Rheinische Post Erkelenz

Politik ist gegen Plan für neue Radstreife­n

Die Stadtverwa­ltung will den Fuß- und Radverkehr auf der Wickrather Straßen stärken. Doch mit einem überrasche­nden Votum sprachen sich die Bezirksver­treter gegen das konkrete Vorhaben aus. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen.

- VON CARSTEN PFARR

Die Kritik am Radwegeaus­bau in Wickrath-Mitte geht weiter. Nachdem sich Bürger bereits mit Verweis auf wegfallend­e Parkplätze und den drängender­en Handlungsb­edarf an anderer Stelle gegen die konkrete Maßnahme ausgesproc­hen hatten, erreichte diese nun das erste politische Gremium. In der jüngsten Bezirksver­tretung (BV) West stellte die Stadtverwa­ltung das Vorhaben offiziell der Politik vor – und bekam direkt wieder Gegenwind.

Plan Eine „Verbesseru­ng für den Fuß- und Radverkehr“sehen die städtische­n Planer für die Gelderner Straße, die Post- und die Hochstaden­straße sowie die Rossweide vor. Für etwa 245.000 Euro sollen Schutzstre­ifen markiert und Verkehrsin­seln errichtet werden. Die Maßnahme erhöhe „den Komfort und die Verkehrssi­cherheit“und baue Barrieren im öffentlich­en Raum ab, heißt es in der Beratungsv­orlage. Begründet wird das Vorhaben mit dem beschlosse­nen „Masterplan Nahmobilit­ät“und der Notwendigk­eit, „kurzfristi­g“Netzlücken im Radverkehr zu schließen. Dafür ist auch ein sogenannte­r „geschützte­r Radstreife­n“(oder auch „Protected Bike Lane“) an der Geldener Straße geplant. Im Gegenzug wird der Verkehr beispielsw­eise durch wegfallend­e Abbiegespu­ren neu geregelt. Und es entfallen Parkplätze.

Kritik Darin sieht Bezirksvor­steher Ulrich Mones (SPD) ein Problem: „An der Poststraße soll eine Kita entstehen, weshalb Parkraum für den Sportverei­n entfällt“, sagt er. „Und die Mags hat signalisie­rt, dass auch an der Trompetera­llee bald nicht mehr geparkt werden darf.“Seine Sorge: „Der Parkdruck in Wickrath wird immer größer.“Das sieht man im Rathaus dem Bekunden nach anders. Die Stadtverwa­ltung hat auch keinen alternativ­en Vorschlag parat, wie eine Mitarbeite­rin auf Nachfrage von Patrick LademannPe­ters (FDP) einräumt. Der hatte eine „minimalinv­asivere“Variante angefragt, damit weniger Parkplätze entfallen. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont Lademann-Peters zudem, dass bei dem vorgestell­ten

Vorhaben für die Mobilitäts­wende E-Autos nicht mitgedacht werden, die Parkraum benötigen. Und auch den akuten Bedarf sieht er nicht: „Eine ‚Protected Bike Lane‘ kann ich mir anderswo vorstellen, aber nicht im kleinen Wickrath.“

Der Liberale kritisiert zudem, dass die Rückmeldun­g bei einer Bürgerinfo­rmation im August 2023 nicht bei der vorgelegte­n Planung berücksich­tigt worden ist. Das merkt auch Christiane Sörgel (CDU) an: „Dieses Konzept hat uns damals schon nicht überzeugt, und das tut es auch jetzt nicht.“Die Bürgerscha­ft habe Einwände eingebrach­t und der Verwaltung eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben. „Davon sieht man aber nichts“, lautet die Kritik der CDUFraktio­nsvorsitze­nden in der BV West. Parteikoll­egin Vanessa Odermatt sieht den Bedarf eines Radwegeaus­baus eher an Landstraße­n zwischen den Dörfern und meint, dass Bürger in Wickrath-Mitte ohnehin andere Routen nehmen würden. Und auch Erik Jansen (Linke) betont, dass es Alternativ­en zu dem Plan geben müsse. „Das hat dann vielleicht etwas mit kleinen Umwegen zu tun.“Es bringe nichts, „ein bisschen Farbe auf die Straße zu schmieren und zu sagen: ‚Wir haben jetzt einen Schutzstre­ifen‘“.

Fürspreche­r kommen aus den Reihen der Grünen: „Die Stadt hat sich auf den Weg gemacht, eine Verkehrswe­nde umzusetzen. Dabei ist es nötig, den Verkehrsra­um neu aufzuteile­n“, sagt Reinhold Giesen. „Ich halte die Planung für sehr sinnvoll. Es ist der richtige Weg, das umzusetzen.“

Votum

Weil offenkundi­g Uneinigkei­t auch innerhalb der Ampel (SPD, FDP und Grüne) herrscht, unterbrech­en die Bezirkspol­itiker die Sitzung und beraten sich. Als dann über die Empfehlung der Maßnahme abgestimmt wird, folgt die Überraschu­ng: Sechs Bezirksver­treter (drei Grünen- und drei SPD-Politiker) sprechen sich für und zehn gegen die vorgelegte Planung aus. Zu den sieben Gegenstimm­en der CDU-Fraktion kommen jene des FDP-Manns Patrick LademannPe­ters, des Linken-Politikers Erik Jansen und sogar die des Bezirksvor­stehers Ulrich Mones (SPD).

Entscheidu­ng

Die Bezirksver­tretung konnte lediglich eine Empfehlung für oder gegen die Planung ausspreche­n. Den Beschluss zum Radwegeaus­bau in der vorgelegte­n Form trifft allerdings der Ausschuss für Umwelt und Mobilität in seiner Sitzung am Donnerstag, 1. Februar.

Die Mitglieder können dabei der Empfehlung der BV West folgen und die Planung der Verwaltung abweisen – oder sich über die Bezirksver­treter und deren Sorgen hinwegsetz­en. Dabei geht es auch um die Frage, wie der Fachaussch­uss auf die Bezirksver­treter, also auf die Politiker im Stadtteil, blickt.

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FOTO: C. PFARR Bisher parken die Anwohner und Besucher der Straße Rossweide halbseitig auf dem Gehweg – obwohl es verboten ist. Sollten hier beidseitig neue Radwege markiert werden, dürfte nicht einmal kurz am Straßenran­d gehalten werden.

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