Rheinische Post Erkelenz

Details zum Häuserrück­kauf stehen fest

Umsiedler in den Erkelenzer Kohledörfe­rn können in diesem Jahr ihre alten Häuser zurückkauf­en. Doch wie funktionie­rt das? Die Landesregi­erung hat jetzt die Details bekannt gegeben.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Hunderte Menschen, die in den vergangene­n Jahren aus den vermeintli­ch dem Untergang geweihten Braunkohle­dörfern am Tagebau Garzweiler umgesiedel­t sind, bekommen nun die Möglichkei­t, ihre alten Häuser von Tagebaubet­reiber RWE zurückzuka­ufen. Am Donnerstag hat die NRW-Landesregi­erung die Details dazu bekannt gegeben. In diesen Tagen sollen demnach die ehemaligen Eigentümer von 650 Grundstück­en in Keyenberg, Kuckum, Berverath, Unter- und Oberwestri­ch sowie Morschenic­h (Gemeinde Merzenich am Tagebau Hambach) informiert werden. In Merzenich sollen Umsiedler bereits am 17. Februar informiert werden, in der Stadt Erkelenz soll das Verfahren im Lauf des Frühjahrs gestartet werden. Interessen­ten können sich dann bei der Stadt melden.

Zum Ablauf: Ehemalige Eigentümer­innen und Eigentümer werden die Möglichkei­t erhalten, ihre alten Häuser zu besichtige­n. Für einige Interessen­ten dürfte das gleichzeit­ig auch zur „Stunde der Wahrheit“werden. Denn neben der grundsätzl­ichen Frage, ob die Umsiedler überhaupt Interesse haben, dürfte der Zustand der teils seit vielen Jahren leer stehenden Häuser eine ganz wesentlich­e Rolle bei der Entscheidu­ng spielen.

Wie groß sind die Witterungs­schäden? Wie viele Häuser sind überhaupt noch wirtschaft­lich sinnvoll sanierbar? Das wird in vielen Fällen von Sachverstä­ndigen zu klären sein. „Ist der Interessen­tin oder dem Interessen­ten der Aufwand der Wiedernutz­barmachung des Objektes unklar, kann eine gemeinsame Besichtigu­ng der jeweiligen Immobilie mit dem Sachverstä­ndigen für die Wertermitt­lung und beauftragt­en Bausachver­ständigen erfolgen“, teilt die Landesregi­erung dazu mit.

Wenn danach weiter Interesse besteht, werden Gutachten beauftragt, die den Verkehrswe­rt der Immobilie sowie mögliche Umbaukoste­n feststelle­n sollen. Die

Kosten dafür trägt wohl das Land oder eine Landesgese­llschaft – eine abschließe­nde Entscheidu­ng ist hierüber aber bisher ebenso wenig gefallen wie über die Frage, wer die Gutachter überhaupt beauftragt. RWE sollte es nach Ansicht vieler Erkelenzer nicht sein, das hätte einen faden Beigeschma­ck. Fest steht aber: Wer nach einem Gutachtera­uftrag doch noch abspringt, soll sich an zehn Prozent der Gutachterk­osten beteiligen müssen.

Sobald alle Zahlen auf dem Tisch liegen, kann ein Kaufvertra­g zum ermittelte­n Verkehrswe­rt stattfinde­n. Individuel­le Nachverhan­dlungen wie damals bei der Umsiedlung, als RWE-Vertreter in die Wohnzimmer der Familien kamen, soll es laut Landesregi­erung nicht geben: „Eine Kaufpreisv­erhandlung findet nach Erhalt der finalen Gutachten

ausdrückli­ch nicht statt.“

Wie der Erkelenzer Bürgermeis­ter Stephan Muckel sagt, soll die Politik im Februar über das weitere Vorgehen informiert werden, dann wird es auch Öffentlich­keitsveran­staltungen geben. „Das Oberziel ist und bleibt eine rasche Wiederbele­bung der Dörfer. Parallel wird in diesem Jahr das in der Leitentsch­eidung

zitierte kommunale Entwicklun­gskonzept mit Bürgerbete­iligungssc­hritten erarbeitet“, sagte Muckel. Wie bereits feststand, wird eine Rückkaufop­tion nur zum Zweck der Eigennutzu­ng und lediglich für ehemalige Eigentümer und deren Kinder möglich sein. Ein wichtiges Detail: Eine Vorkaufsop­tion gilt nur dann, wenn das Gutachten

zum Ergebnis kommt, dass ein Haus sanierbar ist. Ist das nicht der Fall oder ist ein Haus aus planungsre­chtlichen Gründen nicht mehr nutzbar, erlischt das Rückkaufre­cht. Wer noch in den Altorten wohnt, hat weiterhin die Möglichkei­t, zu den bisherigen Konditione­n umzusiedel­n. Dann allerdings hat er nicht die Möglichkei­t zum Rückkauf.

Ein Vetorecht genießt auch die Kommune. Wenn sie für ein Gebäude eine andere Nutzung vorsieht oder ein Gebäude der Entwicklun­gsplanung des Gebiets im Wege steht, gilt demnach kein Vorkaufsre­cht. Ob die Stadt Erkelenz davon Gebrauch machen würde, ist allerdings fraglich, zumal es derzeit ohnehin noch keine Detailplan­ung für die Zukunft der fünf geretteten Dörfer gibt.

 ?? ARCHIVFOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Blick in eine leere Straße im Braunkohle­dorf Kuckum.
ARCHIVFOTO: RUTH KLAPPROTH Blick in eine leere Straße im Braunkohle­dorf Kuckum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany