Die Gräfin feiert silbernes Bühnenjubiläum
Der Birgelener Heinz Küppers-Schilling feiert seit 25 Jahren große Erfolge mit seiner Kunstfigur Gräfin Henriette von Küppersbusch. Wie eine Friseurin und ein Organza-Mantel die Karriere in Gang brachten.
Er kann auf jeden Fall von sich sagen, in die Karriere hineingestolpert zu sein. Und zwar so elegant, dass das Publikum von dem kleinen Missgeschick nichts mitbekommen, es sogar für einen Teil der Show gehalten hat. Heute kann Heinz Küppers-Schilling darüber herzhaft lachen – und auch auf 25 Jahre zurückblicken, die er schon gemeinsam mit seiner Kunstfigur Gräfin Henriette von Küppersbusch verbringt. Für den erfolgreichen Travestiekünstler gibt es also gute Gründe, um das Silberjubiläum ordentlich zu feiern.
Diesen einen besonderen Besuch beim Friseur hat er noch gut im Gedächtnis. 1998 war das, gerade mal 18 Jahre jung war er, als er mit wallender Mähne und lackierten Fingernägeln im Salon saß. „Da wurde ich gefragt, ob ich zur offiziellen Eröffnung des Salons, die in Oberbruch im Invincula gefeiert wurde, eine Travestieshow machen möchte“, sagt Heinz Küppers-Schilling. Der damals 18-Jährige war verdutzt, „denn ich hatte keine Ahnung, um was es genau geht bei Travestie, zudem wusste ich ebenso wenig vom Schminken“. Doch die Friseurin stand ihm wohlwollend zur Seite, versprach, für ein perfektes Makeup zu sorgen, sogar einen Kostümverleih in Roermond nannte sie ihm. „Dort lieh ich mir einen Mantel aus – ich liebe Mäntel“, schwärmt der Künstler.
Und dann ging es tatsächlich in die Show. Die Bühne war zu hoch, selbst für den hochgewachsenen Küppers-Schilling. Man schaffte Abhilfe für ihn, in dem man flugs aus umgedrehten Bierkästen eine Treppe baute. Und dann passierte es: Als er mit Rücken zum Publikum auf der Bühne stand und die Show mit einem schnellen Umdrehen eröffnen wollte, verfing sich der Organza-Mantel im Fuß. „Das sorgte fürs Stolpern, woraus ich eine Art Hechtsprung machte. Ich war voll mit Adrenalin, ich war aufgeregt. Das Interessante war, dass das Publikum tatsächlich dachte, das alles gehört zur Show“, wundert sich Küppers-Schilling noch heute und ist selbst immer noch überrascht, was daraus geworden ist.
Denn: Schritt für Schritt hat sich seine Karriere entwickelt. Zuerst als Henriette Küppersbusch auf der Bühne, brachte ihn viel später ein Theaterseminar in Schloss Brüggen dazu, die Figur zu adeln – seit 2009 heißt die Kunstfigur nun Gräfin Henriette von Küppersbusch. „Das hat allerdings noch nicht dazu geführt, auf adlige Partys eingeladen zu werden“, sagt Heinz KüppersSchilling und lacht.
Der Gräfin Leben einzuhauchen, ist eine Menge Arbeit, die er mit hohem Aufwand neben seinem normalen Job bei der Lebenshilfe Heinsberg erledigt. Er arbeitet dort als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung für Menschen mit Behinderungen. „Zudem bin ich auch angehender Sexualpädagoge für Menschen mit Behinderungen“, erzählt er.
Was ihm von Beginn an wichtig war: „Ich verstehe mich als Travestiekünstler, nicht als Dragqueen. Ich singe viel in meinen Shows, mit dem Livegesang schöpfe ich Energie aus dem Publikum, dem ich viel Freude bereiten will. Genau das macht mir Spaß.“
Übrigens: Heinz Küppers-Schilling hat in seinem Wohnhaus ein Studio eingerichtet, in dem Henriette sozusagen „wohnt“. Hier untergebracht sind unter anderem bis zu 60 Kostüme von schrill bis edel, die maßgeschneidert sind. Auch Perücken sind vorhanden – übrigens aus dem Haus, aus dem auch die bekannte Dragqueen Olivia Jones ihre kunterbunten Frisuren bezieht.
Was definitiv klar ist: Der Birgelener ist für die Bühne geboren. Das hat auch Stefan Bockelmann früh erkannt, nachdem er mit dem Erka-Ensemble für das umjubelte Stück „Schattenheimat“probte. Jeder Akteur sollte einen Monolog aufführen, Küppers-Schilling entschied sich für eine Szene aus dem Film „Nuts“(1987) mit Barbra Streisand. „Besser geht es nicht“, fasste Bockelmann zusammen, die Autoren schrieben daher das Stück auch um, um Küppers-Schilling eine Rolle maßzuschneidern, was gelang.