Westverkehr setzt auf neues System
Fahrgäste können ab sofort deutlich genauer vorhersehen, wann die nächsten Busse und Bahnen fahren. An 29 Stellen sind zudem neue digitale Anzeigen installiert worden.
Ahnungslos an der Haltestelle stehen und nicht wissen, ob und wann der nächste Bus kommt – das gehört im Kreis Heinsberg jetzt der Vergangenheit an. Denn durch eine moderne Datenverarbeitungsschnittstelle wird Fahrgästen nun in Echtzeit per App angezeigt, ob ihr Bus pünktlich kommt oder wie viele Minuten Verspätung er mitbringt. An vielbefahrenen Stellen im Kreisgebiet hat die Westverkehr 18 neue elektronische Tafeln aufgehangen, auf denen rund um die Uhr die nächsten Busse angezeigt werden. Eine weitere Tafel kommt in Gangelt noch hinzu, insgesamt wird es in der Region damit dann 29 dieser Anzeigen geben.
An vielgenutzten Stellen, in Erkelenz etwa der Bahnhof, die Aachener Straße und der Burgplatz, wissen Kunden nun also genau, wann welcher Bus einfahren wird. An den Bahnhöfen werden zusätzlich zu den Buslinien der Westverkehr auch die nächsten Züge angezeigt, soweit technisch möglich werden auch die Daten der externen Busunternehmen eingespeist. „Wir glauben, damit jetzt eine gute Informationstechnik zu haben“, sagte West-Geschäftsführer Udo Winkens. Dass das System funktioniert, habe man zuletzt bereits während des Schneechaos im Januar und am vergangenen Freitag auch beim Busfahrerstreik gesehen. „Während der schneereichen Tage haben wir erlebt, wie wichtig zeitnahe Informationen sein können“, erklärt Udo Winkens.
Mithilfe eines Knopfes werden die nächsten Buslinien auch mit einer automatischen Ansage aufgesagt. „Das ist insbesondere für Mobilitätseingeschränkte und schlecht Sehende eine sehr große Hilfe“, sagt Winkens.
Satte 650.000 Euro kostet der Ausbau. Möglich macht die Investition eine Förderung des Zweckverbands Go Rheinland, der einen Großteil übernehmen wird. „650.000 klingt erst einmal nach sehr viel Geld. Aber wenn man weiß, wie teuer gute Technik ist, dann ist das nicht verwunderlich. Das Geld ist gut angelegt“, sagt
Norbert Reinkober, Geschäftsführer von Go Rheinland. Der Zweckverband vertritt den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und den Aachener Verkehrsverbund (AVV ). Transparente und schnelle Informationen hätten eine „enorme Bedeutung für die Steigerung der Akzeptanz und des Komfors des ÖNPNV“, sagte er – auf dem Land gelte dies umso mehr. Denn: „Die West kann noch so guten Verkehr machen, aber die Informationen müssen auch beim Kunden ankommen.“
Die Erfahrung in der Region habe gezeigt, dass Fahrgäste durchaus ein hohes Maß an Verständnis für Verspätungen mitbringen – solange diese schnell kommuniziert werden. „Dann können sich die Menschen
darauf einstellen und stehen nicht vergeblich an der Bushaltestelle und warten“, so Reinkober. Gerade die Abfrage per App werde „unfassbar oft genutzt, da sind wir richtig überrascht“, sagt Reinkober. Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich durch die neue Technik auch Aussagen darüber treffen, wie hoch die Auslastung auf bestimmten Linien
sein wird.
Voraussetzung für ein funktionierendes System ist die Ausstattung der Busse, die ihren Standort permanent an das System schicken. Bei der Westverkehr befinden sich die Busse zwar technisch auf dem neuesten Stand, einige externe Anbieter müssen aber nachrüsten: „Künftig werden auch Drittanbieter
diesem Standard entsprechen müssen“, sagt Reinkober. Während die zehn bereits vorhandenen Informationsanlagen in den vergangenen Wochen umgebaut und aufgerüstet worden waren, sind die anderen neu errichtet worden – auch in Wegberg, Hückelhoven und Wassenberg. An der Haltestelle Gangelt Amt sowie an der Heinsberger Ostpromenade werden die neuen Tafeln erst eingesetzt, wenn die dortigen Umbaumaßnahmen abgeschlossen sind. Gut möglich, dass die Westverkehr kurzfristig weitere dieser Anzeigen an noch mehr Haltestellen installieren lässt. Fördergeld dafür ist zumindest in den kommenden beiden Jahren noch vorhanden, bestätigt Norbert Reinkober.