Rheinische Post Erkelenz

Borussias Themen im Transfer-Endspurt

Um Florian Neuhaus ranken sich die meisten Gerüchte. Wie sich die Lage beim Mittelfeld­spieler darstellt, und was das für andere Pläne bedeutet.

- VON HANNAH GOBRECHT

Wenige Tage vor Ende der Transferpe­riode ist bei Borussia Mönchengla­dbach vor allem eine Personalie laufend im Fokus der Spekulatio­nen: Florian Neuhaus. Zuletzt habe sich der VfB Stuttgart intensiv mit Gladbachs Mittelfeld­spieler auseinande­rgesetzt, eine Leihe sei laut der „Bild“ein Thema. Nach Informatio­nen unserer Redaktion bleiben die Borussia-Verantwort­lichen allerdings weiter ihrer Linie treu, über die wir bereits berichtet hatten: Eine Neuhaus-Leihe, egal wohin, kommt für Gladbach nicht infrage.

Komplett ausgeschlo­ssen wird ein Wechsel bis zum 1. Februar, an dem um 18 Uhr die Transferpe­riode in den europäisch­en Top-Ligen endet, von Borussias Seite aus nicht, doch Sportchef Roland Virkus geht von einem Verbleib Neuhaus‘ aus. „Man kann im Leben nie etwas mit Sicherheit sagen. Dass Flo keine leichte Phase hat, das ist so. Er hat heute bewiesen, dass er sich auch gegen Widerständ­e durchsetze­n kann. Das erwarten wir als Klub vom Flo“, hatte Virkus nach dem 0:0 in Leverkusen gesagt.

„Ich habe hier im Sommer vier Jahre verlängert, das habe ich nicht ohne Grund gemacht. Ich fühle mich sehr wohl“, sagte Neuhaus wiederum am vergangene­n Samstag. Damit hat er die Tür für einen Last-Minute-Wechsel selbst noch am deutlichst­en geschlosse­n, möglicherw­eise wird die Gerüchtekü­che aber weiter bis Donnerstag­abend köcheln. Denn Neuhaus-Berater Christian Nerlinger, ehemaliger Sportdirek­tor des FC Bayern, scheint nicht daran gelegen zu sein, Ruhe in die Sache zu bringen – ungeachtet der Tatsache, dass die Gerüchte Neuhaus’ Standing in Gladbach nicht zwingend stärken.

Doch wäre schon ein unmoralisc­hes Angebot notwendig, um doch noch Bewegung in die Sache zu bringen, ein Neuhaus-Verkauf noch in diesem Winter ist demnach sehr unwahrsche­inlich. Stuttgart hat sich in die Liste der potenziell­en Interessen­ten

vorerst als letzter Klub eingereiht, zuvor waren unter anderem der FC Sevilla, Lazio Rom und Vereine aus der Premier League mit Neuhaus in Verbindung gebracht worden.

Mit seiner starken Leistung in Leverkusen hat Neuhaus bewiesen, dass er den Trubel um seine Person ausblenden kann, doch Borussia erwartet vom 26-Jährigen, dass solche Auftritte in den kommenden Monaten zur Regel werden – und nicht die Ausnahme bleiben. Seinen eigenen Erwartunge­n, Leistungst­räger und Führungssp­ieler zu sein, hinkt Neuhaus

hinterher, unverzicht­bar hat er sich für Trainer Gerardo Seoane bisher nicht gemacht, zumal es nach wie vor ein Rätsel zu sein scheint, auf welcher Position Neuhaus dem Gladbacher Spiel am meisten nützt und mit welchen Nebenleute­n er am besten funktionie­rt.

Er selbst favorisier­t die Achteroder Zehnerposi­tion, auf der Acht ist die Konkurrenz mit Manu Koné und Rocco Reitz bislang allerdings zu groß für Neuhaus gewesen, in Leverkusen hatte er in einem 5-3-2-System Koné und Julian Weigl bei sich, seine bisherigen drei Saisontore

erzielte er allesamt aus einer offensiver­en Rolle heraus.

Unabhängig der genauen Position scheint jedoch klar: Knüpft Neuhaus nicht an die Leistung in Leverkusen an, dürfte die Debatte um einen Wechsel des dritten Kapitäns, der vor wenigen Monaten einen bis 2027 laufenden Vertrag unterschri­eben hat, spätestens mit dem Ende der Saison wieder aufkommen – zumal die Fans das Potenzial von Neuhaus zwar kennen, er es aber auch in seinem sechsten Bundesliga-Jahr für Gladbach noch nicht zum Dauerbrenn­er und Publikumsl­iebling geschafft hat. Die Akte Neuhaus wird bei Borussia nach Ablauf des Transferfe­nsters mit dem Etikett „Wiedervorl­age“versehen, zu oft hat sich in den vergangene­n Monaten die Sinnfrage bezüglich einer weiteren Zusammenar­beit zwischen Spieler und Klub gestellt.

Solange sich bis Donnerstag nichts auf der Abgangssei­te tut, wird es nach Informatio­nen unserer Redaktion keine Zugänge geben, auch nicht im defensiven Mittelfeld, wo Borussia sich nach Verstärkun­g umsieht. Die beiden Japaner Ao Tanaka (Fortuna Düsseldorf) und Kaishu

Sano (Kashima Antlers), der momentan am Asien-Cup teilnimmt und dessen Wechsel nach Bremen sich offenbar zerschlage­n hat, haben als Box-to-Box-Spieler ein interessan­tes Profil. Sie wären mit Blick auf ihre bis 2025 laufenden Verträge nicht allzu teuer – doch Borussia hat in Max Wöber und Jordan Siebatcheu derzeit zwei Leihspiele­r im Kader, für deren feste Verpflicht­ungen zusammenge­rechnet ein Betrag von deutlich über zehn Millionen Euro aufgebrach­t werden müsste.

Zusatzeinn­ahmen aus dem DFBPokal (ein Sieg in Saarbrücke­n würde dem Klub für das Erreichen des Halbfinals 3,44 Millionen Euro in die Kassen spülen) würden bei der Realisieru­ng der Transfers helfen, kämen gleichzeit­ig aber zu spät, um kurzfristi­g noch einen neuen Spieler zu verpflicht­en. Borussia war zuletzt eher daran interessie­rt, den Kader zu verkleiner­n und nicht zu vergrößern.

Im Vergleich zu den Vorjahren, als Denis Zakaria (2022, Juventus Turin) und Yann Sommer (2023, FC Bayern München) Borussia als Stammspiel­er im Winter verließen, läuft es aber dieses Mal auch nicht mehr auf einen größeren Verkauf hinaus. Die Transfers von Hannes Wolf (Vertragsau­flösung und Wechsel zum New York City FC) und Yvandro Borges Sanches (bis Saisonende an NEC Nijmegen verliehen) dürften somit die beiden Winter-Wechsel im Januar 2024 bleiben.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Sportchef Roland Virkus ist in Gladbach hauptveran­twortlich für die Kaderzusam­menstellun­g.

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