Die Flops der RAG-Stiftung
Die Essener schreiben ihre Signa-Beteiligungen ganz ab und machen doch Gewinn.
Der Einstieg in das Reich von René Benko kommt die RAG-Stiftung teuer zu stehen. Sie hat ihre Investitionen in den insolventen Signa-Konzern komplett abgeschrieben, wie Stiftungschef Bernd Tönjes der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“sagte. „Das sind zwischen ein und zwei Prozent unseres Gesamtvermögens.“Bei einem Vermögen von derzeit 17,6 Milliarden Euro handelt es sich also um einen Betrag zwischen 176 und 352 Millionen Euro. „Das ist natürlich ärgerlich. Solche Schritte unternimmt man nicht gern“, räumte Tönjes ein. „Stand heute haben wir kein Risiko mehr in Signa.“Es bestehe allenfalls eine potenzielle Chance, wenn Gläubiger wie Anteilseigner im Insolvenzverfahren zum Zuge kämen. Danach sieht es nicht aus. Bei der Holding hat der Insolvenzverwalter kaum Forderungen anerkannt.
Die Stiftung hatte sich an Signa Prime mit fünf Prozent und an Signa Development mit 3,82 Prozent beteiligt. Die Insolvenz sei nicht vorhersehbar gewesen, so Tönjes. 2017 hatte der Vorstand entschieden, bei Prime einzusteigen. „Wenn man zu diesem Zeitpunkt in hochkarätige europäische Immobilien investieren wollte, führte an Signa kein Weg vorbei.“Das Investment habe sich zunächst positiv entwickelt, so seien rund 60 Millionen Euro an Dividenden zurückgeflossen, über einen Teilverkauf weitere 20 Millionen Euro. 2023 stürzte Benkos Kartenhaus aber ein. Gleichwohl habe die RAG-Stiftung über andere Beteiligungen 2023 deutliche Gewinne erzielt, sagte Tönjes: „Wir werden wohl in einer Größenordnung um die 400 Millionen Euro landen.“Die Ewigkeitskosten seien geringer ausgefallen als erwartet.
„Weniger Finanzabenteuer und mehr solides Wirtschaften wären wünschenswert. Die Ewigkeitskosten des Bergbaus sollten nicht in Benkos Spielcasino gegenfinanziert werden“, hatte Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, unlängst gesagt. Rik Steinheuer, Chef des Steuerzahlerbundes NRW, warnte: „Politisch motivierte, hochspekulative Investments gefährden den Stiftungszweck, die Ewigkeitslasten des Kohlebergbaus zu finanzieren.“
Signa ist nicht der erste Flop der Stiftung. Sie hatte sich auch mit 3,6 Prozent an dem Aachener Elektroautohersteller E-Go beteiligt, der 2020 in die Insolvenz ging und dann von einem Finanzinvestor übernommen wurde. „Das Kapitel E-Go ist für uns abgeschlossen“, erklärte Finanzvorstand Jürgen Rupp 2021. Auf die Frage, ob die Stiftung hier mit 3,6 Prozent eingestiegen sei und nun 36 Millionen Euro abgeschrieben habe, sagte Rupp: „Ja, die Größenordnung stimmt.“Man habe aber viel gelernt für die Arbeit mit Start-ups, die große Ideen hätten.