Wie eine New Yorkerin Mönchengladbach sieht
Nach sechs Monaten Aufenthalt zeigt die Atelierstipendiatin Whitney Claflin im Gewölbekeller des Hauses Erholung ihre Abschlussinstallation „Why Limit Happy to an Hour?“. Was sie inspirierte und welche Pläne die Künstlerin nun hat.
Auf Whitney Claflins Wunsch gab es zur Vernissage ihrer Abschlussinstallation Wasser und Bier, aber keinen Wein. Verzehrkarten und Wertmarken mussten für Getränke nicht gekauft werden. Die Hinweise auf die Marken sind Teil der Bilanz nach Claflins sechsmonatigem Gastspiel als Stipendiatin der Stadt Mönchengladbach. Im Gewölbekeller des Hauses Erholung zeigt sie zum Abschluss ihre Ausstellung.
Das erste Objekt der Schau ist eine Installation aus Weinflaschen als Beispiel für Claflins Umgang mit aussortierten Gegenständen. Es habe sie gereizt, die Flaschen entgegen der ursprünglichen Bestimmung nicht zu füllen, sondern als „Rahmen“zu nutzen, sagte die 37. Ate-lierstipendiatin der Stadt. Maskengleich aufgesetzt an den Flaschen sind fotografierte und gemalte Impressionen der Stadt: Menschen, Schaufenster oder ein zur Entsorgung an die Straße gelegte Tannenbaum.
Innerhalb der auf einem Stehtisch
platzierten Installation „The Warm gets cold“ist das geleerte Weinglas zur Vernissage dank des Getränkeangebots betont der Zufälligkeit entrissen. Die minimalistisch konzipierte Ausstellung lehrt, genau hinzuschauen, scheinbar Vergessenes wahrzunehmen, wie etwa die Wertmarkenliste einer Abiturfeier. Die Idee zum Ausstellungstitel „Why Limit Happy to an Hour?“(Warum Glück auf eine Stunde beschränken?) sei ihr im Berliner Hard Rock Café gekommen, nachdem sie auf einem Schild eben diese Frage gelesen hatte. „Rock´n Roll für immer“sei doch besser, habe sie sich in Gedanken über die Begrenzung von Zeit und Glück gesagt, so die Stipendiatin. Zur Vernissage sagte Irina Weischedel vom Kulturbüro, dass die Künstlerin vor allem für ihre Malerei bekannt sei. Für die Entdeckung des Schwerpunkts in Claflins Schaffen empfahl sie einen Besuch der Kölner Galerie Drei, von der die New Yorkerin vertreten wird.
In der Malerei dort seien Bezüge zur Auseinandersetzung der Künstlerin mit Eindrücken in den
Clubs der Stadt und anderen lokalen Besonderheiten zu finden. Die im Wesentlichen objektorientierte Ausstellung in Mönchengladbach bezeichnete Weischedel als Ergebnis von Claflins freier und experimenteller Arbeit außerhalb des üblichen Kontextes.
Mit der Unterstützung der Josef und Hilde Wilberz-Stiftung vergibt die Stadt seit 1998 das jeweils sechsmonatige Stipendium. Die Mönchengladbacher Ausstellung zeigt ein einziges Gemälde, das allerdings ins Verhältnis zu einer Schaufensterpuppe
gesetzt ist und somit in die objektorientierte Ausrichtung eingebunden ist.
Claflin bedauerte ihre noch mangelnden Deutschkenntnisse und sprach daher im amerikanisch gefärbten Englisch ihrer Heimat. Das Wissen um hiesige Dialekte habe sie auch über die eigene Aussprache nachdenken lassen. Die Künstlerin betonte mehrfach ihre Freude über den Aufenthalt in Mönchengladbach. Sie sagte aber auch, zu Beginn ein Gefühl der Einsamkeit verspürt zu haben.
Um ein „Nest“in Mönchengladbach zu bauen, habe sie Dinge aufbewahrt, die sie zunächst nicht verwerten konnte, so wie die Weinflaschen, die sie später als Malhintergrund und Hintergrund für Fotoarbeiten verwandte. Geholfen habe ihr auch ein Track selbst zusammengestellter Musiktitel mit persönlich aufgeladener Erinnerung. Die Musik klingt beständig, während das Objekt Bluetooth Speaker Bowl mit dem Lautsprecher wie ein Goldfisch im Glas ruht.
Teil der auf ein Podest erhobenen Installation der Arbeit „31.4“ist die „kostümierte“Barbiepuppe Whitney. Der Schal mit den Wortwolken „New York“ist ausnahmsweise ein Mitbringsel. Neben vorgefundenen Dingen habe sie die verwerteten Materialien im Kaufhof oder in Discountern gekauft, sagte Claflin. Das Kapitel Mönchengladbach ist für die New Yorkerin noch nicht abgeschlossen. Sie will erst einmal bleiben.