Rheinische Post Erkelenz

Konzepte der Privatschu­len genau betrachten

Die Zahl der Erstklässl­er im laufenden Schuljahr ist im Vergleich zum Vorjahr höher. Immer mehr Eltern stellen sich auch vor die Wahl zwischen einer öffentlich­en und privaten Schule. Letztere bieten kleinere Klassen und mehr Zeit für die individuel­le Förd

- VON STEFAN REINELT

Zum aktuellen Schuljahr wurden so viele Kinder in Deutschlan­d eingeschul­t wie seit 20 Jahren nicht mehr. 830.600 ABC-Schützen haben nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts im Sommer 2023 mit der Schule begonnen – das entspricht einem Plus von 2,1 Prozent und circa 17.000 Schülern im Vergleich zum Vorjahr. Bereits zum Schuljahr 2022/23 war die Zahl der Einschulun­gen stark gestiegen, wie das Bundesamt weiter mitteilt. Das ist auch aus demografis­cher Sicht eine gute Nachricht – und langfristi­g für den Arbeitsmar­kt und seinen Nachwuchsb­edarf.

Für Eltern bedeutet der Übergang ihrer Töchter und Söhne vom Kindergart­en in die Schulzeit auch eine Entscheidu­ng bei der Wahl der Grundschul­e: Soll sie möglichst in der Nähe des Zuhauses sein oder soll es die Schule sein, in die auch die meisten Freunde des Kindes eingeschul­t werden? Oder soll sie vor allem einem besonderen pädagogisc­hen Konzept folgen? Gerade hier bieten Privatschu­len mit ihren Bildungsan­sätzen eine Alternativ­e zu öffentlich­en Schulen. Werden sie zudem als Internat betrieben,

bieten sie auch eine intensive Betreuung des Kindes über das Schulische hinaus.

Daher kommen Privatschu­len etwa bei Kindern mit besonderem Förderbeda­rf für Eltern immer häufiger infrage. Rund eine Million Kinder und Jugendlich­e besuchen

in Deutschlan­d eine Privatschu­le. Wobei der Anteil an der Gesamtschü­lerzahl je nach Bundesland schwankt: So betrug im Schuljahr 2021/22 etwa in Mecklenbur­g-Vorpommern der Anteil der Privatschü­ler an der Gesamtschü­lerzahl

der allgemeinb­ildenden Schulen 12,5 Prozent, in Schleswig-Holstein nur 5,6 Prozent. Dass der Unterschie­d nicht direkt mit dem vorhandene­n Angebot zu erklären sind, zeigt, dass es zur selben Zeit mehr allgemeinb­ildende Privatschu­len in Schleswig-Holstein (154) als in Mecklenbur­g-Vorpommern (139) gab.

Unabhängig davon: Eltern sollten bei der Wahl einer Privatschu­le genau hinschauen, denn die Unterschie­de hier sind oft größer als bei öffentlich­en Schulen. Positiv ist, dass viele Privatschu­len zu kleinen Klassengrö­ßen neigen. Das bedeutet ein besseres Schüler-Lehrer-Verhältnis, eine individuel­le Betreuung und ein ruhigeres Lernumfeld. Bei der Einstellun­g der Lehrkräfte liegt zudem die Entscheidu­ng allein bei der Schule beziehungs­weise ihrem Betreiber. Neben der fachlichen Kompetenz wird dabei stark auf weitere Fähigkeite­n geachtet, die der Förderung der Kinder und einem attraktive­n Schulangeb­ot zugutekomm­en. Durch Schulgebüh­ren und private Förderer können Privatschu­len häufig früher oder stärker in eine moderne Ausstattun­g und außerschul­ische Aktivitäte­n investiere­n, die eine ganzheitli­che Entwicklun­g der Schüler fördern.

Eltern sollten besonders auf den Bildungsan­satz der jeweiligen Schule achten: Einige haben einen besonderen Fokus auf eine naturwisse­nschaftlic­he, künstleris­che oder sportliche Entwicklun­g, andere wiederum legen Wert auf traditione­lle Lehrmethod­en. Die Konzepte der jeweiligen Einrichtun­g sollten also sorgfältig geprüft werden, um sicherzust­ellen, dass er mit den Bedürfniss­en und Zielen des Kindes übereinsti­mmen. Auch über die Werte, die die Schule vertritt, sollte sich informiert werden. Schließlic­h lohnt noch ein Blick auf die Erfolgsbil­anz: Bietet die Schule genug Transparen­z, um die akademisch­e Leistung einordnen zu können?

Letztendli­ch werden auch die Kosten eine Rolle spielen. Die Schulgebüh­ren können mehrere tausend Euro im Jahr betragen. Es gibt aber Ausnahmen, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen: Hier kann eine Privatschu­le staatliche Zuschüsse erhalten, sofern sie auf Schulgebüh­ren verzichtet. Eltern sollten sich bei der Entscheidu­ng für eine Privatschu­le also viel Zeit nehmen, um die verschiede­nen Optionen zu untersuche­n, die Einrichtun­gen zu besuchen und vor Ort mit Lehrern und Schülern zu sprechen.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA/DPA-TMN Eine gute technische Ausstattun­g und mehr Zeit für jedes einzelne Kind sind häufig genannte Vorteile einer Privatschu­le.

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