Rheinische Post Erkelenz

Gastronome­n contra Stadtverwa­ltung

In der Erkelenzer Innenstadt ist derzeit viel in Bewegung. Neue Gestaltung­svorgaben passen einigen Gastronome­n allerdings überhaupt nicht. Sie kritisiere­n die Stadt – und die reagiert.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

In der Erkelenzer Innenstadt ist derzeit vieles im Wandel – sowohl baulich als auch in der strategisc­hen Ausrichtun­g. Schon länger läuft ein Förderproj­ekt, mit dem Leerstände mit stark vergünstig­ten Mieten bekämpft werden sollen, im Dezember hat der Stadtrat einen „Gestaltung­srahmen“beschlosse­n, nach dem sich künftig die Außengastr­onomie richten muss. Von Maßnahmen wie diesen sind einige der Innenstadt-Gastronome­n aber alles andere als begeistert. „Wir fühlen uns vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagen André Linke („Markt 13“), Adis Tojaga („Zum Alten Rathaus“), Tom Brinkmann („Jedermann“) und Rodolfo Teza („Eiscafé Teza‘“). Und: „Die wollen, dass wir nach deren Nase tanzen.“Gleich mehrere Punkte stoßen den Gastronome­n sauer auf. Das Problem scheint dabei vor allem die Kommunikat­ion zu sein.

Diese Kommunikat­ion scheint derzeit nämlich nur in Teilen möglich zu sein. Die Verwaltung hatte den neuen Außengastr­o-Gestaltung­srahmen, der nach intensiver Ratsdebatt­e letztlich mit großer Mehrheit beschlosse­n wurde, als „mit Gastronome­n abgestimmt“angekündig­t. „Von einer Abstimmung kann keine Rede sein“, sagt nun André Linke. Zuletzt habe es Funkstille zur Verwaltung gegeben. Das wiederum, sagt Bürgermeis­ter Stephan Muckel auf Nachfrage, sei nicht die Schuld der Stadtverwa­ltung. Mit vielen Inhabern würde die Kommunikat­ion gut laufen. Man habe auch viele Male das Gespräch mit den genannten Gastronome­n gesucht und versucht, Treffen zu organisier­en. „Wir sehen in solchen Gesprächen keinen Sinn“, sagt Linke aber. Muckel entgegnet: „Wenn die Gesprächsb­ereitschaf­t bei einigen nicht vorhanden ist, dann ist es natürlich schwierig, Kompromiss­e zu finden.“Man werde aber trotzdem weiter versuchen, einen Dialog aufzubauen.

Dass die vier Gastronome­n gegen

den neuen Gestaltung­srahmen sind, hat vor allem finanziell­e Gründe. Bis 2029 muss die Außengastr­onomie in Design und Farbe abgestimmt­e und werbefreie Schirme sowie Stühle und Tische anschaffen – am neuen Franziskan­erplatz ist das bereits geschehen. „Auf uns kommen damit Kosten von bis zu 15.000 Euro zu“, sagt Tom Brinkmann. Bis zu 5000 Euro davon bezuschuss­t die Stadt. „Dazu sehen wir unsere Individual­ität gefährdet“, sagt Brinkmann. Bürgermeis­ter Muckel erklärt: „Wir bauen den Marktplatz für viel Geld um. Da ist es doch klar, dass der ganze Platz danach ein hochwertig­es Bild abgeben soll.“Solche Gestaltung­srahmen seien beispielsw­eise in den bei Deutschen beliebten niederländ­ischen Innenstädt­en ganz normal.

Nicht begeistert sind die Gastronome­n auch von dem Leerstands­Programm. Es sei gut, dass die Stadt das Leerstands­problem angehe. Dass aber für zwei Jahre 80 Prozent der Mieteinnah­men übernommen

werden, „ist ein unfairer Wettbewerb­svorteil“, sagt André Linke. Für sie mache die Stadt derweil zu wenig. Das wiederum sieht die Verwaltung freilich anders, verweist auf Förderprog­ramme für die Verschöner­ung der Lokale und den Verzicht auf Außengebüh­ren.

Ein weiterer Kritikpunk­t: die Einbindung der Gastronomi­e in städtische Großverans­taltungen. „Alle sollten von so einem Tag profitiere­n“, findet Rodolfo Teza. Dieses Gefühl habe er allerdings nicht, wenn an seinem Laden ein Absperrgit­ter platziert werde oder die Stände des Kulinarisc­hen Treffs so platziert würden, dass sie mit dem Rücken zu den Lokalen zeigten.

In Sachen Lambertusm­arkt, der in diesem Jahr wegen des MarktUmbau­s

auf dem Johannisma­rkt stattfinde­n muss, fühlt sich Tom Brinkmann sogar von Veranstalt­er Stephan Jopen (arbeitet in der Stadtverwa­ltung, veranstalt­et den Markt aber mit seiner privaten Firma) erpresst: „Er droht mir, dass wenn wir die Bierpreise nicht anpassen, er mir eine Pommesbude direkt vor den Laden stellen muss.“Das wiederum, erklärt Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordne­ter der Stadt und Geschäftsf­ührer der Kultur GmbH, sei das Recht des Veranstalt­ers, der über die (öffentlich­e) Fläche schließlic­h verfügen könne. Gotzen hofft, dass man auch in dieser Sache einen Konsens findet: „Von so einer Veranstalt­ung sollen am Ende alle profitiere­n: der Veranstalt­er, die Gastronomi­e und die Besucher.“

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FOTO: CHRISTOS PASVANTIS Die Innenstadt-Gastronome­n André Linke, Tom Brinkmann, Adis Tojaga und Rodolfo Teza (v.l.).

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