Rheinische Post Erkelenz

Borussia muss in den Favoriten-Modus schalten

Gladbach steht vor der Aufgabe, binnen weniger Tage den Schalter umzulegen. Zunächst wartet Drittligis­t Saarbrücke­n im DFB-Pokal, doch nicht nur mit Blick auf diese Partie muss Gerardo Seoanes Team in der Lage sein, einen anderen Fußball als zuletzt zu ze

- VON HANNAH GOBRECHT

Borussia ist glimpflich davongekom­men: Mit einem Punkt aus den beiden Partien bei Bayer Leverkusen (0:0) und dem FC Bayern (1:3) hätten die Gladbacher wohl auch im Vorfeld leben können, letztlich waren sie in München sogar näher an einem Punktgewin­n, als es das Ergebnis vermuten lässt. Dass Trainer Gerardo Seoane mit seiner Mannschaft in keinem der Spiele untergegan­gen ist, dürfte es etwas vereinfach­en, einen Haken hinter die Duelle zu machen.

Genau das sollten die Borussen nun schleunigs­t tun, denn am Mittwoch (20.45 Uhr) wird im DFB-Pokal-Viertelfin­ale beim 1. FC Saarbrücke­n ein ganz anderer Fußball gefragt sein: Nach Verteidige­n und Verwalten, was Gladbach in Leverkusen eindrucksv­oll gelang und in München am Ende schiefging, wird beim Drittligis­ten Offensive und Dominanz gefragt sein. Nur so kann Borussia der Favoritenr­olle gerecht werden.

Das Ballbesitz-Verhältnis aus den vergangene­n beiden Partien (Gladbach hatte in Leverkusen 25 Prozent, in München 44 Prozent) dürfte sich umkehren – dann wird vor allem Kreativitä­t nötig sein, um Saarbrücke­n wehzutun und Lücken gegen einen womöglich tief stehenden Gegner zu finden. Hinzu kommen Wachsamkei­t und Schärfe, die von der Seoane-Elf nach Ballverlus­ten in Umschaltsi­tuationen gefordert sein werden. „Wir müssen im Ballbesitz besser werden. Und wir müssen in Kontersitu­ationen gut abgesicher­t stehen, die Restvertei­digung muss gut stehen“, hatte Gladbachs Sportchef Roland Virkus noch in München gesagt.

Doch nicht nur mit Blick auf das Pokal-Viertelfin­ale, das dem Sieger rund 3,4 Millionen Euro an Prämien in die Kasse spült, ist es für Borussia wichtig, jetzt in den Favoriten-Modus zu schalten. Drei Tage später steht das Heimspiel gegen Bundesliga-Schlusslic­ht Darmstadt 98 an, auch hier zählt nur ein Sieg. Mahnung

genug sollte Gladbach das Hinspiel sein – dort spielte Borussia im Anschluss an die Duelle mit Leverkusen und den Bayern nach einer Länderspie­lpause ihre schwächste

Halbzeit unter Seoane, ehe sie es in Überzahl noch zu einem 3:3 brachte.

Mit Ausnahme des Leipzig-Spiels ist Borussia in jedem der kommenden acht Pflichtspi­ele bis Ende März in der Bringschul­d, Heimspiele gegen Darmstadt, Bochum, Köln und Freiburg sollten gewonnen werden – sonst steckt Borussia an Ostern im Tabellenke­ller, der Vorsprung auf den ersten Abstiegspl­atz kann momentan trügerisch wirken, zumal Union Berlin noch ein Nachholspi­el vor der Brust hat.

Zunächst steht aber das Pokalspiel im Fokus, dort muss Borussia zeigen, dass sie aus den Negativerl­ebnissen in der Liga gelernt hat. Das Spiel gegen Augsburg (1:2) vor zwei Wochen hat gnadenlos aufgezeigt, wie ein Gegner ein zu sorgloses und naives Verteidige­n ausnutzen kann, als die Gladbacher aus einer Einwurf-Situation heraus das zweite Gegentor binnen vier Minuten kassierten – solche Tore sind im Zweifel auch für einen Drittligis­ten leicht zu erzielen.

Sollte Borussia in Saarbrücke­n das Führungsto­r gelingen, wird es spannend zu beobachten sein, wie sich Seoanes Mannschaft verhält. Passivität kann gerade im Pokal zur Gefahr werden, vor allem dann, wenn der Gegner mit zunehmende­r Spielzeit vor eigenem Publikum noch einmal die letzten Kraftreser­ven aus sich rausholt. 23 Zähler hat Gladbach in der Liga nach Führung bereits abgegeben. Im DFB-Pokal können zwar keine Punkte verspielt werden, doch mit einem Ausscheide­n würde Borussia die große Chance auf die erste Finalteiln­ahme seit 1995 leichtfert­ig aus der Hand geben.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Borussia, hier mit Franck Honorat (l.) beim Schussvers­uch gegen Bayerns Eric Dier, war zuletzt des Öfteren in der Rolle des Außenseite­rs. Nun im Pokal gegen den 1. FC Saarbrücke­n wird das ganz
anders sein.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Borussia, hier mit Franck Honorat (l.) beim Schussvers­uch gegen Bayerns Eric Dier, war zuletzt des Öfteren in der Rolle des Außenseite­rs. Nun im Pokal gegen den 1. FC Saarbrücke­n wird das ganz anders sein.

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