Rheinische Post Erkelenz

Kandidaten stellen sich Schülerfra­gen

Die Wahlen rücken näher. Die drei Bürgermeis­terkandida­ten stellen sich den Fragen – bei der Podiumsdis­kussion im Maximilian-Kolbe-Gymnasium ging es auch um Jugendthem­en. Einem Kandidaten gingen die Argumente aus.

- VON VERA STRAUB

Rund 800 Jugendlich­e dürfen in Wegberg in diesem Jahr zum ersten Mal einen Wahlzettel ausfüllen. Grund genug für Maj Kuchenbeck­er, Schulleite­rin des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums, die Idee einer Podiumsdis­kussion – der einzigen vor der Wahl am 18. Februar – mit den Kandidaten Marcus Johnen (CDU), Christian Pape (parteilos) und Sabrina Walleiser (parteilos) zu unterstütz­en.

Im Publikum saßen Schülerinn­en und Schüler der zehnten Klassen des MKG, der Real- und Hauptschul­e sowie aus den Stufen Q1 und Q2. „Von all unseren Veranstalt­ungen ist das eine besondere. Die meisten von euch dürfen zum ersten Mal wählen, mitmachen und mitgestalt­en. Deshalb: Ihr habt die Wahlunterl­agen, nutzt sie“, begrüßte Maj Kuchenbeck­er die Schülerinn­en und Schüler und dankte Sebastian Aretz, dem Fachvorsit­zenden der Fachschaft Politik, der die Podiumsdis­kussion mit dem stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Georg Schmitz initiiert und umgesetzt hatte.

90 Minuten standen den Kandidaten zur Verfügung, um den gut vorbereite­ten und kritischen Schülern Rede und Antwort zu stehen. Und so verloren die Moderatore­n Lisa Bouzid und Linus Kyrieleis keine Zeit und starteten mit den ersten Fragen, nachdem die Kandidaten sich und

ihre Motivation für die Kandidatur vorgestell­t hatten.

Eher noch unbekannt war Kandidatin Sabrina Walleiser, von der die Schüler keine Plakate im Stadtgebie­t gesehen haben. Auch sonst ist die Wegbergeri­n abgesehen von ihrem Vorsitz der Wohngemein­schaft Beeckerwal­d noch nicht in Erscheinun­g getreten. In den sozialen Medien hatte die vierfache Mutter Anfang des Monats einen ersten kommunalpo­litischen Aufschlag gewagt und einen handgeschr­iebenen Brief an die Bürger veröffentl­icht sowie einige Stichpunkt­e zu für sie relevanten Themen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Ideen und Plänen gefüllt worden sind. Was sie motiviert, trotzdem zu kandidiere­n: „Ich möchte meine Heimat aufwecken. Wegberg kann mehr – und ich

sehe mich in der Lage, die richtigen Impulse zu finden. Wegberg ist eine Herausford­erung. Herausford­erungen liegen mir.“

Für ein verschlafe­nes Städtchen hielten ihre Mitstreite­r Wegberg nicht: „Wegberg schläft nicht, sondern hat großes Potenzial. Vieles wurde bereits erreicht, vieles muss natürlich noch angegangen werden“, so CDU-Fraktionsv­orsitzende­r

Marcus Johnen. Auch für Christian Pape ist die Mühlenstad­t Heimat, die er gestalten und nicht verwalten will. „Sie ist alles andere als eine Schlafstad­t“, betonte er.

Wie die Kandidaten die Innenstadt mit Leben füllen wollen, fragten die Schüler. Während Walleiser mit der noch ungereifte­n Idee eines generation­enübergrei­fenden Wochenmark­tes – „der vielleicht auch

nur alle zwei Wochen stattfinde­n muss“– möglichst alle Zielgruppe­n auf einmal abholen will, gehen ihre Mitstreite­r Schritte weiter: Pape will einen Masterplan entwickeln und das „zerfaserte“Wegberg in sich verbinden, attraktive Plätze gestalten, Treffpunkt­e für Jugendlich­e, Außengastr­onomie und Konzerte ermögliche­n. Ebenso wie Pape strebt auch Johnen eine attraktive Achse vom Rathaus bis zum Mühlenweih­er an, dessen Neugestalt­ung ein Dauerbrenn­er in Rat und Verwaltung war, „bis eine finanzierb­are Lösung mithilfe von Fördermitt­eln gefunden wurde“, so Johnen.

Apropos finanzierb­ar: Wie wollen die Kandidaten das Haushaltsl­och schließen, fragte Moderator Linus Kyrieleis. Sowohl Marcus Johnen als auch Christian Pape sind darauf bedacht, dass der Haushalt nicht in eine Schieflage gerät. Während Pape in Neubaugebi­eten, neuen Bürgern und somit mehr Grundsteue­r sowie in mehr Industrie für mehr Gewerbeste­uer einen Lösungsans­atz sieht, um die Einnahmen zu erhöhen, ohne die Bürger mehr zu belasten, betrachtet Johnen das kritisch: „Es wurden in den vergangene­n Jahren viele Neubaugebi­ete entwickelt, Wegberg ist damit am Limit. Zögen noch mehr Menschen zu, drohen Engpässe in vielen Bereichen wie Kindergärt­en und Schulen“, warnte er. Einig sind sie sich in einem Punkt: Es müssen mehr Fördergeld­er generiert werden. Sabrina Walleiser geht das Thema naiv an: „Wenn mein Sohn eine Playstatio­n kaufen möchte, kann er das nur, wenn er genügend Geld dafür hat. Wir können nur das ausgeben, was wir auch haben – das gilt auch für Wegberg.“Die Rückfrage von Lisa Bouzid, ob Walleiser eine Sparpoliti­k befürworte­n würde, blieb unbeantwor­tet.

Auch zum Thema Schulen und Offenem Ganztag hielt Sabrina Walleiser sich zurück: „Ich bräuchte dafür Einblicke in die Planungen, die habe ich nicht. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen, aber die OGS befürworte ich, denn das ist ja nicht zum Nachteil der Schüler.“Sie werde sich nach der Wahl intensiv einarbeite­n, sagte sie. Für ihre Mitstreite­r ist das Thema Bildung ein ganz zentrales, zu dem es vielfältig­e konkrete Handlungsi­deen gibt: Schulcampu­s Wegberg, flächendec­kendes WLAN und multifunkt­ionelle Räume sind da nur einige Stichworte.

Die anschließe­nden Zuschauerf­ragen bezogen sich konkreter auf einzelne Bereiche wie Treffpunkt­e für Jugendlich­e, ÖPNV oder auch die Erneuerung von Radwegen und Straßen. Und sie zeigten, dass die Schüler durchaus informiert sind, und interessie­rt daran, die Zukunft ihrer Heimatstad­t in guten Händen zu wissen.

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FOTO: VERA STRAUB Viele Schüler verfolgten die Podiumsdis­kussion zwischen den Bürgermeis­terkandida­ten Christian Pape, Sabrina Walleiser und Marcus Johnen (v.l.).

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