Daten zum Drogenkonsum junger Menschen lückenhaft
(szf) Für einen Überblick über Drogenprobleme bei Kindern und Jugendlichen in NRW verlässt sich das Land auf Jahre alte und wenig aussagekräftige Zahlen. Das hat eine Anfrage der FDP-Fraktion ergeben. Demnach kann das Land nur vage schätzen, wie viele junge Menschen im Land ernsthafte Probleme mit illegalen Drogen haben. Das Gesundheitsministerium von Karl-Josef Laumann (CDU) verweist dazu auf Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe. Erfasst sind dabei die ambulanten Behandlungsfälle gesetzlich versicherter junger Menschen im Alter von zehn bis 24 Jahren im Jahr 2021.
Den Daten zufolge gab es bei den verbotenen Rauschmitteln insgesamt die meisten Diagnosen und Behandlungen wegen Cannabiskonsums: Mehr als 9800 Fälle waren es unter den Zehn- bis 24-Jährigen. Die meisten, nämlich mehr als 6700 Fälle, gab es unter den jungen Erwachsenen ab 20 Jahre. Fast 3000 Fälle entfielen auf Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren; knapp 300 auf Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren.
Am zweithäufigsten gab es Probleme wegen „multiplen Substanzgebrauchs“mit insgesamt mehr als 6600 Behandlungsfällen. Dies waren mehr als 3900 bei den ab 20-Jährigen, knapp 2300 bei Jugendlichen. Kinder bis 14 Jahre waren mit fast 400 Fällen sogar häufiger deswegen in Therapie als wegen Cannabiskonsums. Die Betroffenen nahmen laut den Diagnosen mindestens zwei verschiedene Substanzen, und es war nicht klar auszumachen, welche davon die psychische Störung ausgelöst hat. Allerdings fällt unter die „Substanzen“in dieser Kategorie auch die legale Droge Alkohol.
Das Gesundheitsministerium weist selbst darauf hin, dass die Daten kein besonders umfassendes Bild bieten. Die Dunkelziffer Betroffener, die nicht zum Arzt gehen und keine Diagnose und Behandlung erhalten, dürfte hoch sein. Privatversicherte tauchen in der Statistik gar nicht auf. Zugleich gibt es Unschärfen der Datenerhebung: Wenn es nach ein- und derselben Diagnose mehrere Folgebehandlungen gibt, wird dies als ein Fall zusammengefasst. Bei Mehrfachdiagnosen geschieht dies aber nicht.