Ohne Geld – aber mit reichlich Punkten
Trotz großer Verletzungssorgen steht der Drei-Dörfer-Klub zur Winterpause auf Platz sechs – mit 13 Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Coach André Lehnen versichert nachdrücklich, dass beim SVH kein Geld fließt.
Jeden Dienstag ist es beim SV Helpenstein vor dem Trainingsbeginn dasselbe Ritual: „Ich bedanke mich bei den Spielern, dass sie auch in dieser Woche wieder zum Training gekommen sind und hier zum Nulltarif spielen. Denn Geld gibt es bei uns keines zu verdienen – noch nicht mal eine Punktprämie oder ein Zuschuss für die Mallorca-Mannschaftstour“, versichert Cheftrainer André Lehnen – und schiebt nach: „Meine Trainerkollegen lachen sich immer kaputt, wenn ich ihnen das erzähle. Beim Budget liegen wir klar auf dem letzten Platz in dieser Liga.“Dazu sei sein Team das zweitjüngste der Liga – nur die U23 des 1. FC Düren sei noch jünger.
Sportlich sieht die Sache aber ganz anders aus: Der SVH steht mit 27 Punkten aus 16 Spielen zur Winterpause auf Rang sechs – mit satten 13 Punkten Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Da kann man wahrlich nicht meckern.
So lief die Hinrunde
Mit zehn Punkten aus den ersten vier Spielen startete der Drei-Dörfer-Klub fast optimal – zum Auftakt gab es einen 2:0-Erfolg bei Mittelrheinliga-Absteiger Viktoria Arnoldsweiler. Am fünften Spieltag gab es beim SV Breinig mit 0:3 dann die erste Niederlage, der mit dem 1:2 gegen die „Übermannschaft“von Teutonia Weiden direkt die zweite folgte. Danach fand der SV aber rasch wieder in die Erfolgsspur, gewann einige Male auch zweimal in Folge. Im Schnitt gewann der Fusionsklub mit acht Dreiern jedes zweite Spiel – eine mehr als solide Bilanz.
Ungewöhnlich hohen Stellenwert genoss zudem am 3. Oktober der Kreispokalsieg durch das 1:0 im Finale gegen den A-Ligisten SV Roland Millich. „Nicht allein die Qualifikation für den Mittelrheinpokal, sondern vielmehr der Kreispokalsieg an sich war diesmal das ganz große Ziel. Es war für den Verein schließlich der erste Kreispokaltitel seit 1957, den seinerzeit der SV Arsbeck geholt hatte. 66 Jahre hat man also auf diesen Tag warten müssen. Dementsprechend groß haben wir das auch gefeiert, war der Titel an sich für den Verein sehr wichtig“, erläutert Lehnen.
Das war gut
Grundsätzlich ist Lehnen mit dem bisherigen Verlauf sehr einverstanden. „Ich bin zufrieden. Ohne Geld, dafür mit viel Leidenschaft und Herzblut: Unsere DNA war auch in der Hinrunde wieder erfolgreich. Wir haben hohes Pressing und Vollgasfußball gespielt, und die Zielstrebigkeit Richtung Tor war auch gegeben“, sagt Lehnen. Dazu hätten sich etliche Spieler mächtig weiterentwickelt – so die noch sehr jungen Henrik Hayen und Ron Elsermann auf der Doppelsechs, ebenso Max Wessel, Niklas Brunen und Ertugrul Kabadayi. „Und Nils Jankowski wird ja gerne mal vergessen, war für uns aber wieder enorm wichtig.“
Dazu schlugen die beiden FCWegberg-Beeck-Importe erwartungsgemäß voll ein: Eric Wille war eine souveräne Nummer eins, und Aaron Allwicher absolvierte als einziger Akteur alle Spiele, erzielte zwei Tore und vier Assists. Bester Scorer war Robin Jackels (acht Tore/drei Assists) vor Ibrahim Karpuz (vier/vier) und Neuzugang Nick Camps (drei/ vier), der von A-Liga-Absteiger VfJ Ratheim gekommen war.
Das beste Spiel war für Lehnen kurioserweise eine Niederlage: „Das 1:2 gegen Weiden war völlig unverdient, wir hatten diese Topmannschaft am Rand einer Niederlage. Kämpferisch und vor allem aber auch taktisch haben wir es da einfach überragend gemacht, was gerade auch die Raumaufteilung zwischen Dreierkette und Sechsern angeht. Gegen die speziell in diesem Bereich sehr starken Weidener Spieler haben wir die Halbräume sehr gut geschlossen bekommen – das war nahe an der Perfektion“, schwärmt Lehnen.
Das schlechteste Spiel sei umgekehrt das 2:5 in Rott gewesen. „Angesichts großer Personalsorgen wollten wir uns da mit einer Fünferkette hinten einigeln, doch schon nach 20 Minuten lagen wir 0:3 zurück. Unterm Strich war das unser mit Abstand schlechtestes
Spiel der vergangenen Jahre.“
Das muss besser werden
In dieser Hinsicht hat Lehnen im Grunde nur einen Wunsch: „Endlich vom Verletzungspech verschont bleiben.“Gleich vier Leistungsträger fielen langfristig aus. Kapitän und Leitwolf Dominik Hahn verpasste quasi die komplette Hinrunde, hat sich in den vergangenen Monaten an beiden Knien und an der Hüfte operieren lassen. Er steht nun ebenso wieder zur Verfügung wie Dominic Sinanoglu, der Senkrechtstarter der Vorbereitung. Der gebürtige Gerderather war von der U19 des Bonner SC gekommen und hatte bis in die frühe Saison hinein mit etlichen Toren auf sich aufmerksam gemacht. Eine Knieverletzung zwang auch ihn dann zu einer monatelangen Pause.
Noch nicht wieder fit ist mit Marvin Joerihsen ein weiterer Leistungsträger. Und an einem Knorpelschaden laboriert Robin Langer. „Unser Physiotherapeut Martin Pirog hat sehr gute Arbeit geleistet. Ein Dank geht zudem an Baptist Polman, dessen Praxisräume Martin
benutzen durfte“, sagt Lehnen.
So läuft die Vorbereitung
Im Winter verzeichnet der SVH einen Zu- und einen Abgang. Studienbedingt (Semester in Neuseeland) steht Maurice Braun bis Sommer nicht zur Verfügung, dafür ist aus Beecks U19 nun Max Driever zum Team gestoßen.
Für die Testspiele hat Lehnen überwiegend hochkarätige Gegner gewinnen können. Gegen Regionalligist, Nachbar und Kooperationspartner Beeck gab es ein 0:5. Den Mittelrheinligisten Borussia Freialdenhoven schlug Helpenstein dafür 2:1. Gegen den weiteren Mittelrheinligisten Blau-Weiß Königsdorf testet der SVH am Samstag, ehe zum Abschluss am 7. Februar die Partie bei Bezirksligist Concordia Oidtweiler ansteht. Bei Ligaprimus Weiden startet der SVH am 18. Februar in die Meisterschaft. Die Kluft zwischen beiden Klubs bringt Lehnen so auf den Punkt: „Weiden hat ein einwöchiges Trainingslager im türkischen Belek absolviert, und wir waren in der Soccerhalle in Erkelenz.“