„Nie wieder – ist jetzt“
So liefen die Gedenkfeiern an die Opfer des NS-Regimes in Erkelenz und Hückelhoven.
(aha) In Gedenkstunden wurde in Erkelenz und Hückelhoven am Samstag, 27. Januar, an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor nun 79 Jahren durch die Rote Armee erinnert. Allein in Auschwitz, so Rita Hündgen, Vorsitzende des Erkelenzer Heimatvereins, seien etwa 1,5 Millionen Juden ermordet worden, insgesamt sechs Millionen.
Seit 1996 ist der 27. Januar nationaler Gedenktag, seit 2011 werden an diesem Tag in Erkelenz die Namen der 91 Jüdinnen und Juden aus dem Stadtgebiet verlesen, die deportiert und ermordet wurden oder verschollen sind. Es sei wichtig, die Erinnerungskultur wachzuhalten, gerade jetzt, wo manche dieses Menschheitsverbrechen verharmlosen oder vergessen wollen. Nie wieder sei jetzt. Zurzeit erlebe man in Deutschland einen deutlich zunehmenden Antisemitismus.
Bürgermeister Stephan Muckel forderte die Zuhörer auf, sich im Kampf gegen Antisemitismus und Intoleranz zu engagieren, auch im persönlichen Umfeld. Diese Verantwortung
sei in diesen Tagen umso drängender und wichtiger. Im Anschluss daran wurden im Alten Rathaus die Namen der Jüdinnen und Juden aus Erkelenz verlesen, die Opfer der Nationalsozialisten geworden sind. Seit 1997 schon lädt die Pax-Christi-Gruppe Hückelhoven zum Gedenken an die NS-Opfer ein. „Nie wieder – ist jetzt“lautete auch der Appell von Sprecher HansJürgen Knubben im Brunnenhof des Gymnasiums. „Die Erinnerung an die Millionen Opfer, die durch das Nazi-Regime entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden, muss
uns und künftige Generationen zu Wachsamkeit mahnen.“Und er richtete den Blick auf die Gegenwart, den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, der 1139 Menschen das Leben kostete. „Es war der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoa.“Aber auch das aktuelle Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sparte Knubben nicht aus. Zufrieden registrierte er die massenhaften Demonstrationen bei uns infolge des berüchtigten „Geheimtreffens“von Rechtsextremisten. Knubben: „Eine bisher schweigende Gesellschaft
hat – bevor es zu spät ist – verstanden.“Später forderte Knubben zusammen mit Bruno Bürger dazu auf, die noch lebenden Zeitzeugen der NS-Zeit mehr danach zu fragen, was sie in dieser Zeit erlebt haben. Auch Bürgermeister Bernd Jansen machten die Proteste gegen Rechtsextremismus Mut. Er betonte, dass die NS-Maschinerie „keine Hierarchie der Opfer“kannte. „Der Wille zur Vernichtung des anders Denkenden, des anders Fühlenden, des anders Lebenden machte potenziell jeden zum Objekt einer monströsen Disziplinarmaschinerie. Auschwitz – in keinem Wort drückt sich die Vernichtungspraxis erbarmungsloser aus.“Umso unverständlicher sei, dass heute noch Menschen all dies verleugneten, ja verteidigten. Er verwies auf 470 Nazi-Morde seit Ende der 60er Jahre. Es gelte, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus schon in ihren Anfängen zu begegnen. Hückelhovens Innenstadt-Geschäftswelt, so veranschaulichte es Hans-Jürgen Knubben in einem fiktiven Stadtrundgang, wäre ohne Ausländer nahezu tot.