„Lasst die Unternehmer machen“
Die Sorgen bei den mittelständischen Unternehmen in der Region sind zum Start ins Jahr groß – das wurde beim Jahresempfang des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft (BVMW) deutlich. Was NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zusicherte und die ehemalige
MÖNCHENGLADBACH Stefan Wagemanns fand deutliche Worte beim von ihm als Netzwerker des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft (BVMW) organisierten Mittelstands-Jahresempfang im Kunstwerk in Wickrath: „Es knistert und kriselt an der Basis des Mittelstands.“
Gerichtet waren seine Worte weniger an die vielen Mittelständler aus der Region Düsseldorf und Mönchengladbach, die der Einladung gefolgt waren, als an die Ehrengäste aus der Politik aus Bund, Land und Region; angeführt von der ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin und jetzigen wirtschaftspolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner. Viel Skepsis sprach aus Wagemanns Worten, als er nach einer Antwort auf die Frage suchte, wohin der Weg des Mittelstands führt. Fachkräftemangel, Inflation, Energiepreissteigerung, Bürokratie – die Bedingungen und damit die Perspektiven für die mittelständischen Unternehmen sind nach Ansicht Wagemanns alles andere als rosig.
Da wirkte das per Video eingespielte Grußwort von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst wie ein
Trostpflästerchen und Hoffnungsschimmer gleichermaßen: „Die Landesregierung und der Mittelstand bleiben starke Partner.“Das Land werde sich für weniger Bürokratie einsetzen, werde den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen und die Anstrengungen bei der Bildung als Schlüssel des individuellen Erfolgs verstärken.
Bäckermeister Josef Hinkel, als stellvertretender Bürgermeister Repräsentant der Landeshauptstadt Düsseldorf in der Wickrather Gesprächsrunde, sieht eine große Chance für den Mittelstand. „Geht in die Politik, um das Gesicht des Mittelstands zu zeigen“, rief er den rund 500 Gästen zu. Innovationswillen und Mut, die Hinkel wecken will, seien in Mönchengladbach durchaus vorhanden, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD). Dies habe er in den vielen Besuchen bei Unternehmen erfahren.
Ob zu diesen Unternehmen in Mönchengladbach zukünftig auch das Porsche-Zentrum Willich gehören wird, das wie „Rent4Event“zu den Mitveranstaltern des Empfangs gehörte, bleibt abzuwarten.
Auch auf Wagemanns‘ dringliches Nachhaken blieb Firmenchef Karsten Küch vage. Man sei immer noch im Gespräch, gab sich Heinrichs hoffnungsvoll.
Küch selbst hat zwar schon anderenorts ein mögliches Betriebsgelände erworben, sich aber noch nicht definitiv für einen neuen Standort entschieden; anders als Maximilian Reisch von „Rent4Event“, der in Mönchengladbach sein Unternehmen betreibt.
Auf die Bedeutung der Unternehmen für die Wirtschaft wies Klöckner in ihrer Rede hin. Sie war wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings nach Wickrath gekommen zwischen Etatberatung im Bundestag und Streik der Fluglotsen, was zur Folge hatte, dass sie und Krings noch am Abend mit dem Auto nach Berlin zurückfuhren.
Da blieb für geselliges Beisammensein und Gedankenaustausch zwischen den Mittelständlern kaum Zeit. Eine sinkende Wirtschaftsleistung habe zwangsläufig Auswirkungen auf die gewohnten sozialen Standards.
Diese Standards seien in Gefahr, und die Regierung steuere nicht dagegen an. Zum einen fehle es an Planungssicherheit für Unternehmern wegen der „Unentschlossenheit de Regierung“. Steuersenkungen für Unternehmen seien ebenso unabdingbar wie steuerbefreite Überstunden von Beschäftigten oder Zusatzverdienste für arbeitswillige Rentner sowie Turbo-Abschreibungen. „Wir brauchen mehr unternehmerische Freiheit“, so Klöckner, „lasst die Unternehmer machen.“