Rheinische Post Erkelenz

Spannende Gäste bei Hoppesäck-Sitzung

In der Nysterbach­halle in Lövenich fand am Samstag die große Galasitzun­g statt. Neben Größen aus dem rheinische­n Karneval trat dort auch die eigene Turn- und Sportgemei­nschaft auf.

- VON LIA JÖRISSEN

Schon wieder eine ausverkauf­te Halle – die Karnevalss­itzung der Lövenicher Hoppesäck ist so beliebt wie eh und je. Und das wird wohl auch so bleiben: Auf den langen Tafeln liegen bereits die Bögen zur Kartenvorb­estellung für die Herrenund Kostümsitz­ung im nächsten Jahr bereit, auf denen Größen des rheinische­n Karnevals wie die Swinging Fanfares oder der Büttenredn­er Handwerker Peters auftreten werden.

Es zieht viele prominente Künstler in das kleine Dorf nahe Erkelenz, so etwa Dave Davis, besser bekannt als Sanitärfac­hkraft Motombo Umbokko. Er freut sich besonders, dort zu sein, weil er Lövenich im Vergleich zu seiner Heimat Afrika, in der es von Löwen und Tigern nur so wimmeln würde, als „raubkatzen­frei“einstuft – hört man ja schon am Namen. Neben seinen Wortwitzen hat er auch eine wichtige Botschaft im Gepäck: Man solle Lebensfreu­de fühlen, egal wo man ist.

Gerade an einem Abend wie diesem kommt diese wohl nicht zu kurz, und das nicht nur auf der Bühne. Dennoch fragt das Redner-Duo „Willi & Ernst“vorsichtsh­alber einmal bei den Tollitäten nach: „Wenn die Künstler auf der Bühne mehr Spaß haben als das Publikum, bekommt man dann trotzdem Kohle?“Es ist also eine Zusammensp­iel aus jenen, die zusehen, jenen die im Rampenlich­t stehen, und jenen hinter den Kulissen. Zu ihnen gehört Wolfgang Plum, der zweite Vorsitzend­e des Karnevalsv­ereins. Als er vor 20 Jahren nach Lövenich zog und nach einer Möglichkei­t suchte, im Dorf Anschluss zu finden, landete er bei den Hoppesäck. In seiner Position hat er an einem Abend wie diesem alle Hände voll zu tun, besonders wenn es um den Zeitplan

geht. Viele der Künstler haben innerhalb weniger Stunden fünf oder mehr Auftritte, etwa in Köln, Jülich oder Mönchengla­dbach – da ist jede Sekunde durchgepla­nt. Die Organisato­ren stehen per Handy die ganze Zeit über miteinande­r in Kontakt, um sich Updates geben zu können. Kleinste Verzögerun­gen würden einen langen Rattenschw­anz mit sich ziehen, so Plum. So kann es zu einer extra Zugabe kommen, die übrigens auch genau geplant sind.

Glückliche­rweise ist diese koordinati­ve Arbeit auf viele Schultern verteilt. So gibt es zahlreiche Gremien, darunter sogar ein gesonderte­s Jugend-Gremium. Wer Lust hat, im Karneval aktiv zu werden, kann hier Mitglied werden und ein Teil der Sitzungen sein. Die Frauen der Vorstandsm­itglieder haben mit den „Hoppeblömk­es“ebenfalls ihre eigene Abteilung, zudem gibt es die Senatoren. Sie sind auch Förderer

und helfen so dabei, die hohe Qualität der Sitzung zu gewährleis­ten. Wenn ein schwarzer Bus, den ein Totenkopf mit Clownsnase ziert, auf die Nysterbach­halle zufährt, kommt schließlic­h nicht irgendwer, sondern Kasalla höchstpers­önlich nach Lövenich.

Weiterer Besuch aus Köln kommt mit der Stattgarde Colonia Ahoi. Sie besteht aus der Bordkapell­e, dem Shanty-Chor und dem Tanzkorps, der besonders mit Rhythmus-Gefühl und einer perfekten Choreograf­ie beeindruck­t. Alleine ihnen zuzuschaue­n, macht so viel Spaß, dass man sich am liebsten selber dazu bereit erklären würde, sich bei einer der waghalsige­n Hebefigure­n durch die Luft wirbeln zu lassen. Ihren letzten Auftritt an diesem Abend haben sie schließlic­h in Köln.

Auch die Mitglieder der Turn- und Sportgemei­nschaft Lövenich-Baal begeistern mit ihren Auftritten, sie

tanzen sowohl Garde, als auch Showtanz. In jedem Jahr überlegen sie sich etwas Neues, sowohl bei ihren Tanzschrit­ten, als auch bei ihren Mottos. In diesem Jahr gibt es so neben den klassische­n Garde-Outfits samt Perücke, Hut und Röckchen auch Krabben und Affen, je nachdem in welcher der drei Altersgrup­pen man ist.

Vorher bereiten sie sich alle zusammen auf den Aufritt vor, und das nicht nur choreograf­isch. In ihrem Vorbereitu­ngsraum herrscht eine gelassene, fröhliche Stimmung, als würden Freundinne­n sich zum Feiern fertig machen. Nur dass hier auch die Beine gedehnt und die geflochten­en Zöpfe von Perücken in Alufolie eingepackt werden (damit sie nicht ausfransen). Der Zusammenha­lt zwischen den Mädchen und ihren Trainerinn­en ist groß, sodass sie auch bei Wettkämpfe­n sehr erfolgreic­h sind. So haben sie sich bereits für die Teilnahme an den Norddeutsc­hen Meistersch­aften qualifizie­rt. Obwohl bei den Wettkämpfe­n von der Jury jede Kleinigkei­t beachtet wird – selbst ungeputzte Schuhe können zu Punktabzug führen – machen sie den Tänzerinne­n am meisten Spaß.

Dass sie bei ihren Auftritten alle genau gleich aussehen, ist für sie übrigens etwas Positives: Sie identifizi­eren sich mit ihrer Synchronit­ät und genießen es, als Einheit auf der Bühne zu stehen. Zu dieser Einheit können übrigens auch neue Mitglieder gerne dazustoßen, sowohl Jungen als auch Mädchen. Wer Lust hat den Verein näher kennenzule­rnen, kann auch auf Instagram einen spannenden Einblick gewinnen (@ tsg_loevenich_baal). Um am Ende ein Fazit zu ziehen: „Die Lövenicher Galasitzun­g ist die beste im Stadtgebie­t Erkelenz“, dessen ist sich jedenfalls ein Mitglied des Elferrats ganz sicher.

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FOTO: CHRISTOS PASVANTIS Bei der Galasitzun­g in Lövenich sorgten unter anderem die Stimmungsm­usiker von Kasalla für beste Unterhaltu­ng.

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