Comedian spielt Verstecken mit der Kunst
Vor der Lese-Show hatte die Zeit für einen Besuch des Museums Abteiberg gefehlt. Der sei für den folgenden Tag geplant. „Ich bin neugierig auf die Texte neben den Werken“, sagte Jakob Schwerdtfeger. Der Kunst-Comedian ist bekennender Gegner von abgehobenen, damit oft unverständlichen Kunstbesprechungen. Manche Texte seien geschrieben, als seien sie für einen Wettbewerb um die meisten Fremdwörter bestimmt, so die zugespitzte Einschätzung.
In der ausverkauften Buchhandlung Degenhardt präsentierte der
Comedian mit abgeschlossenem Kunstgeschichtsstudium in flottem Tempo eine bemerkenswerte Alternative – bissig, humorvoll und kundig serviert. „Na, habt ihr Bock? Ich auch. Ich freue mich total, in Mönchengladbach zu sein“, sagte er zur Begrüßung. Die offene Zugewandtheit, wie auch der rasante und leidenschaftliche Redefluss machten seine Begeisterung für Kunst und den Wunsch nach verständlicher Vermittlung spürbar.
Anstoß für das Buch „Ich sehe was, was du nicht siehts, und das ist Kunst“sei die vergebliche Suche nach einem lustigen Band über Kunst gewesen, so der Gast.
Als Beleg für seine These einer verbreiteten Kunstsprache, die eher abschreckend als verständlich wirke, stellte Schwerdtfeger in einem Museum vorgefundene Originalzitate vor. Die dürfte kaum einer der Anwesenden auf Anhieb verstanden haben. „Wer mag denn da gedacht haben, das ist griffig formuliert?“, fragte der Autor das von ihm durchweg geduzte Publikum. Nach eigenem Bekunden wählte er für sein Buch 200 Kunstwerke, die er großartig finde. Im Wechsel von Lesung und direkter Ansprache berichtete er, wie Werke und Installationen in ihm ein Kopfkino entzündet hätten. Er sprach anschaulich von Malewitschs „radikalem“Bild „Das schwarze Quadrat“und dessen Einfluss auf nachfolgende Künstler. Während seiner Zeit am Frankfurter Museum habe er bei Führungen durchs Haus gemerkt, die Menschen hätten Lust auf Storys zu Werken und Künstlern, so der Autor. Über eines der interaktiven Spiele zwischendurch erfuhren die Zuhörer, dass Salvador Dalí als Meister der Selbstinszenierung tatsächlich mit einem Ameisenbären Gassi gegangen ist. Zahlreiche Fotos könnten dies belegen. Den oft in Verbindung mit abstrakter Kunst zu hörenden Satz „Das kann ich auch“brandmarkte Schwerdtfeger als „optimale Ausrede, um sich mit einem Werk nicht auseinanderzusetzen“. Tatsächlich habe die Menschheit auf manche als simpel geltende Idee oft jahrhundertelang gewartet.
Thema war auch der Kunstmarkt, „so komplex wie der Aktienmarkt“. Auf die Frage, ob er selbst Kunst sammle, bekannte der Autor, „nichts Teures“an den Wänden zu haben. Er besitze Gemälde des Großvaters Stefan, einem ehemaligen Bauhausschüler, außerdem zwei Werke von Streetart-Künstlern. Im Plädoyer für Kunst betonte der Comedian, Diktatoren mögen keine Kunst. Ihnen gefalle das freie Denken nicht.