Rheinische Post Erkelenz

Wie Saatgut in neue Gärten kommt

Spinat, Kürbis und andere Samen wechselten bei einer Tauschbörs­e den Besitzer.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Das neue Gartenjahr steht in den Startlöche­rn. Beete und Wiesenfläc­hen verlangen nach Samen. Gut für alle Gärtnerinn­en und Gärtner, dass es die SaatgutTau­schbörse des Vereins „Transition Town MG“gibt. Am Samstag fand die beliebte Börse in den Räumen der Volkshochs­chule statt. Zum vierten Mal, so die Vorsitzend­e von Transition Town MG, Hildegard Fränken. „Die vergangene­n beiden Male hatten wir je 150 Besucher“, sagt sie. Auch an diesem Vormittag strömen die Besucherin­nen und Besucher schon kurz nach der Öffnung in die Volkshochs­chule. Jeannine Skiba aus Mönchengla­dbach packt gerade fünf Samentütch­en ein. „Ich hab viel vor“, erklärt sie lachend. Im letzten Jahr habe sie die ersten gärtnerisc­hen Versuche angestellt, mittlerwei­le viel gelesen und recherchie­rt. Nun sei sie bereit für eine bunte Mischkultu­r in ihrem kleinen Garten. Warum sie ihre Spinat-, Kürbis-, Zuckererbs­ensamen hier ausgesucht hat? „Ich weiß, wo sie herkommen. Es ist schön, Leute aus der Gegend zu unterstütz­en und außerdem geben sie gute Tipps“, sagt Skiba.

Die Saatgut-Tauschbörs­e ist weit mehr als eine Tauschbörs­e für selbst vermehrtes Saatgut. Sie ist auch Informatio­nsbörse für ökologisch­en Anbau oder für Insekten- und Igelpflege. „Denn alles hängt zusammen: Mehr heimische Wildblumen im Garten bieten mehr Nahrung für Insekten, und Insekten dienen der

Bestäubung von Pflanzen“, sagt Birgit König aus Korschenbr­oich. Sie hat vor sechs Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie legte einen Naturgarte­n an, aus dem sie Wildblumen- und Gemüsesame­n erntet, trocknet, eintütet und weitergibt.

Dagmar Spona aus Kaarst hat einen 350 Quadratmet­er großen Garten – was der an Samen hergibt, hat sie eine Woche lang eingetütet, wie sie berichtet. Auch sie plädiert für einen naturnahen Garten und preist die Samen ihrer wilden Möhre an: „Eine total tolle Pflanze ist das, denn so viele Insekten leben von all ihren Bestandtei­len“, schwärmt Spona. Getauscht wird wenig auf der Börse, die meisten nehmen die Samen gegen eine Spende mit.

Die Mitarbeite­rin der Zentralbib­liothek, Rita Schinken, stellt das Projekt „Saatgutbib­liothek“vor, das Ende Februar startet. Dann können in der Bibliothek für neun Monate Samen ausgeliehe­n werden. Aus den Pflanzen werden neue Samen geerntet, die an die Bibliothek zurückgege­ben werden. Eine Tradition ist schon die selbstgema­chte Marmelade, die Jutta Muntau von Transition Town an die Besucherin­nen und Besucher weitergibt. Ein Vortrags- und Diskussion­sprogramm um die Themen Saatgutrec­ht, Selbstvers­orgung oder den Saatguttre­sor auf Spitzberge­n runden die informativ­e und vielseitig­e Veranstalt­ung ab.

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FOTO: MARKUS RICK Schon kurz nach der Öffnung strömten die Hobbygärtn­er in die VHS, um sich die Samen für ihr Gemüse zu holen, das bald angepflanz­t werden muss.

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