Norbert Müschen tritt Karnevals-Rente an
Bei der Karnevalsgesellschaft De Japstöck Kückhoven hat im Herbst eine neue Zeitrechnung begonnen: Präsident Norbert Müschen hat die Aufgaben an Ralf Offermanns übertragen. Das Sprachrohr der Gesellschaft genießt die närrische Zeit nun aus der zweiten Rei
Der Ort, an dem er während der Galasitzung zu finden war, war dieses Mal etwas anders. Und auch die Art und Weise seines Daseins in der Kückhovener Mehrzweckhalle fiel irgendwie auf – jedenfalls denen, die ihn gut kennen. Der Mann hatte nämlich plötzlich viel Zeit für einen Plausch am Rand des Geschehens.
Norbert Müschen, die Institution überhaupt bei der Karnevalsgesellschaft De Japstöck Kückhoven, hat den karnevalistischen Ruhestand angetreten. Jahrzehntelang setzte er nicht nur Akzente als Elferratspräsident und später als Präsident, der sozusagen als Sprachrohr der Gesellschaft überall mit geschickt ausgewählten, teils auch klaren und kritischen Worten bei offiziellen Auftritten seiner Gesellschaft Ausrufezeichen setzte, Müschen war bislang das, was man das Gesicht der 1949 gegründeten Japstöck nennen muss. Sein Amt als Elferratspräsident hat er längst an Sascha Quasten weitergegeben, die Aufgaben als Präsident und somit Chef der Japstöck gab Norbert Müschen im Herbst an Ralf Offermanns weiter.
Der 30. Januar ist für Müschen ein ganz besonderer Tag: Er wird 70 Jahre alt, „und die 70 habe ich mir gesetzt, um die Aufgaben in jüngere Hände zu geben“, betont er. Dass dies gelingen würde, davon durften Kenner des hiesigen Karnevals auch getrost ausgehen, denn Müschen war immer bekannt dafür, eine solide Basis zu setzen und nichts dem Zufall zu überlassen.
Seine karnevalistische Laufbahn begann der Kückhovener schon in ganz jungen Jahren. Damals, als sein Vater ihn als kleinen Jungen mit zum Wagenbau genommen hat. Der Wagenbau übrigens, der noch heute ein Alleinstellungsmerkmal ist, weil er unter anderem auch die fünf in Kückhoven existenten Nachbarschaften prägt. Mit 18 wurde er dann ordentliches Mitglied der Gesellschaft. Welchen Weg er innerhalb des Vereins gehen würde, ahnte er damals selbst noch nicht. Heute sagt er: „Ich habe mein Leben, meine Familie, meinen Job der Gesellschaft untergeordnet. Der Karneval hat meinen persönlichen Terminkalender dominiert.“Ein Beispiel: Berufsbedingt gab Müschen seinen Wohnsitz Kückhoven früh auf, er lebte sogar zwei Jahre in den USA – er flog stets extra zurück über den großen Teich nach Deutschland, um als Elferratspräsident durch die Sitzungen zu führen. Es mag Menschen geben, die das für verrückt halten. Sein bedingungsloser Einsatz für die Gesellschaft und
deren Mitglieder zeigt aber auch eines: Ohne diese „Verrückten“würde in manchem Verein das Licht ausgehen.
Was Müschen immer wieder unterstreicht: „Ich war das ja nie alleine. Da waren und sind immer auch andere Akteure, die mit anpacken.“Ein Beispiel dazu: Zusammen mit dem damaligen Präsidenten Günter Wallrafen bildete Müschen eine überaus erfolgreiche Spitze als „Macher“des Kückhovener Fastelovends.
Wenn Norbert Müschen die Dinge entwickeln und prägen wollte, dann geschah dies vor allem zum Wohl des Vereins. Jeder und jede, der bzw. die unter Müschens Zeit bei den Japstöck aktiv werden wollte, musste recht früh lernen: Ohne Arbeiten keine Uniform. Fast schon legendär ist Müschens Aussage: „Nicht wenige haben bei uns zum ersten Mal einen Putzlappen in der Hand.“Einen solchen zu schwingen,
dafür war sich Müschen selbst nie zu schade. Immer das Vorbild, immer im Sinne der Gesellschaft.
Standen Neuerungen an, hat sich Müschen immer intensiv in die Materie eingearbeitet. Stichwort Tüv: Was war der Aufschrei groß, als die Karnevalswagen für die Umzüge plötzlich vom Tüv geprüft werden sollten. Ein riesiger Aufwand stand vor den Jecken – Müschen war es, der Ordnung ins System brachte. Von seiner Arbeit profitierten schließlich auch weitere Gesellschaften, etwa die große Erkelenzer Karnevalsgesellschaft von 1832. In dem Zusammenhang: Der neue Ehrenpräsident der Japstöck baute immer auf gute Kontakte, weil: „Wir müssen zusammenstehen. Es muss sicher auch den Wettbewerb geben, aber man nützt sich selbst am meisten, wenn man auch andere berücksichtigt.“
Mit Optimismus und zufriedener Miene blickt Norbert Müschen in die Zukunft der Japstöck: „Es sind sehr gute Leute da, die jetzt anpacken.“