Schüler lernen die Filmwelt kennen
Der Kinosaal wurde bei der Aufführung des Films „Der Pfad“mit Julius Weckauf in der Hauptrolle zum Klassenzimmer. Wie Drehbuchautor Rüdiger Bertram den Schülern die Produktion erklärte und Fragen zum Film über die Flucht zweier Kinder vor den Nazis beantw
Abenteuerliche Flucht über die Pyrenäen anno 1940: Für rund eineinhalb Stunden ließen sich die Mädchen und Jungen der Gemeinschaftshauptschule Dohr sowie der Anne-Frank-Schule und des Clara-Schumann-Gymnasiums aus Viersen in der Veranstaltungsreihe Schulkinowochen NRW in die dunkle Zeit des NS-Regimes entführen. Im Comet Cine Center wurde der Kinosaal zum Klassenzimmer.
Bei der Vorführung von „Der Pfad“erlebten sie mit, wie sich Rolf Kirsch und sein Vater Ludwig von Paris auf den Weg nach Marseille machen, als die deutsche Wehrmacht in Frankreich einfällt. In Marseille ist die Situation völlig unerwartet außer Kontrolle geraten, sodass sie beschließen, sich über die Pyrenäen nach Spanien durchzuschlagen, um dann weiter nach Amerika zu flüchten, wo Rolfs Mutter sie bereits erwartet. Als kritischer Journalist, der kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Kirsch bereits ins Visier der Nazis geraten. Rolfs Vater wird plötzlich gefangen genommen; der Junge ist nun auf sich allein gestellt und freundet sich mit dem spanischen Mädchen Nuria an. Dabei begleiten ihn sein Lieblingsbuch „Der 35. Mai“von Erich Kästner und sein treuer Terrier Adi, der von einem Freund der Familie scherzhaft nach Adolf Hitler benannt worden ist.
Mit anhaltendem Applaus reagierten die jungen Zuschauer auf das Ende des Films aus dem Jahr 2022 – und nutzten dann die Gelegenheit, Drehbuchautor Rüdiger
Bertram zu befragen. Ist der Vater zum Schluss tot? Der 56-Jährige, der nach dem Drehbuch zu „Der Pfad“auch den gleichnamigen Roman geschrieben hat, erklärte den Teilnehmern der Schulkinowochen, dass er den Schluss ganz bewusst
offengelassen habe. „Ich erzähle es nicht, aber man muss realistisch sein. In einem Lager war es nicht wahrscheinlich, den Krieg zu überleben, der zu diesem Zeitpunkt noch vier Jahre dauerte.“
Insgesamt zwei Monate hätten die
Dreharbeiten gedauert; Hauptdarsteller Julius Weckauf stammt aus der Nähe von Mönchengladbach, nämlich aus Jüchen. Sein Wiedererkennungswert war bei der Vorführung an der Viersener Straße hoch: „Der hat doch auch in Catweazle
mitgespielt“, wussten die Schülerinnen und Schüler.
Gedreht worden sei „Der Pfad“genau dort, wo die Erzählung spiele: in Spanien. Wegen der CoronaPandemie habe man unter strengen Sicherheitsvorkehrungen arbeiten müssen, so Bertram: „Ich durfte nicht hin. Wenn es nur einen Corona-Fall am Filmset gegeben hätte, wäre der ganze Film tot gewesen.“Seit rund 20 Jahren schreibt der Kölner Drehbücher. „Aber das war mit Abstand mein schwerster Stoff.“Er habe etwas über Flucht schreiben wollen. „Ich wollte etwas Historisches schreiben. Es ist ja gerade mal 80 Jahre her, dass die Deutschen geflüchtet sind.“Obwohl der junge Hauptdarsteller Julius Weckauf quasi in der Nachbarschaft zu Hause ist, kann er an den Schulkinowochen nicht teilnehmen. Der 16-jährige Jüchener hat Unterricht, dreht zurzeit auch drei neue Folgen der „Drei Fragezeichen“.
Bereits 2013 hatte Drehbuchautor Rüdiger Bertram die Idee im Kopf. „Neun Jahre hat es gedauert vom ersten geschriebenen Satz bis zum fertigen Spielfilm.“Auch nach dem Budget erkundigen sich die Mädchen und Jungen. „3,5 Millionen Euro, ein Witz. Der Regisseur musste ständig nach Möglichkeiten suchen, um die Kosten im Rahmen zu halten“, gibt er Einblick in die Finanzierung. Immer wieder habe eingespart werden müssen. „In Hollywood stehen die dafür nicht mal morgens auf.“So habe man beispielsweise beschlossen, Rolf und Nuria einen Teil des Weges auf einem Pferd zurücklegen zu lassen, statt – wie ursprünglich geplant – mit einer Lokomotive.
Die Hauptfiguren habe er sich ausgedacht, aber den Fluchtweg über die Pyrenäen habe es tatsächlich gegeben. Zu Rolf-Darsteller Julius hat der Autor noch immer sporadischen Kontakt. „Wir wollten eigentlich noch einen weiteren Film zusammen drehen, aber das hat nicht geklappt.“
Hund Adi, der eigentlich Junior heißt, habe ebenfalls eine Gage bekommen und habe seine Anweisungen von einem speziellen Tiertrainer erhalten. Und wie wird man Schauspieler? Manche Darsteller seien auf der Schauspielschule gewesen, andere nicht, so Bertram. Bei einem Casting gehe es darum, probezuspielen, um eine Rolle zu bekommen.