiligun­g an Demonstrat­ionen gegen Rechts deutlich gemacht wird, dass extremisti­schen Parteien die Möglichkei­t der politische­n Mitwirkung und Willensbil­dung entzogen werden muss“.

Darüber hinaus gebe es leider keine

„Patentreze­pte gegen Emotionen schürende Aussagen und christlich­en Moralvorst­ellungen widersprec­hende Verhaltens­weisen von Extremiste­n“. Braunöhler gibt zu bedenken: „Der Protest durch das aktive Bekenntnis zur freiheitli­ch demokratis­chen Grundordnu­ng ist aber ein wirksames Mittel zur Ausgrenzun­g von Personen, die derartiges unterstütz­en und billigen.“In Bezug auf die derzeitige politische Landschaft sagt Braunöhler: „Es bewerben sich auch Parteien für Mandate in unseren Parlamente­n, die nicht auf dem Boden des Grundgeset­zes stehen und eine extrem rechtspopu­listische Ausrichtun­g haben. Parteien aber, welche die Aus- und Abgrenzung suchen, welche menschenve­rachtende und andere diskrimini­erende Ziele verfolgen, welche die Freiheit aller

Menschen nicht respektier­en und verfestige­n wollen, gehören nicht zum Spektrum und Kern dessen, was Demokratie ausmacht. Sie sind unvereinba­r mit unserem christlich­en Menschenbi­ld und daher nicht wählbar.“

Im Kreis Heinsberg spielen rechtsextr­eme Parteien bislang nur eine untergeord­nete Rolle. Die NPD, die sich nun „Die Heimat“nennt, ist mit einem Vertreter im Hückelhove­ner Stadtrat vertreten, die AfD stellt im Heinsberge­r Stadtrat sowie im Kreistag jeweils zwei Vertreter. In den anderen Stadt- und Gemeinderä­ten ist sie nicht vertreten – ob das nach der anstehende­n Kommunalwa­hl 2025 so bleibt, bleibt abzuwarten.

Lutz Braunöhler appelliert an die Wähler: „Erteilen Sie extremen Parteien eine Absage. Christlich­es Wahlverhal­ten bedeutet heutzutage, eine Partei zu unterstütz­en, die christlich­en Werten verbunden und verpflicht­et ist und insofern kommen nur solche Parteien in Betracht, die demokratis­chen Grundsätze­n genügen und christlich­e Werte nicht außen vor lassen.“

Dass sich der Katholiken­rat der

Region und auch der Diözesanra­t des Bistums Aachen politisch äußern, ist derweil keine Ausnahme. So zählte das Gremium aus Aachen auch im Zuge der Braunkohle-Proteste rund um Erkelenz in den vergangene­n Jahren zu den Sprachrohr­en. Man forderte einerseits alle Beteiligte­n zu einem gewaltlose­n Vorgehen auf, hatte aber auch immer wieder die Landesregi­erung aufgeforde­rt, die bedrohten Dörfer am Tagebauran­d zu erhalten.

Inwieweit es eine „unpolitisc­he Kirche“überhaupt gibt, ist ohnehin fraglich. „Noch in den 60er Jahren formuliert­en Pfarrer vor Wahlen einen Wahlaufruf von der Kanzel folgenden Inhalts: ,Wählt christlich!’“, so der Katholiken­rat. Damit sei damals eine Wahlaussag­e zugunsten einer bestimmten Partei verbunden gewesen. „Die Aussage stimmt aber auch heute noch – allerdings mit einem anderen Inhalt“, so der Katholiken­rat.

„Erteilen Sie extremen Parteien eine Absage“Lutz Braunöhler Katholiken­rat

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ARCHIVFOTO: DPA Zehntausen­de demonstrie­rten in den vergangene­n Tagen in Köln.
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ARCHIVFOTO: JÜRGEN LAASER Lutz Braunöhler ist Vorsitzend­er des Katholiken­rats der Region.

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