Politik ist gegen Plan für neue Radstreifen
Die Stadtverwaltung will den Fuß- und Radverkehr auf der Wickrather Straßen stärken. Doch mit einem überraschenden Votum sprachen sich die Bezirksvertreter gegen das konkrete Vorhaben aus. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen.
Die Kritik am Radwegeausbau in Wickrath-Mitte geht weiter. Nachdem sich Bürger bereits mit Verweis auf wegfallende Parkplätze und den drängenderen Handlungsbedarf an anderer Stelle gegen die konkrete Maßnahme ausgesprochen hatten, erreichte diese nun das erste politische Gremium. In der jüngsten Bezirksvertretung (BV) West stellte die Stadtverwaltung das Vorhaben offiziell der Politik vor – und bekam direkt wieder Gegenwind.
Plan Eine „Verbesserung für den Fuß- und Radverkehr“sehen die städtischen Planer für die Gelderner Straße, die Post- und die Hochstadenstraße sowie die Rossweide vor. Für etwa 245.000 Euro sollen Schutzstreifen markiert und Verkehrsinseln errichtet werden. Die Maßnahme erhöhe „den Komfort und die Verkehrssicherheit“und baue Barrieren im öffentlichen Raum ab, heißt es in der Beratungsvorlage. Begründet wird das Vorhaben mit dem beschlossenen „Masterplan Nahmobilität“und der Notwendigkeit, „kurzfristig“Netzlücken im Radverkehr zu schließen. Dafür ist auch ein sogenannter „geschützter Radstreifen“(oder auch „Protected Bike Lane“) an der Geldener Straße geplant. Im Gegenzug wird der Verkehr beispielsweise durch wegfallende Abbiegespuren neu geregelt. Und es entfallen Parkplätze.
Kritik Darin sieht Bezirksvorsteher Ulrich Mones (SPD) ein Problem: „An der Poststraße soll eine Kita entstehen, weshalb Parkraum für den Sportverein entfällt“, sagt er. „Und die Mags hat signalisiert, dass auch an der Trompeterallee bald nicht mehr geparkt werden darf.“Seine Sorge: „Der Parkdruck in Wickrath wird immer größer.“Das sieht man im Rathaus dem Bekunden nach anders. Die Stadtverwaltung hat auch keinen alternativen Vorschlag parat, wie eine Mitarbeiterin auf Nachfrage von Patrick LademannPeters (FDP) einräumt. Der hatte eine „minimalinvasivere“Variante angefragt, damit weniger Parkplätze entfallen. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Lademann-Peters zudem, dass bei dem vorgestellten
Vorhaben für die Mobilitätswende E-Autos nicht mitgedacht werden, die Parkraum benötigen. Und auch den akuten Bedarf sieht er nicht: „Eine ‚Protected Bike Lane‘ kann ich mir anderswo vorstellen, aber nicht im kleinen Wickrath.“
Der Liberale kritisiert zudem, dass die Rückmeldung bei einer Bürgerinformation im August 2023 nicht bei der vorgelegten Planung berücksichtigt worden ist. Das merkt auch Christiane Sörgel (CDU) an: „Dieses Konzept hat uns damals schon nicht überzeugt, und das tut es auch jetzt nicht.“Die Bürgerschaft habe Einwände eingebracht und der Verwaltung eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben. „Davon sieht man aber nichts“, lautet die Kritik der CDUFraktionsvorsitzenden in der BV West. Parteikollegin Vanessa Odermatt sieht den Bedarf eines Radwegeausbaus eher an Landstraßen zwischen den Dörfern und meint, dass Bürger in Wickrath-Mitte ohnehin andere Routen nehmen würden. Und auch Erik Jansen (Linke) betont, dass es Alternativen zu dem Plan geben müsse. „Das hat dann vielleicht etwas mit kleinen Umwegen zu tun.“Es bringe nichts, „ein bisschen Farbe auf die Straße zu schmieren und zu sagen: ‚Wir haben jetzt einen Schutzstreifen‘“.
Fürsprecher kommen aus den Reihen der Grünen: „Die Stadt hat sich auf den Weg gemacht, eine Verkehrswende umzusetzen. Dabei ist es nötig, den Verkehrsraum neu aufzuteilen“, sagt Reinhold Giesen. „Ich halte die Planung für sehr sinnvoll. Es ist der richtige Weg, das umzusetzen.“
Votum
Weil offenkundig Uneinigkeit auch innerhalb der Ampel (SPD, FDP und Grüne) herrscht, unterbrechen die Bezirkspolitiker die Sitzung und beraten sich. Als dann über die Empfehlung der Maßnahme abgestimmt wird, folgt die Überraschung: Sechs Bezirksvertreter (drei Grünen- und drei SPD-Politiker) sprechen sich für und zehn gegen die vorgelegte Planung aus. Zu den sieben Gegenstimmen der CDU-Fraktion kommen jene des FDP-Manns Patrick LademannPeters, des Linken-Politikers Erik Jansen und sogar die des Bezirksvorstehers Ulrich Mones (SPD).
Entscheidung
Die Bezirksvertretung konnte lediglich eine Empfehlung für oder gegen die Planung aussprechen. Den Beschluss zum Radwegeausbau in der vorgelegten Form trifft allerdings der Ausschuss für Umwelt und Mobilität in seiner Sitzung am Donnerstag, 1. Februar.
Die Mitglieder können dabei der Empfehlung der BV West folgen und die Planung der Verwaltung abweisen – oder sich über die Bezirksvertreter und deren Sorgen hinwegsetzen. Dabei geht es auch um die Frage, wie der Fachausschuss auf die Bezirksvertreter, also auf die Politiker im Stadtteil, blickt.